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Dringend benötigtes Futter

Auf den Feldern wächst das Getreide gut heran. Und noch etwas macht den Bauern nach dem Dürrejahr Freude.

Von Sven Görner & Maximilian Helm
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Obwohl die Wiesen im Vorjahr ausgebrannt waren, haben sie sich über den Winter gut erholt. Es ist schon der zweite Grünschnitt. Die Sonne in der vergangenen Woche wurde von der Agrargenossenschaft Radeburg auch zum Heumachen genutzt.
Obwohl die Wiesen im Vorjahr ausgebrannt waren, haben sie sich über den Winter gut erholt. Es ist schon der zweite Grünschnitt. Die Sonne in der vergangenen Woche wurde von der Agrargenossenschaft Radeburg auch zum Heumachen genutzt. © Norbert Millauer

Radeburg/Meißen. Das frisch geschnittene Gras, das mit Schwung auf dem Anhänger des Traktors landet, ist lang und saftig. „Das wird Anwelksilage“, sagt Heiko Hennersdorf, der Feldbau-Vorstand der Agrargenossenschaft Radeburg. Als „Silage“ bezeichnet man durch Milchsäuregärung konserviertes Futtermittel – in diesem Fall wird es sogar etwas getrocknet. Es ist schon der zweite Grünlandschnitt in diesem Jahr auf den Wiesen rund um Radeburg und Moritzburg. „Das Futter brauchen wir dringend für unsere Kühe“, sagt der Landwirt. Denn nach der Hitze und Trockenheit im Vorjahr waren die Silos wie ausgekehrt. „Wir haben den Winter über sparsam gefüttert und in der Region Mais dazu gekauft.“

Die Biogasanlage der Drewag in Dresden laufe noch jetzt mit zugekauftem Mais aus Polen. Und das Heu und Stroh, das die Genossenschaft sonst vor allem an Pferdehalter abgibt, war schon beizeiten ausverkauft. „Wir mussten zuerst an unsere eigenen Tiere denken.“

Im Vorjahr waren bis Anfang Juli 60 Hektar Wiese noch gar nicht gemäht worden, weil einfach nichts gewachsen war. Und von den anderen wurde auch nicht viel mehr als ein Viertel der sonstigen Menge geholt. Damit nicht genug, führte das Extremwetter auch dazu, dass das Getreide statt zu wachsen deutlich zeitiger reif wurde. Damit fehlte fast die halbe Menge Stroh.

Ganz ähnlich sah es auch in der Region um Meißen aus. „Letztes Jahr war es viel trockener und das, was wuchs, hat uns der Hagel vernichtet“, sagt Wolfgang Grübler vom Agrarunternehmen Lommatzscher Pflege. Doch im Gegensatz zu seinen Radeburger Kollegen musste er kein Futter einkaufen. „Wir versuchen, immer drei Monate Futterreserven vorzuhalten“, sagt Grübler. Doch im vergangenen Jahr seien auch die fast zur Neige gegangen.

Dieses Jahr hat er Glück, denn in der Region um Lommatzsch ist bisher ausreichend Regen gefallen, was aber nicht für den ganzen Freistaat gilt. „Dieses Jahr ist bisher alles im normalen Bereich“, sagt der Landwirt. Einzig das Grundwasser bereite ihm Sorgen, denn dessen Höhe liege noch immer einen Meter tiefer als gewöhnlich. Sollte es noch weiter sinken, drohen einige Brunnen zu versiegen. Die Folge wäre dann, dass Wasser herantransportiert werden müsste, was sowohl aufwendig als auch teuer wäre.

Auch Heiko Hennersdorf hat Grund zur Freude. Denn bisher läuft es dank des immer wieder fallenden Regens so, wie es sein sollte. „Das Getreidewachstum ist im normalen Status und die Wiesen machen sogar richtig Spaß.“ Er habe nicht damit gerechnet, dass sich diese schon so gut erholt haben, „so ausgebrannt wie sie 2018 waren“. Dennoch: „Das Wasserdefizit aus dem Vorjahr ist noch lange nicht wieder ausgeglichen.“ Und noch etwas trübt die Freude. „Die Kälte Anfang Mai hat die frischen Maistriebe auf rund 90 Hektar erfrieren lassen.“ Die Pflanzen seien zwar nicht tot und treiben wieder aus, „am Ende wird ihnen aber die Zeit zum Wachsen und damit auch Masse fehlen.“

Damit hat Wolfgang Grübler kaum Probleme. „Anfang Mai sah der Mais zwar unter aller Würde aus, die folgende Wärme hat das aber wieder ausgeglichen“, sagt er. Wuchsdepressionen durch die Kälte habe er nicht feststellen können. Das Problem sei eher die Hitze, denn ab 30 Grad Celsius würden die Pflanzen weitestgehend mit dem Wachsen aufhören.

Das bekam man in Radeberg zu spüren: Das Feldgras, das Heiko Hennersdorf im Vorjahr nach der Getreideernte in der Hoffnung hatte aussäen lassen, so das fehlende Futter ein bisschen auszugleichen, schaffte das durch die Trockenheit nicht. „Eigentlich sollte auf diese Fläche in diesem Jahr Mais kommen. Ich habe es aber stehen lassen, in der Hoffnung, dass wir es vier Mal schneiden können.“

Auf 55 Hektar hat die Genossenschaft in diesem Jahr zudem Bienenweiden angelegt. Über das ganze Gebiet des Betriebes verteilt. „Was dort wächst, bleibt stehen.“ Nahrung finden die Bienen nach dem Ende der Rapsblüte aber auch an vielen Rändern von Getreidefeldern. „Dort wachsen Mohn und Kornblumen. Das ist mit den Imkern so abgesprochen.“ Und freut obendrein die Vorbeifahrenden und Vorbeilaufenden.

Eigentlich beginnen die Radeburger um den 5. Juli herum mit der Ernte des ersten Getreides – der Wintergerste. Im Vorjahr war diese da allerdings längst komplett von den Feldern geholt worden. Und diesmal: Am Meißner Berg fällt ein gelbes Feld auf. „Das ist eine neue Sorte Gerste, die wir testen. Das Getreide sieht schon reif aus, ist es aber noch nicht“, sagt Heiko Hennersdorf. „Diese Sorte soll gesünder und ertragsstabiler sein und zudem weniger Wasser brauchen. Wir schau’n mal, ob es passt.“