Knapper Sieg und Achtungserfolg

Dass es eng werden würde im Kampf ums Leipziger Rathaus, war klar. Am Ende hat SPD-Amtsinhaber Burkhard Jung dann doch die Hochburg in Sachsens einwohnerstärksten Stadt verteidigt. Aber es gelang ihm nur ganz knapp – und das trotz der Unterstützung von Wählern der Grünen und der Linkspartei, die zugunsten von Jung ihre Kandidaten zurückgezogen hatten.
CDU-Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow, dem man anfangs unterstellt hatte, die OB-Kandidatur nur halbherzig zu betreiben und lieber in der Landesregierung bleiben zu wollen, erreichte aus dem Stand heraus mehr als einen Achtungserfolg. Gemkow ist seit langem das erste CDU-Gesicht, das auch für das bunte, liberale Leipziger Großstadt-Milieu nicht nur wählbar, sondern sogar die bessere Alternative zu sein schien. Gereicht hat es trotzdem nicht.
Postengeschacher beschädigte Amtsbonus
Das Schwächeln von Jung dürfte vor allem an einem Kardinalfehler des SPD-Kandidaten gelegen haben. Der 61-Jährige hatte sich um den Vorsitz des Ostdeutschen Sparkassenverbandes beworben. Ein peinliches Postengeschacher. Jung beschädigte damit leichtfertig seinen Amtsbonus.
Doch als Erklärung für Gemkows starkes Abschneiden reicht das nicht. Offenbar wünschen sich viele Leipziger Änderungen. Mehr Dynamik, beispielsweise beim Thema Wohnen. Die Stimmabgabe vor allem am Stadtrand für die CDU deuten darauf hin, dass sich dort auch ein Gefühl des Abgehängtseins breit macht. Zudem gibt es eine Sehnsucht nach ein bisschen mehr „Law and Order“ als „Laissez-Faire“. Darum gehört auch das Stichwort Connewitz und damit ein klarer Kurs gegen linksextreme Gewalt auf die Aufgabenliste des neuen, alten Oberbürgermeisters.