Dresden. Auf den Straßen, die über den Pirnaischen Platz führen, rauscht unablässig Verkehr. Es kreuzen sich die Wilsdruffer, die in die Grunaer Straße übergeht, und die St. Petersburger Straße. In der Mitte ein Gewirr von Spuren und Ampellichtern, Straßenbahnen rattern über die Gleise. Dazwischen ist alles unvollkommen offen mit Grünflächen und Bäumen. Der Platz wirkt wie ein Ort, der nach seiner Bestimmung sucht.
Von 1591 bis 1820 befand sich an dieser Stelle das Stadttor Richtung Pirna. 1821 wurde es abgerissen, aus dem Gelände der Pirnaische Platz, ein urbanes Vorstadtzentrum, das nach und nach mit einzelnen Gebäuden immer dichter wucherte, aber nie als kompaktes Ensemble Gestalt annahm, sondern den Widerspruch der verschiedenen Baustile spiegelte.
So stand etwa neben sachlich gestalteten Wohngebäuden der protzige "Kaiserpalast". Erbaut zwischen 1895 und 1897, repräsentierte das neobarocke Geschäftshaus mit verspielter Sandsteinfassade, Balkons, Erkern und Türmchen den Reichtum des aufstrebenden Bürgertums. Zunächst als Restaurant errichtet, diente es später als Bankhaus. Nach dem Angriff von 1945 blieben um den Platz nur Ruinen, die nach und nach abgetragen wurden, um Raum zu schaffen für eine Magistrale, welche die historische Stadtstruktur zerschnitt. Der offene Platz bekam einen Rahmen mit dem westlich gelegenen, im barocken Baustil wieder aufgebauten Landhaus, heute das Stadtmuseum.
An dessen Front zum Pirnaischen Platz implantierten zum 800-jährigen Stadtjubiläum Architekten die groteske Konstruktion einer Feuertreppe, drei Etagen Stangen mit Stahlnetzen. Daneben steht hinter dem Parkplatz das Polizeipräsidium, erbaut 1895 bis 1900. Gegenüber befindet sich das 1966 fertiggestellte 14-geschossige Plattenhochhaus, dem 1968 die roten Leuchtbuchstaben "Der Sozialismus siegt" angeschraubt und 1987 wieder abgenommen wurden. Seit Jahren steht das Haus unsaniert da. Der aus DDR-Zeiten stammende Fußgängertunnel unterm Pirnaischen Platz wurde 2016 zugeschüttet.
Noch mehr historisches Dresden
Das Buch zur Serie erscheint in der DDV-EDITION: Peter Ufer, „DRESDEN – Vier Zeiten, vier Ansichten“, 22,90 Euro. Seit Mitte Februar ist es im Handel erhältlich. 0351 4864 1827 oder www.ddv-lokal.de.