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„Es geht um Freital als Einheit“

Fraktionschef Martin Rülke will mit der CDU an Erreichtes anknüpfen. Für den 26. Mai hat er einen Wunsch.

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Martin Rülke ist Fraktionsvorsitzender der CDU im Freitaler Stadtrat und erklärt im Gespräch, was sich die Partei für die nächsten fünf Jahre vorgenommen hat.
Martin Rülke ist Fraktionsvorsitzender der CDU im Freitaler Stadtrat und erklärt im Gespräch, was sich die Partei für die nächsten fünf Jahre vorgenommen hat. © Oberthür

Herr Rülke, es sind nur noch acht Tage bis zur Wahl. Sind Sie aufgeregt?

Ja, sehr sogar. So eine Kommunalwahl ist etwas Besonderes. Die Freitaler entscheiden, wer in den nächsten fünf Jahren die Geschicke der Stadt lenken soll. Wir sind ein Team mit 32 Kandidaten und haben in den vergangenen Wochen gezeigt, dass wir miteinander Ziele erreichen können. Wir haben ein Wahlprogramm aufgestellt, Flyer eigenhändig verteilt, Plakate selbst angebracht, mit Bürgern gesprochen. Jeder hat mitgemacht, jeder hat sich eingebracht. Ich finde, wir haben ein starkes Team.

Was liegt denn den Bürgern, mit denen Sie gesprochen haben, am Herzen?

Viele Leute wünschen sich, dass sich Freital weiter so gut entwickelt wie in den vergangenen Jahren. Es ist auch wirklich viel passiert in der Stadt. Ich bin hier geboren, hier groß geworden – ich weiß noch, wie es früher in Freital aussah. Ich habe dann beruflich vier Jahre in Dresden gewohnt. Als ich nach Freital zurückzog, viel mir deutlich auf, was sich allein in dieser kurzen Zeit zum Positiven verändert hat.

Was sind die größten Erfolge und wichtigsten Entwicklungen in den vergangenen fünf Jahren?

Unsere Kindereinrichtungen und Schulen sind laufend saniert, ausgebaut, modernisiert worden. Es fehlt nur noch die Oberschule Hainsberg. Wir hoffen sehr, dass der Fördermittelbescheid demnächst kommt und auch dort die Sanierung im Sommer starten kann. Ich finde es gut, dass es gelungen ist, den Ortsteilen eigene Finanzbudgets zur Verfügung zu stellen. Es war ein wichtiger Schritt, eine Entscheidung zur Sanierung der Ballsäle Coßmannsdorf zu treffen. Auch die Wirtschaft hat sich gut entwickelt. Wir haben es geschafft, Brachflächen zu sanieren und für Gewerbe zur Verfügung zu stellen, sodass Freitaler Unternehmen sich vergrößern konnten und Unternehmen aus anderen Regionen sich niedergelassen haben.

Was bleibt in den nächsten Jahren aus Sicht der CDU noch zu tun?

Man kann an viele Dinge anknüpfen und diese weiterentwickeln. Die Bildung und Betreuung von Kindern bleibt ein wichtiges Thema. Jetzt geht es um eine Bauernhof-Kita in Somsdorf. Das ist ein tolles, naturnahes Konzept. Es stärkt auch den Ortsteil, wenn es eine Kindereinrichtung vor Ort gibt. Wir wollen aber auch darüber hinaus denken und machen uns Gedanken, wie man die Qualität der Kindergärten und Schulen verbessern kann. Wir wollen, dass in den Einrichtungen täglich frisches Obst und Gemüse angeboten wird, vor allem von Erzeugern aus der Region. Und wir wollen die Elternbeiträge stabil halten. Bisher gibt es jedes Jahr kleine Steigerungen im monatlichen Beitrag, meistens im einstelligen Eurobereich. Unsere Idee ist, in jährlichen Verwaltungsaufwand so einzusparen, dass diese Steigerungen aufgefangen werden.

Stichwort Stadtzentrum: Da gab es ein Konzept, einen Investor und jetzt ist alles ins Stocken geraten.

Ja, aber das Stadtzentrum wird kommen, nur eben etwas später. Es soll auch nicht bei der Bebauung des Sächsischen Wolfs bleiben. Den Bereich vom Mühlenviertel über das Gelände Lederfabrik, den hinteren Bereich des Sachsenplatzes bis zum Neumarkt und dem Technologiezentrum mit City Center auf der anderen Seite der Dresdner Straße muss man als eine Achse betrachten, die es zu entwickeln gilt. Dort wollen wir Leben reinbringen. In dieser Achse stecken so viele Möglichkeiten drin. Es geht um Wohnungen, Geschäfte, Nahversorgung, Behördenzentrum und Grünflächen.

