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Ein Wunder für das Zinzendorfschloss

Vor 20 Jahren begann mit der Gründung des Freundeskreises der Wiederaufbau. Nun warten neue Herausforderungen.

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© Matthias Weber

Von Anja Beutler

Berthelsdorf. Bei einem Mammut-Projekt gibt es immer Momente, die über Wohl und Wehe entscheiden. Andreas und Dorothea Taesler wissen das nur zu gut. Seit 20 Jahren engagieren sich der Berthelsdorfer Pfarrer und seine Frau für das Zinzendorfschloss im dafür gegründeten Freundeskreis. Und immer wieder mussten sie für den Traum eines Wiederaufbaus Hürden überwinden. Gleich der Start war umstritten – viele im Ort glaubten nicht wirklich daran, dass Zinzendorfs Schloss – das bei Einheimischen als Teil des „Volksguts“ verbucht war – saniert werden könnte. So mancher Berthelsdorfer fürchtete, dass die Mitstreiter, die zum Teil auch aus dem Ausland wie der Schweiz kamen, einer Wolkenschloss-Idee nachhängen. Zumal es keinen festgegossenen Plan für das Projekt gab: „Wir haben immer das Konzept vertreten, dass sich die Nutzung ergeben muss“, sagt Taesler.

Heute erstrahlen Zinzendorfschloss und Speicher in Weiß.
Heute erstrahlen Zinzendorfschloss und Speicher in Weiß. © tompic

Der Wendepunkt kam vor zehn Jahren: „Als die Fassade gemacht war, war das ein Signal, da ist die Stimmung umgeschlagen“, erinnert sich Andreas Taesler. Seitdem kommen immer wieder Menschen zu ihm, die bekennen, dass sie nie an das Schloss-Projekt geglaubt haben und sehr skeptisch waren. Im Ort ist das Schloss nun wieder ein wichtiger Platz geworden: „Ein Teil der Berthelsdorfer hält uns schon lange die Treue, sie kommen gerne“, freut er sich. Dass bei Konzerten Kulturspeicher, der vor einem Jahr eröffnet wurde, ein erklecklicher Teil der Gäste von außerhalb kommt, ist für Familie Taesler eine logische Entwicklung. Zum einen treffe ja nicht jedes Konzert jedermanns Geschmack. Und zum anderen sei es gut, werde das Schloss so bekannter.

Denn das ist der nächste Knackpunkt, der vor dem Freundeskreis liegt: Abgesehen von baulichen Plänen – wie dem weiteren Ausbau des Scheunengebäudes oder auch der Gestaltung des Gartens – rückt die Vermarktung zunehmend in den Fokus. „Natürlich legen wir nicht nur auf die Fassaden wert“, betont der Pfarrer im Ruhestand. Über erste Erfolge mit bislang fünf Konzerten ist Andreas Taesler deshalb sehr froh. Er weiß aber auch, dass es immer wieder etwas Neues geben muss, um Leute zu locken.

Ein neues Element wird an diesem Sonnabend bei der Festveranstaltung eingeweiht und soll auch Kinder und Jugendliche ansprechen: „Wir eröffnen den Bodenraum des Schlosses“, erklärt Taesler. Eine Ausstellung des Bautzener Arztes Dr. Dietmar Wappler wird dort gezeigt. Gleichwohl soll hier aber auch für Projekte mit Kindern Platz sein, denn das ist in den anderen Schlossräumen eher schwierig. Die Jugend für das Schloss zu interessieren, ist generell wichtig. „Wir sind auch 20 Jahre älter geworden“, bringt Andreas Taesler das Genereationenthema auf den Punkt.

Zwischen vier und fünf Millionen Euro sind inzwischen wohl in das Schloss geflossen, Förder- und Spendengelder vor allem. „Das ist schon ein Wunder, wir haben mit leeren Händen angefangen“, sagen Taeslers. Dieses Wunder will der Förderverein am Sonnabend feiern.