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Film ab im Bielatal

Studenten der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin drehen einen Kurzfilm. Das Ergebnis soll später sogar in Cannes laufen.

Von Katarina Gust
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Mehr Idylle geht nicht: Die Gegend um Rosenthal-Bielatal hat Studenten der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin angelockt. Siedrehen hier ab Montag einen Kurzfilm.
Mehr Idylle geht nicht: Die Gegend um Rosenthal-Bielatal hat Studenten der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin angelockt. Siedrehen hier ab Montag einen Kurzfilm. © Daniel Schäfer

Die Kameras sind gepackt, die Kostüme und Requisiten ebenfalls: Etwa 20 Studenten der Deutschen Filmakademie Berlin machen sich an diesem Wochenende auf den Weg in die Sächsische Schweiz. Hier wollen sie bis zum 17. Juli einen 25-minütigen Kurzfilm drehen. Dieser wird vor allem in den Wäldern rund um Rosenthal-Bielatal aufgenommen. Aber auch in Lohmen und Liebethal bei Pirna sollen einige Szenen gefilmt werden.

Wo genau die Kameraleute und Schauspieler drehen, das hat das Team bei einem ersten Besuch Anfang Juni festgelegt. Damals waren Produzentin Leonie Schäfer und Produktionsassistentin Juliana Bosch mit weiteren Studenten im Bielatal auf der Suche nach passenden Drehorten. „Die Gegend ist perfekt für uns“, schwärmt Leonie Schäfer. Rund um Berlin finde man kaum noch unberührte Natur. Zu überlaufen sei die Gegend – auch von Filmleuten. Dass die Berliner in die Sächsische Schweiz kommen, hat aber noch einen anderen Grund. Und der hängt mit der Geschichte des Films zusammen. 

Unberührte Natur, genau das haben die Filmstudenten im Bielatal gesucht und auch gefunden.
Unberührte Natur, genau das haben die Filmstudenten im Bielatal gesucht und auch gefunden. © Nina Reichmann

Er handelt von zwei vietnamesische Schwestern, die versuchen über die ehemalige Ost-West-Grenze von der Tschechoslowakei in die DDR zu fliehen. Sie wollen zu ihrer Mutter, die als Vertragsarbeiterin arbeitet und die Kinder seit mehreren Jahren nicht gesehen hat. Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit. Passiert ist sie einem achtjährigen Jungen, der von Hanoi nach Prag flog und sich von dort mutterseelenallein auf den Weg gen Westen machte. Seine bewegende Geschichte, seine Begegnungen mit skrupellosen Schleusern und der vietnamesischen Mafia haben die Studenten aufgegriffen und in die heutige Zeit verfrachtet. Statt der vietnamesischen Zigarettenmafia geht es bei ihnen zum Beispiel um die nicht weniger gefährliche Crystal-Meth-Mafia. Die Hauptfigur ist zudem kein Junge, sondern zwei Mädchen. Eine davon, die im Film die fünfjährige Bluebell spielt, ist im echten Leben erst acht Jahre alt. „Wir hatten großes Glück, sie über eine Agentur zu finden, denn das Mädchen hat enormes Talent“, sagt Leonie Schäfer.

Im Juni schaute sich ein Teil des Teams verschiedene Drehorte in der Sächsischen Schweiz an, auch in Lohmen und Liebethal.
Im Juni schaute sich ein Teil des Teams verschiedene Drehorte in der Sächsischen Schweiz an, auch in Lohmen und Liebethal. © Nina Reichmann

Eine Gage gibt es übrigens weder für die Schauspieler, noch für die beteiligten Filmleute. „Es ist ein Studentenfilm, in den wird wenig Geld, aber dafür extrem viel Herz investieren“, sagt die 30-Jährige, die seit vier Jahren an der Filmakademie ist. Das Team hätte einen vierstelligen Betrag zur Verfügung. Davon müssen unter anderem Anreise, Unterkunft und Verpflegung bezahlt werden. „Wir freuen uns deshalb über jede Hilfe“, sagt Regisseurin Leonie Schäfer. Sie hat bereits mehrere Filme gedreht. Viele in ländlichen Regionen. Und dabei sehr gute Erfahrungen mit den Menschen vor Ort gemacht. Die Hilfsbereitschaft sei groß gewesen. Meist seien es kleine Unternehmer oder Gewerbetreibende an den Drehorten gewesen, die die Studentenarbeit unterstützt hätten. „Mal mit einem Sack Äpfel für das Team, mal mit einem warmen Essen oder einem Kasten Wasser“, zählt sie auf. Insgesamt 20 Studenten – vom Produzenten bis zum Maskenbildner und Tonmann – gehören zu der Gruppe. Darunter sind nur vier Männer. Die hohe Frauenquote hat einen Grund. „Die besten Leute beim Film sind im Moment Frauen“, weiß Leonie Schäfer.

Voraussichtlich im Dezember dieses Jahres wird der 25-minütige Kurzfilm fertig sein. Der Titel steht bereits fest. „Excalibur City“ lautet er. Unter diesem Namen wird der Film später gezeigt. Und zwar nicht irgendwo. Das Projekt der Deutschen Filmakademie soll auf namhaften Filmfestivals gezeigt werden, darunter im französischen Cannes oder auf der Berlinale.

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