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Erdbeben in Polen erschüttert auch die Oberlausitz

Das Geoforschungszentrum macht das Epizentrum in 150 Kilometer Entfernung von Zittau aus. Nach einem polnischen Bergmann wird noch immer gesucht.

Von Markus van Appeldorn
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Seismische Schwingungen waren am Dienstagmittag bis in die Oberlausitz zu spüren.
Seismische Schwingungen waren am Dienstagmittag bis in die Oberlausitz zu spüren. © dpa/Oliver Berg (Symbolfoto)

Görlitz. Ein Erdbeben in der Bergbauregion im Südwesten Polens erschütterte am Dienstag um 13.53 Uhr auch Teile der Oberlausitz. Das Deutsche Geoforschungzentrum (GFZ) in Potsdam identifizierte das Epizentrum bei dem polnischen Dorf Doza Wolka in rund einem Kilometer Tiefe. Der Ort liegt rund 125 Kilometer nordöstlich von Görlitz und 150 Kilometer von Löbau und Zittau.

Nach Messungen des GFZ habe das Beben eine Magnitude von 4,7 erreicht, laut anderen Angaben gar 5,1. Damit sei das Beben eines der stärksten je in der Region registrierten. Abweichende Messungen an unterschiedlichen Messstellen sind laut GFZ nicht ungewöhnlich.

„Die Erde ist in ihrer Struktur nicht ganz gleichmäßig aufgebaut, die Dämpfung der Erdbebenwellen ist auch von der Art und Temperatur der Gesteine abhängig“, heißt es dazu vom GFZ. Zudem strahle ein Erdbebenherd die Energie ungleichmäßig in verschiedene Richtungen aus. Deshalb könnten sich die Werte einzelner Stationen um ± 0,5 Magnitudeneinheiten unterscheiden. 

In der polnischen Region kommt es immer wieder zu spürbaren Erdbeben. Erst am 12. Januar hatte ein Beben dort zu einem tödlichen Grubenunglück geführt. Ein ähnlich starkes Beben wie das vom Dienstag hatte zuletzt im Juli 2018 Teile der Oberlausitz erschüttert.

Das Beben hat möglicherweise auch zu einen Erdrutsch geführt. Bei Tschernitz im Landkreis Spree-Neiße (Brandenburg) sackte demnach die Erde an einer alten Grube auf einer Länge von rund 100 Metern ein. Dabei wurde ein 53-jähriger mitgerissen und getötet. Ein Zusammenhang zwischen Erdbeben und Erdrutsch ist bisher noch nicht bestätigt. 

In sächsischen Oberlausitz wurde von Schäden durch das Beben nichts bekannt. Auf der Intensitäts-Skala, die Wahrnehmung und folgen von Beben beschreibt, gilt ein Beben der Stufe IV als "deutlich". In Gebäuden werde es von vielen Menschen wahrgenommen und lasse Geschirr klirren. Ein "starkes" Beben der Stufe IV erschüttert Gebäude, hinterlässt aber in der Regel keine Schäden.

Schreckensmomente unter der Erde

Bei dem Erdbeben sind nach ersten Angaben mindestens sieben Arbeiter verletzt worden. Nach einem Bergmann wurde am Abend noch gesucht. Das teilte das Unternehmen KGHM Polska Miedz nach dem Erdstoß auf Twitter mit, das eine Kupfermine betreibt.

Am Abend befreiten die Rettungskräfte zwei Menschen lebend aus dem Schutt, sagte der Direktor der Mine auf einer Pressekonferenz. Zum Zeitpunkt des Bebens waren nach Unternehmensangaben 32 Bergleute in der Mine. 

Zunächst hatte eine Sprecherin der Firma davon gesprochen, dass 14 Bergleute vermisst würden, doch im Laufe des Nachmittags und des frühen Abends gelang es den Rettungskräften, die Arbeiter zu finden. Die verletzten Arbeiter im Krankenhaus sind der polnischen Presseagentur PAP zufolge nicht in Lebensgefahr.

2016 hatte in der gleichen Mine nahe dem niederschlesischen Lubin (Lüben) schon einmal die Erde gebebt. Damals kamen acht Bergleute ums Leben. Obwohl das Erdbeben 2016 mit einer Stärke von 3,4 schwächer war als das neuerliche Beben, waren damals weite Teile des Stollens eingestürzt. (SZ/mva/mit dpa)

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