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Vom Kaiserpalast zur Sozialismusplatte

Der Pirnaische Platz in Dresden: ein Ort, der noch immer nach seiner Bestimmung zu suchen scheint. Teil 9 unserer Serie "Vier Zeiten - vier Ansichten".

Von Peter Ufer
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Der Pirnaische Platz in Dresden im Wandel der Zeit: von 1910 bis 2017.
Der Pirnaische Platz in Dresden im Wandel der Zeit: von 1910 bis 2017. © Montage: SZ-Bildstelle

Dresden. Auf den Straßen, die über den Pirnaischen Platz führen, rauscht unablässig Verkehr. Es kreuzen sich die Wilsdruffer, die in die Grunaer Straße übergeht, und die St. Petersburger Straße. In der Mitte ein Gewirr von Spuren und Ampellichtern, Straßenbahnen rattern über die Gleise. Dazwischen ist alles unvollkommen offen mit Grünflächen und Bäumen. Der Platz wirkt wie ein Ort, der nach seiner Bestimmung sucht. 

1910: Der Pirnaische Platz wurde vom Kaiserpalast dominiert. Man kann sich alles nur noch schwer vorstellen: dichte Bebauung, enge Straßenfluchten, begrünt, abwechslungsreiche Architektur.  
1910: Der Pirnaische Platz wurde vom Kaiserpalast dominiert. Man kann sich alles nur noch schwer vorstellen: dichte Bebauung, enge Straßenfluchten, begrünt, abwechslungsreiche Architektur.   © Sammlung H. Naumann

Von 1591 bis 1820 befand sich an dieser Stelle das Stadttor Richtung Pirna. 1821 wurde es abgerissen, aus dem Gelände der Pirnaische Platz, ein urbanes Vorstadtzentrum, das nach und nach mit einzelnen Gebäuden immer dichter wucherte, aber nie als kompaktes Ensemble Gestalt annahm, sondern den Widerspruch der verschiedenen Baustile spiegelte. 

1949: Blick vom Rathausturm über die Ruinen zum Pirnaischen Platz. In diesem Bild wird deutlich, welches territoriale Ausmaß die Bombardierung am 13./14. Februar 1945 hatte. 
1949: Blick vom Rathausturm über die Ruinen zum Pirnaischen Platz. In diesem Bild wird deutlich, welches territoriale Ausmaß die Bombardierung am 13./14. Februar 1945 hatte.  © SLUB, Deutsche Fotothek

So stand etwa neben sachlich gestalteten Wohngebäuden der protzige "Kaiserpalast". Erbaut zwischen 1895 und 1897, repräsentierte das neobarocke Geschäftshaus mit verspielter Sandsteinfassade, Balkons, Erkern und Türmchen den Reichtum des aufstrebenden Bürgertums. Zunächst als Restaurant errichtet, diente es später als Bankhaus. Nach dem Angriff von 1945 blieben um den Platz nur Ruinen, die nach und nach abgetragen wurden, um Raum zu schaffen für eine Magistrale, welche die historische Stadtstruktur zerschnitt. Der offene Platz bekam einen Rahmen mit dem westlich gelegenen, im barocken Baustil wieder aufgebauten Landhaus, heute das Stadtmuseum. 

1967: Der Pirnaische Platz entstand neu. Der Eindruck einer breiten Schneise und das Hochhaus mit dem später angebrachten Schriftzug "Der Sozialismus siegt" hatten Dominanz. 
1967: Der Pirnaische Platz entstand neu. Der Eindruck einer breiten Schneise und das Hochhaus mit dem später angebrachten Schriftzug "Der Sozialismus siegt" hatten Dominanz.  © SZ/Archiv

An dessen Front zum Pirnaischen Platz implantierten zum 800-jährigen Stadtjubiläum Architekten die groteske Konstruktion einer Feuertreppe, drei Etagen Stangen mit Stahlnetzen. Daneben steht hinter dem Parkplatz das Polizeipräsidium, erbaut 1895 bis 1900. Gegenüber befindet sich das 1966 fertiggestellte 14-geschossige Plattenhochhaus, dem 1968 die roten Leuchtbuchstaben "Der Sozialismus siegt" angeschraubt und 1987 wieder abgenommen wurden. Seit Jahren steht das Haus unsaniert da. Der aus DDR-Zeiten stammende Fußgängertunnel unterm Pirnaischen Platz wurde 2016 zugeschüttet.

2017: Bis heute hat sich nicht allzu viel an dem Bild geändert, die breite Magistrale, das Hochhaus … Eine gute städtebauliche Lösung scheint nicht in Sicht. 
2017: Bis heute hat sich nicht allzu viel an dem Bild geändert, die breite Magistrale, das Hochhaus … Eine gute städtebauliche Lösung scheint nicht in Sicht.  © SZ/Archiv: Christian Juppe

Noch mehr historisches Dresden

Panometer: Derzeit ist im Panometer das 360°-Panorama-Bild "Dresden 1945" zu sehen.

Ausstellung: Am 7. Februar hat die Zusatzausstellung zu Peter Ufers neuem Buch "Dresden – Vier Zeiten, Vier Ansichten" eröffnet. Diese Ausstellung ist seitdem im Panometer zu sehen.

Alte Fotos: Wenn Sie alte Bilder aus dieser Zeit von Dresden haben, senden Sie uns diese gerne per Mail an Sächsische.de.

Lesung: Buchpräsentation am 2. März um 19 Uhr im Haus der Presse. Restkarten in allen DDV-Lokalen, SZ-Shops, telefonisch unter 0351 48642002

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Das Buch zur Serie erscheint in der DDV-EDITION: Peter Ufer, „DRESDEN – Vier Zeiten, vier Ansichten“, 22,90 Euro. Seit Mitte Februar ist es im Handel erhältlich. 0351 4864 1827 oder www.ddv-lokal.de.

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