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Sternekoch Hermann gibt Lokale auf

Nach der überstandenen Insolvenz des Feinschmeckers folgt nun der nächste Schlag für die Dresdner Gastronomie.

Von Julia Vollmer
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Weniger Küche, mehr "Herzensprojekte": Sternekoch Stefan Hermann (rechts) und der baldige Ex-Küchenchef Marcel Kube.
Weniger Küche, mehr "Herzensprojekte": Sternekoch Stefan Hermann (rechts) und der baldige Ex-Küchenchef Marcel Kube. © Ellger

Dresden. Sternekoch Stefan Hermann gibt seine Lokale auf und will sich künftig mehr auf den Konzertplatz, die "Villa Sorgenfrei" und sein Privatleben konzentrieren.

Für sein Unternehmen bedeutet dies, dass der Unternehmer das Restaurant "william" im Dresdner Schauspielhaus sowie das Restaurant "Klara" im Kleinen Haus nach der Sommerpause nicht weiter betreiben wird. Die entsprechenden Verträge mit dem Staatstheater seien bereits gekündigt, die Mitarbeiter informiert, so seine Sprecherin Regine Schneider. Beide Schließungen würden dem gebürtigen Schwaben erlauben, sich zukünftig auch wieder mehr auf das operative Geschäft auf dem Biergarten Konzertplatz Weißer Hirsch sowie in der "Villa Sorgenfrei" zu konzentrieren. 

Bereits im vergangenen Jahr hatte der Dresdner Gastronom angekündigt, seinen Unternehmenshauptsitz auf dem Weißen Hirsch im September 2020 zu verlassen und mit seinem Team umzuziehen. Insgesamt 13 Jahre hatte er dort zuvor das Gourmetrestaurant "bean&beluga", einen Feinkostladen, eine Kochschule und zuletzt auch das Lokal "Hirsch32" betrieben. Das "bean&beluga" allerdings war schon länger geschlossen.

Lust auf "Herzensprojekte"

Eine Reaktion auf die durch Covid-19 entstandenen Einbußen der Branche sei die jetzige Entscheidung  allerdings nicht, sagt seine Sprecherin. Vielmehr habe sich Hermann ganz bewusst dazu entschieden, sich zukünftig ausschließlich auf "Herzensprojekte" zu konzentrieren und außerdem wieder mehr Zeit mit seinen beiden Labrador-Damen, Freunden und der Familie sowie auf Reisen zu verbringen.

„Ich habe jetzt mehr als 30 Jahre lang all meine Energie und Zeit in die Arbeit investiert und dadurch viel mehr erreicht, als ich mir damals vorstellen konnte. Ich möchte dieses Arbeitspensum in meinen nächsten 20 Berufsjahren jedoch nicht aufrechterhalten. Denn auch ich werde nicht jünger und möchte meine verbleibende wertvolle Lebenszeit nun lieber dafür nutzen, um wieder mehr von der Welt zu sehen und mich auf die Dinge zu konzentrieren, die mir wirklich Freude bereiten", so Hermann.

Auch in Hermanns Radebeuler Unternehmen stehen die Zeichen auf Veränderung: Marcel Kube, langjähriger Küchenchef des Restaurantes  Atelier Sanssouci, verlässt das Haus Ende des Monats. Die Nachfolge übernimmt der bisherige Sous Chef Konrad Lange, der mit dem eingespielten Küchenteam den eingeschlagenen Weg fortsetzen und weiterhin neue Impulse in der Region setzen will.

So soll es mit den Jobs weitergehen

Entlassungen soll es aufgrund der Betriebsschließungen allerdings nicht geben. Stephan Hermann will die freiwerdenden Kapazitäten im Team vielmehr dafür nutzen, um eine "Profilschärfung" der Betriebe vorzunehmen. Dabei unterstütze ihn zukünftig sein langjähriger Mitarbeiter und Wegbegleiter Marcus Langer, so Sprecherin Schneider. Der Sternekoch, der bis dato die kulinarischen Geschicke des "bean&beluga" sowie des "Hirsch32" geleitet hat, übernimmt ab sofort die Position des Küchendirektors für alle Betriebe. Denn neben dem Konzertplatz und der "Villa Sorgenfrei" sollen auch die Gastronomie in der Semperoper und die Produktion der Feinkostprodukte, das Catering sowie die beliebte Striezelmarkthütte weiterhin fester Bestandteil des Unternehmens bleiben.

Erst zum Jahreswechsel 2019 hatte es gute Nachrichten für Stefan Hermann gegeben. Seine Privatinsolvenz war abgeschlossen. Im Normalfall dauert so ein Verfahren drei bis fünf Jahre. Da aber seine Gläubiger einem sogenannten Insolvenzplan zugestimmt hatten, konnte er es auf ein Jahr verkürzen. Im Dezember 2017, kurz vor Weihnachten, hatte er die private Zahlungsunfähigkeit anmelden müssen. Der Grund damals: Umsatzsteuer-Nachforderungen des Finanzamtes.

Bereits Ostern 2017 war die Firma des Kochs in die  Insolvenz gegangen. Die unternehmerische Verantwortung war seitdem stabil in der Hand von Hermann und dem begleitenden Restrukturierungsberater Bruno M. Kübler gblieben. Während des Verfahrens musste Hermann keinen Mitarbeiter entlassen und auch keinen seiner Betriebe schließen.

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