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Flixbus-Panne: Warum es Stunden dauert, bis Hilfe kommt

Ein Defekt zwingt den Fahrer zum Stopp auf einem Rastplatz an der A 4. Was dann passiert, wirft viele Fragen auf.

Von Kerstin Fiedler
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Rund 20 Fahrgäste waren am Dienstag in diesem Flixbus Richtung Warschau unterwegs. Gegen 11 Uhr musste der Fahrer auf dem Rastplatz Löbauer Wasser an der A 4 zwischen Bautzen und Weißenberg anhalten. Es gab mehrere technische Defekte.
Rund 20 Fahrgäste waren am Dienstag in diesem Flixbus Richtung Warschau unterwegs. Gegen 11 Uhr musste der Fahrer auf dem Rastplatz Löbauer Wasser an der A 4 zwischen Bautzen und Weißenberg anhalten. Es gab mehrere technische Defekte. © Radio Lausitz

Bautzen. Es ist wie aus einem schlechten Horrorfilm: Die Sonne prasselt vom Himmel, es sind über 30 Grad, und der Bus, der auf der A 4 Richtung Warschau unterwegs ist, muss pannenbedingt halten. So geschehen am Dienstagvormittag. Für die rund 20 Fahrgäste des Busunternehmens Flixbus beginnt um 11 Uhr auf dem Rastplatz Löbauer Wasser zwischen Bautzen und Weißenberg eine Odyssee, die sie so schnell nicht vergessen werden.

Die Polizeidirektion (PD) Görlitz bestätigt am Mittwoch, dass der Flixbus anhalten musste, weil er „mehrere technische Defekte“ hatte. Unter anderem ließen sich die Klappen, hinter denen sich das Gepäck befindet, nicht mehr öffnen. Das war bereits um 11 Uhr. Danach versuchte der Busfahrer Hilfe zu holen, was ihm offenbar nicht gelang. Auch die Fahrgäste nahmen Kontakt mit Flixbus auf, aber ohne Erfolg. Erst am späten Dienstagnachmittag kam Bewegung in die Sache. Eine Streife der Bundespolizeiinspektion Ebersbach fuhr gegen 17 Uhr zufällig am Rastplatz vorbei und wunderte sich über den dort stehenden Bus. Dass die Fahrgäste da schon mehrere Stunden aushielten, überraschte die Beamten, die sofort Hilfe holten. Als eine Frau über Unwohlsein klagte, leisteten die Polizisten Erste Hilfe. Die Frau wurde dann vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht. Die anderen Fahrgäste hielten auf dem Rastplatz aus.kehr.

Jede Menge Wasserflaschen geholt

Die Feuerwehr Malschwitz, zu deren Territorium der Rastplatz gehört, ist für die Versorgung zuständig. Udo Micksch, der stellvertretende Kreisbrandmeister, der in Malschwitz wohnt, wurde durch die Rettungsleitstelle von dem Vorfall informiert. „Ich bin dann zu Bärbels Einkaufseck gefahren und habe jede Menge Wasserflaschen eingeladen“, sagt Udo Micksch. Dann haben neben der Bundespolizei auch die Autobahnpolizei und die Feuerwehr versucht, eine Lösung zu finden.

Der Busfahrer meinte, es würde jemand kommen. Doch da er nur polnisch sprach, war die Kommunikation schwierig. Udo Micksch berichtet, dass sich auch australische Touristen im Bus befanden. So kam es zum doppelten Übersetzen. Eine Frau übersetzte vom Deutschen ins Englische, und ein Australier konnte Polnisch. „Der Busfahrer war ganz schön am Ende“, bedauert Udo Micksch ihn. Dann haben die mittlerweile zahlreich vertretenen Mitarbeiter von Polizei und Feuerwehr versucht, über den Bushersteller herauszubekommen, ob der Defekt repariert werden kann.

Letztlich ein Anruf bei der TG Autohandelsgesellschaft in Bautzen. „Eigentlich hatten die Kollegen schon fast Feierabend“, sagt Lkw-Werkstattmeister Franz Müßiggang. „Aber als wir hörten, wie lange die Fahrgäste schon ausharrten, haben wir gesagt, sie sollen den Bus bringen“, sagt er. Unter Polizeieskorte fuhr der Bus nach Bautzen zurück. Die Kollegen in der Werkstatt haben dann eine Überstunde rangehängt und eine Notreparatur veranlasst, so konnten wenigstens die Klappen geöffnet werden, damit die Fahrgäste ihr Gepäck bekommen. Der Werkstattmeister versteht gar nicht, warum das bei diesem Bus so kompliziert ist. Es gab schon öfter Pannenhilfe – für Busse und Lkw. Die rufen eine Pannenhotline an. „Da gibt es auch Dolmetscher“, weiß Müßiggang. Und im Falle von Bussen wurden von den Reiseunternehmen immer Ersatzbusse geschickt.

Was sagt Flixbus?

Das passierte dann noch am Abend, sodass einige mit diesem Bus weiterfuhren. Andere, die auf dem Rastplatz blieben, ließen sich abholen oder kamen auf anderem Weg von dort weg. Der Ärger und die Anstrengung bleiben. Sebastian Meyer, PR Manager bei Flixbus, bestätigt die Probleme mit der Bordelektronik. Es sei ein Bus eines lokalen Partners gewesen, der von Dresden nach Warschau fährt. Da der Fahrer noch nicht befragt werden konnte, gab es am Mittwoch noch keine Einzelheiten. Und wie sieht es mit einer Entschädigung aus? „Sowohl die Flixbus-Tickets als auch alle entstandenen Zusatzkosten werden erstattet“, sagt Sebastian Meyer von Flixbus.

Die Verbraucherzentrale Sachsen sagt, dass dies nicht selbstverständlich ist. Die Fahrgastrechteverordnung für den Busverkehr sehe nur eine Entschädigung vor bei verspäteter Abfahrt. Falls ein Bus unterwegs eine Panne hat und liegenbleibt, sollten die Fahrgäste mit einem anderen Bus weiterkommen oder zu einem geeigneten Wartepunkt gebracht werden. Wer eine Entschädigung oder die Kosten für seine Weiter- oder Rückreise bekommen will, müsse das einklagen. Allerdings habe noch kein Gericht entschieden, was in welcher Form in solch einem Fall angemessen ist. So bliebe den Betroffenen oft nur der Weg über die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Nahver