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Festung gucken in 3D

Durch digitale Technik sehen Besucher die Georgenburg so, wie sie 1637 einmal aussah. Mit Risiko zum Schwindeligsein.

Von Katarina Gust
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Haben die Brille auf: Sachsens Finanzminister Matthias Haß und Angelika Taube, Geschäftsführerin der Festung Königstein, weihen die Virtual-Reality-Station in der Georgenburg ein.
Haben die Brille auf: Sachsens Finanzminister Matthias Haß und Angelika Taube, Geschäftsführerin der Festung Königstein, weihen die Virtual-Reality-Station in der Georgenburg ein. © Marko Förster

Die Festung Königstein ist um eine Besucherattraktion reicher. Eine hochmoderne noch dazu. 

Denn die rund 500.000 Touristen, die sich jährlich auf dem Festungsplateau blicken lassen, können jetzt auf virtuelle Reise in die Vergangenheit gehen. Zum Renaissancefest wird am Sonnabend in der Georgenburg eine sogenannte VR-Station eröffnet. Hinter der Abkürzung steckt der Begriff „virtuelle Realität“. Mithilfe von 3-D-Brillen gehen Besucher auf Zeitreise ins 17. Jahrhundert.

Konkret geht es ins Jahr 1637. Wer die Brille aufsetzt, wandelt virtuell durch die Georgenburg. Das Haus beherbergt heute die Dauerausstellung „In lapide regis“. Außerdem sitzt im Obergeschoss die Festungsverwaltung. Für normale Besucher bleibt der Zutritt dorthin verwehrt. Die 3-D-Brillen ändern das. „Sie zeigen die Georgenburg in einem Bauzustand, den es so heute nicht mehr gibt“, sagt Angelika Taube, Geschäftsführerin der Festung Königstein.

Die Georgenburg, die am Wochenende ihren 400. Geburtstag feiert, war einst Renaissanceschloss unter Kurfürst Johann Georg I. Vom einstigen Glanz ist heute jedoch nicht mehr viel übrig. Das Haus, das als Staatsgefängnis und Unterkunft für Wachmannschaften diente, wurde im Laufe der Geschichte mehrfach umgebaut. Vom Prunk und Protz der einstigen Fürstenresidenz ist kaum etwas geblieben. Die 3-D-Station bringt diese zurück.

Hinsetzen, Augen geradeaus

Wer in die virtuelle Welt eintauchen will, muss sich nicht einmal bewegen. Sitzenbleiben ist angesagt – und aus Sicherheitsgründen auch Pflicht. Denn die virtuelle Welt könnte mit der realen Welt kollidieren, sprichwörtlich. Also: Platz nehmen auf einer hölzernen Bank und Brille aufgesetzt. Schon ist man im Jahr 1637. 

Der Rundgang beginnt in der einstigen Hofstube, dem Raum, in dem die 3-D-Station steht. An den Wänden hängen Duzende Hirschgeweihe – Trophäen der königlichen Jagd. Wer genug gesehen hat, kann in den nächsten Raum wechseln. Zwinkern genügt. Zumindest fast. Ein roter Punkt in der Tür zum nächsten Zimmer ist der Schlüssel. Der Punkt muss mit den Augen für mehrere Sekunden fixiert werden. Dann springt der Besucher virtuell in den nächsten Raum.

Insgesamt acht Zimmer, der Arkadengang und Innenhof können erkundet werden. In der Küche arbeiten Mägde. Sie richten die kurfürstlichen Gemächer her. Im Innenhof ist gerade die königliche Kutsche eingetroffen. Sogar Pferdeäpfel sind am Boden zu sehen. Der Kurfürst selbst hält eine Audienz ab, während sich der Oberhofprediger im Kirchsaal auf die nächste Predigt vorbereitet. Ein Diener kümmert sich um die schwere Truhe, die die Kutsche geladen hat. Um ihn herum hat die Leibgarde Position bezogen. Alles ist in Bewegung. Und der Besucher mittendrin.

Solch ein Bild von der königlichen Hofstube sehen die Festungsbesucher, wenn sie den virtuellen Rundgang antreten. 
Solch ein Bild von der königlichen Hofstube sehen die Festungsbesucher, wenn sie den virtuellen Rundgang antreten.  © Repro: VR-Medienstation Haase& Martin GmbH, Softw

Etwa ein halbes Jahr Arbeit steckt in den 3-D-Brillen und der dazugehörigen Software. Während der Sanierung der Georgenburg sammelte die Festung viel Material zur Bauhistorie des Gebäudes. Welcher Raum wurde wie genutzt? Wie war dieser eingerichtet? Die Antworten darauf waren die Grundlage für die virtuellen Bilder.

Und die können sich sehen lassen. Zu diesem Schluss kommt einer der Ersten, die den virtuellen Rundgang testen durften. Sachsens Finanzminister Matthias Haß (CDU) weihte die Station am Freitag zusammen mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Jens Michel und Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer (CDU) ein. 

„Mit digitalen Angeboten kann man mehr junge Leute für die sächsische Landesgeschichte begeistern“, sagte Haß. Die Festung sei mit dem neuen virtuellen Rundgang ein Vorbild für andere Museen. In Sachsen gibt es bereits im Schloss Rochlitz ein ähnliches Angebot. Von den 3-D-Brillen dort hat sich Angelika Taube inspirieren lassen. Nach einem Besuch war sie überzeugt: Das braucht auch die Festung Königstein. 

Die Brillen, die die Festung nutzt, würden zur neuesten Generation gehören. Rund 500 Euro kostet das Stück – ohne Software. Ein Hinweis mit Hintergrund. Denn nicht jeder verträgt die Reise in die virtuelle Welt. Schwindelanfälle, vor denen gewarnt wird, sind aber beim ersten Test ausgeblieben.

Die 3-D-Brillen stehen täglich im Rahmen der Öffnungszeiten der Bergfestung zur Verfügung. Die Nutzung ist im regulären Festungseintrittspreis enthalten.