SZ +
Merken

Ex-Dynamo Robert Koch gibt Debüt für Niesky

Die Verpflichtung muss dem Verein wie ein Geschenk zum Geburtstag vorgekommen sein. Eine Zwischenstation auf dem Weg zum Fußballtrainer.

Von Frank-Uwe Michel
 5 Min.
Teilen
Folgen
Robert Koch ist zurück in der Heimat. Der frühere Stürmer und Kapitän von Zweitbundesligist Dynamo Dresden spielt mit Beginn der Rückrunde für Landesligist Eintracht Niesky. In der Stadt hat er schon seine Schulzeit verbracht.
Robert Koch ist zurück in der Heimat. Der frühere Stürmer und Kapitän von Zweitbundesligist Dynamo Dresden spielt mit Beginn der Rückrunde für Landesligist Eintracht Niesky. In der Stadt hat er schon seine Schulzeit verbracht. © André Schulze

Da ein kurzes Hallo, dort ein Winken oder Abklatschen wie unter guten alten Bekannten: Robert Koch ist zurück in der Heimat. Der 33-Jährige, der als Profifußballer einst deutschlandweit in den Schlagzeilen war, spielt nun wieder in der Provinz. Bei Eintracht Niesky, sechste Liga. „Gekickt habe ich hier ja noch nie, aber ich bin in der Stadt jahrelang zur Schule gegangen. Da kennt man sich natürlich. Irgendwie ist es, als ob ich angekommen wäre“, sagt der gebürtige Melauner, den es nach der Karriere auch privat zu seinen Wurzeln in der Oberlausitz zurückgezogen hat. 

Eine knappe Viertelstunde dauert‘s jetzt bis zum Training, das nun nicht mehr im Dresdener Rudolf-Harbig-Stadion, im Max-Morlock-Stadion Nürnberg, im Stadion Zwickau oder in der Neugersdorfer Sparkassen-Arena stattfindet, sondern in der Jahnsportstätte in Niesky. Zweite Bundesliga, Dritte Liga und Regionalliga sind passé, gespielt wird in der Landesliga. Als Abstieg empfindet das Robert Koch nicht. „Wenn der Körper nicht mehr mitspielt, muss man eben kleinere Brötchen backen.“ 

Zehn Jahre lang wurde er von Verletzungen weitgehend verschont. Dann riss beim FSV Zwickau das Kreuzband – und er musste feststellen: für die im Profifußball notwendige hohe Belastung reicht es nicht mehr. „Eigentlich wollte ich ja noch mit 35 höherklassig spielen. Aber wenn es mit der Gesundheit nicht mehr passt, muss eben ein anderer Weg her.“

Den wollte Robert Koch nach dem offiziellen Karriereende in der Heimat beschreiten. Die Eintracht war dabei seine erste Adresse. Schnell wurde er sich mit Vorstand, Trainer und Sponsor einig. „Ich hatte ja schon mal vor zwei Jahren kurz mittrainiert, deshalb war mir das Gelände hier überhaupt nicht neu.“ 

2014 jubelt Koch im Dynamo-Trikot nach seinem Tor gegen Bielefeld. 
2014 jubelt Koch im Dynamo-Trikot nach seinem Tor gegen Bielefeld.  © Robert Michael

Dem Club muss die Verpflichtung des Stürmers wie ein Geschenk zum Vereinsgeburtstag vorgekommen sein, obwohl der das überhaupt nicht so sieht. „111 Jahre sind schon eine lange Zeit, da spielt meine Person nur eine untergeordnete Rolle. Ich fange ja hier gerade erst an. Natürlich hoffe ich, dass wir für den Sommer noch ein richtiges Highlight hinbekommen – vielleicht ein Spiel gegen eine meiner früheren Mannschaften oder ein Turnier mit hochkarätigen Teams.“

Robert Koch hat in Niesky jahrelang auf der Schulbank gesessen. „Da war zeitiges Aufstehen angesagt, um den Bus in Melaune nicht zu verpassen. Um sieben, glaube ich, ging‘s im Gymi in Niesky los.“ Ein Musterschüler sei er sicher nicht gewesen, lacht er. „Wir hatten immer sehr viel Spaß.“ Was er zusammen mit seinen Kumpels angestellt hat? Koch schmunzelt. „Das ist wirklich nicht jugendfrei.“

An eine Fußballerkarriere dachte er damals höchstens in seinen kühnsten Träumen. „Aber auch von Feuerwehrmann oder Polizist war ich nicht besonders angetan.“ Schließlich fing der junge Mann eine Finanzmanagementlehre an, gab sie nach kurzer Zeit aber wieder auf. Denn da zeichnete sich bereits ab, dass es mit dem Fußball doch etwas werden könnte. „Als Jugendlicher war ich regelmäßig beim DFB-Stützpunkttraining mit Hans Ermlich in Hagenwerder. Da dämmerte es mir, dass ich vielleicht mehr leisten könnte als andere Talente. Dann ging‘s zu Borea, später zu Dynamo. In Dresden hatte ich wirklich meine schönste Zeit.“

Vor allem, als er in der ersten Mannschaft auflaufen durfte, erste Tore erzielte, schließlich Kapitän wurde und die Fans nach seinem Namen „Fußballgott“ durch’s weite Rund riefen. „Sowas vergisst man natürlich nicht, auch wenn es mit dem Abstieg aus der zweiten Liga ein blödes Ende nahm.“ Selbst heute ist der Kontakt zu Dynamo nicht abgerissen. „Zwar ist nur noch Harti (Marco Hartmann, d.A.) von damals in der Truppe dabei. aber im Team drumherum kenne ich noch jede Menge Leute. Da gehe ich öfter mal auf einen Kaffee vorbei.“

Eigentlich sollte das Eintracht-Spiel am Freitag ab 19 Uhr gegen Einheit Kamenz der erste große Auftritt vor heimischer Kulisse sein, doch erneut hat die Gesundheit Robert Koch einen Streich gespielt. Bei einem Testspiel zwickte es im Bein. Diagnose: Muskelfaserriss. „Danach haben wir abgewogen, welche Begegnungen am wichtigsten für uns sind und wo es gut wäre, mit aufzulaufen.“ Zuletzt beim Rückrundenauftakt gegen Taucha klappte das 90 Minuten. Die Partie gegen Kamenz wird der prominente Neuzugang dagegen nur von der Seitenlinie aus beobachten. „Ich bin aber auf jeden Fall dabei, schon um das Trainerteam zu unterstützen.“

Apropos Trainer. Parallel zu seiner wahrscheinlich letzten Fußballerstation will sich Robert Koch zum Übungsleiter ausbilden lassen. Ab September nimmt er an einem Lehrgang für die Elite-Jugendlizenz des Deutschen Fußballbundes teil. „Danach mache ich meine A-Lizenz. Natürlich weiß ich nicht, ob ich auf ewig dem Fußball erhalten bleibe.“ Im Moment kribbelt es noch sehr. „Aber mit diesem Abschluss könnte ich auch anderweitig tätig sein.“ Als Sportlehrer zum Beispiel, mit pädagogischer Zusatzausbildung. Dann hätten künftig vielleicht die Mädchen und Jungs am Nieskyer Gymi noch ein Stück mehr von ihrem verlorenen, wiedergefundenen Sohn.

Freitag, 1. März, 19 Uhr, Jahnsportstätte Niesky

Mehr lokale Artikel:

www.sächsische.de/loebau

www.sächsische.de/niesky

www.sächsische.de/zittau

www.sächsische.de/goerlitz