Besteht nicht die Gefahr, dass man bei aller Konzentration auf das Stadtzentrum andere Stadtteile aus den Augen verliert oder sogar vernachlässigt?

Nein, das sehe ich nicht so. Schon die Ortsvorsteher in unseren Reihen werden darauf achten, dass auch außerhalb des Stadtzentrums die Entwicklung nicht stehenbleibt. Ich möchte auch gar nicht so sehr zwischen Stadtzentrum und anderen Stadtteilen und Ortschaften trennen. Es geht um Freital als eine Einheit.

Wenn man so viel Kraft und Geld ins Stadtzentrum steckt, könnten doch andere Stadtteile leiden? Schon jetzt sind in Potschappel viel mehr Läden dicht als in anderen Stadtteilen.

Dass in Potschappel viele Läden schließen, liegt nicht an der Arbeit der Stadtverwaltung oder am Stadtrat. Und auch Potschappel entwickelt sich aus meiner Sicht positiv. Die Lessingschule mit Hort soll erweitert werden. Nehmen wir noch den Bahnhof, wo ein neues Bürgerzentrum entsteht. Das strahlt auch ab, weil es Menschen anzieht. Vielleicht hilft das in Zukunft auch dem Einzelhandel in Potschappel.

Apropos Bahnhof: Welche Ideen hat die CDU zur Verkehrssituation und zum öffentlichen Personennahverkehr?

Da gibt es noch deutliches Verbesserungspotenzial. Wir meinen, dass Anschlüsse und Taktungen von Bussen und Bahnen besser aufeinander abgestimmt werden müssen. Im Freitaler Straßenverkehr müssen zudem gewisse Staufallen abgebaut werden. Wir denken da beispielsweise an bessere Ampelschaltungen auf der Umgehungsstraße oder vielleicht sogar an die Abschaffung einzelner Ampeln.

Die CDU tritt mit der längsten Liste, insgesamt 32 Kandidaten, an. Sind das alles Parteimitglieder?

Nein, gut ein Drittel ist parteilos. Zum Teil haben wir gezielt Menschen angesprochen, andere haben sich gemeldet, weil sie Lust haben, in Freital etwas zu bewegen. Stolz bin ich, dass wir eine recht gute Altersmischung hinbekommen haben. Und wir bilden eine sehr große berufliche und gesellschaftliche Breite ab. Das schafft man nur, wenn man in den Vereinen, Verbänden, Ortsteilen, in der Kirche, in der Feuerwehr, in Schulen und Unternehmen gut vernetzt ist und mit guter Arbeit die Freitaler vom Mitmachen überzeugen kann.

Viele Menschen sind politisch frustriert. Sie vertrauen angestammten Parteien nicht mehr, insbesondere richtet sich ihre Kritik auch an die Regierungsparteien CDU und SPD. Wie wollen Sie diese Wähler überzeugen?

Bei einer Kommunalwahl gibt es kein „Die da oben“. Alle Kandidaten stammen mitten aus der Freitaler Gesellschaft und wollen sich ehrenamtlich dafür einsetzen, dass sich die Stadt gut entwickelt. Wir sind für alle ansprechbar und können uns direkt dafür einsetzen, dass Probleme gelöst werden. Das heißt, über uns kann jeder Bürger Einfluss darauf nehmen, was in der Stadt passiert. Los geht es am 26. Mai mit einem Besuch im Wahllokal.

Das Interview führte Annett Heyse.

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Die Freitaler Christdemokraten

Die CDU erzielte bei der bisher letzten Stadtratswahl 2014 das beste Ergebnis aller Parteien. Sie erreichte damals 31,9 Prozent und damit zwölf Sitze. 

Für die Kommunalwahl 2019 hat die CDU die längste Kandidatenliste aller Parteien und Wählervereinigungen. 32 Männer und Frauen treten für die Christdemokraten an. Gut ein Drittel davon ist nicht Parteimitglied.

Von den derzeit zwölf CDU-Vertretern im Kommunalparlament treten alle wieder zur Wahl ein. Der Pesterwitzer Ortsvorsteher Wolfgang Schneider ist jedoch aus der Partei ausgetreten und kandidiert auf der Liste der Bürger für Freital.

Drei aktuelle Ortsvorsteher treten zur Kommunalwahl für die CDU an: Jutta Ebert aus Wurgwitz, Matthias Koch aus Weißig und Thomas Käfer aus Kleinnaundorf.

Zu den prominentesten CDU-Kandidaten zählen die Seniorenbeauftragte Heidrun Weigel und Candido Mahoche, der als Fußballtrainer vom Hainsberger Sportverein bekannt ist.

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