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Es wird grün im Glashütter Stadtrat

Die Ökopartei trat zum zweiten Mal bei Wahlen in der Uhrenstadt an – und dabei war sie sehr erfolgreich.

Von Maik Brückner
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Frank Zimmerhäckel und Uwe Ahrendt (re.) sind die neuen Stadträte der Grünen im Glashütter Stadtrat.
Frank Zimmerhäckel und Uwe Ahrendt (re.) sind die neuen Stadträte der Grünen im Glashütter Stadtrat. © Egbert Kamprath

Frank Zimmerhäckel und Uwe Ahrendt verbindet einiges. Beide sind in Glashütte aufgewachsen und Unternehmer geworden. Der eine führt eine Gartenbaufirma, der andere leitet mit Nomos Glashütte den drittgrößten Uhrenbetrieb in der Stadt.

Und beide haben siebenjährige Kinder. Über die haben sich die beiden näher kennengelernt. Dabei kamen sie auch über politische Fragen ins Gespräch. Sowohl Zimmerhäckel als auch Ahrendt merkten, dass ihre Ansichten eng beieinander sind.

Letztlich führte das dazu, dass sie zusammen mit drei anderen Glashüttern für die Grünen in den Wahlkampf zogen. Die fünfköpfige Gruppe war dabei sehr erfolgreich, holte vier Ortschaftsratsmandate, zwei Stadtratssitze und einen Kreistagssitz. Für eine Kleinstadt wie Glashütte mit seinen 6.700 Einwohnern ist das schon etwas Besonderes.

Zum Vergleich: In Altenberg und Rabenau traten die Grünen nicht an, in Klingenberg verpassten sie den Einzug. Und in den größeren Städten Dippoldiswalde und Wilsdruff holten die Grünen je einen Sitz. Nur in der deutlich größeren Gemeinde Bannewitz gewannen die Grünen auch zwei Sitze. In Tharandt wiederum gelang es der Bürgerliste „Grün der Zeit“, sich zwei Plätze im Stadtrat zu sichern.

Dass die Grünen in Glashütte so erfolgreich waren, liegt an den Kandidaten. Zimmerhäckel und Ahrendt sind bekannt – und offenbar beliebt. Auf Letzteren fallen nun drei Ehrenämter zu. Er wird Ortschaftsrat sowie Kreisrat und bleibt Stadtrat. Für Ahrendt ist die Kommunalpolitik kein unbekanntes Terrain. In den letzten Jahren saß er für die CDU im Stadtrat, allerdings ohne Parteibuch. Der frühere Bürgermeister Frank Reichel (CDU) habe ihn vor 20 Jahren für eine Kandidatur gewinnen können.

„Er suchte junge Leute, die sich engagieren wollen.“ Ahrendt sagte zu und wurde gewählt. Als Glashütter Borges Neubauer Ende letzten Jahres potenzielle Kandidaten für eine Grünen-Liste suchte, klopfte er auch bei Ahrendt an. Er sagte zu. Ein Problem, von der CDU- auf die Grünen-Liste zu wechseln, sah er nicht. Denn im Stadtrat wurden bisher keine ideologischen Debatten geführt, es spielte auch keine Rolle, wer über welche Liste gewählt wurde. Und das soll auch so bleiben, findet der 50-Jährige.

Dass er trotzdem die Liste wechselte, habe unter anderem mit seiner Einstellung zu Umweltthemen zu tun. Diese habe sich verändert. „Klimafragen sind heute wichtiger geworden. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es früher so viele Unwetter gab“, sagt er. Zudem findet er den Politikansatz der Grünen sympathisch, Bildung ist dort sehr wichtig, aber auch das ganzheitliche Denken sowie vor allem Weltoffenheit und Toleranz. Um den Klimawandel zu verlangsamen oder zu stoppen, können wir auch in den Kommunen mehr tun, findet er. Das sieht auch Zimmerhäckel so.

Glashütte hat schon gute Vorarbeit geleistet, sagt Zimmerhäckel. So werde die Straßenbeleuchtung auf energiesparende Technik umgerüstet. Außerdem beteiligt sich die Stadt seit 2013 am European Energy Award (EEA). Dieses Zertifizierungsverfahren ermöglicht es Kommunen, die eigene Klimaschutzarbeit zu systematisieren und organisatorisch in dauerhaft laufende Verwaltungsprozesse einzubinden. Lobenswert findet Zimmerhäckel auch, dass Glashütte Hilfsprojekte in der Dritten Welt unterstützt. So will die Uhrenstadt in Kenia eine Solaranlage errichten.

Dennoch geht noch mehr, sagt Zimmerhäckel, der von sich sagt: „Ich wurde schon als Grüner geboren.“ Er sieht in Ökonomie und Ökologie keinen Widerspruch. In Glashütte möchte er sich für den Bau von Bürgerkraftwerken und den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs einsetzen. Vor allem die Ortsteile müssen besser erschlossen werden, fordert er. Eine Möglichkeit wäre ein Bürgerbus. Dieser könnte durch Ausleihstationen für Fahrräder und Autos über das sogenannte Car- und Bike-Sharing ergänzt werden.

Das sieht auch Ahrendt so, dessen Firma sich schon seit Jahren den Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz bei der Produktion von Uhren und dem Bau und Ausbau von Gebäuden verschrieben hat. Er möchte den Austausch zwischen den Menschen in Glashütte fördern. Das sei auch der Grund gewesen, die frühere katholische Kirche, die seine Firma erworben hat, für Konzerte und andere Veranstaltungen zu öffnen. Auch ein Bad könnte den Austausch fördern.

„Es ist ein Treffpunkt.“ Hier könnten Menschen mit unterschiedlichen Ansichten ins Gespräch kommen, es könnte zu einem dynamischen, toleranten und weltoffenen Stadtleben beitragen, findet Ahrendt. Deshalb ist er grundsätzlich für den Bau eines Naturbades im Prießnitztal. So wie Frank Zimmerhäckel, der vor ein paar Jahren nach Dittersdorf gezogen ist und dort nun auch als Ortschaftsrat mit dem Mandat der Grünen weiterarbeiten wird. Auch er ist für den Bau eines neuen Bades. Im neuen Stadtrat würden beide gern ohne Fraktionen zusammenarbeiten wie das bislang alle tun. Sollte es künftig dennoch Fraktionen geben, müsse man sich nach Partnern umschauen.

Zimmerhäckel und Ahrendt wissen, dass die Grünen derzeit populär sind und dass es aber auch lautstarke Kritik an deren Positionen gibt – vor allem in den östlichen Bundesländern. Persönlich haben sie bisher fast nur positives Feedback auf ihr Engagement erfahren. Nur selten gab es mal eine abfällige Bemerkung.

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