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Dresden reagiert auf Blaufichten-Kahlschlag

In Leubnitz-Neuostra sorgt die Fällung von 30 Blaufichten für Aufregung. Die Stadt kann das aber nicht verhindern.

Von Nora Domschke
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In Leubnitz-Neuostra verschwindet eine Baumreihe - zum Ärger der Anwohner.
In Leubnitz-Neuostra verschwindet eine Baumreihe - zum Ärger der Anwohner. © Sven Ellger

Diverse Anrufe seien seit Dienstag im Umweltamt eingegangen. Das teilt Till Käbsch, persönlicher Referent von Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) mit. Dabei geht es den Anrufern um die Fällung von 30 Blaufichten auf einem Privatgrundstück in der Feuerbachstraße.

Etliche Anwohner waren geschockt, als am Dienstag die ersten Bäume der Motorsäge zum Opfer fielen, sie sammelten im Wohngebiet Unterschriften, um den Kahlschlag zu stoppen. Ronald Geyer von der Hausverwaltung begründete die Fällungen gegenüber der SZ damit, dass die Bäume schräg gewachsen seien und umstürzen könnten. Eine der Fichten war im vergangenen Jahr tatsächlich bei einem Sturm umgekippt.

Käbsch bestätigt, dass eine vierseitige Unterschriftenliste im Umweltamt eingegangen ist, die auch an die Hausverwaltung übermittelt wurde. Daraufhin hätte das Amt die Hausverwaltung kontaktiert und sich nach dem Sachstand erkundigt. Verhindern konnte das den Kahlschlag nicht – seit 2010 dürfen Nadelbäume auf bebauten Grundstücken ohne Erlaubnis gefällt werden. Sie sind weder durch das Sächsische Naturschutzgesetz noch durch die Gehölzschutzsatzung der Landeshauptstadt geschützt. 2010 hatte die damalige Landesregierung unter CDU und FDP sie dahingehend geändert. Deshalb könne das Umweltamt nur empfehlend Stellung beziehen, erklärt Käbsch.

„Eine rechtliche Handhabe zum Eingreifen wäre nur dann gegeben, wenn andere naturschutzrechtliche Belange betroffen sind.“ Würde es sich etwa um einen „höhlenreichen Einzelbaum“ oder eine Streuobstwiese handeln, sind diese Bäume nach Paragraf 21 des Sächsischen Naturschutzgesetzes als Biotope geschützt. Dann müsste der Eigentümer eine Genehmigung bei der unteren Naturschutzbehörde beantragen, wenn er den Baum fällen will. Im Falle der 30 Blaufichten habe das Umweltamt an die Hausverwaltung appelliert, verantwortungsvoll mit den Bäumen umzugehen und das Gespräch mit den Anwohnern zu suchen, um eine Lösung zu finden. Nahegelegt wurde außerdem, mittelgroßkronige und mistelunanfällige Bäume nachzupflanzen. Das hatte die Hausverwaltung ohnehin bereits angekündigt.

Abschließend teilt Till Käbsch außerdem mit: „Wenn die Gesetzeslage in punkto Baum- bzw. Klimaschutz derlei Lücken aufweist, dass die zuständigen Behörden keine oder nur unzureichende Möglichkeiten zum Eingreifen haben, ist das persönliche Engagement von Bürgerinnen und Bürgern umso wichtiger.“

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