Formel-1-Beton für die Carolabrücke

Dresden. Die Zukunft ist schwarz und federleicht. Sie soll im August an der Carolabrücke beginnen. Vorausgesetzt, die Stadt bekommt das Geld zusammen, das die Bauarbeiten kosten sollen. Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) geht von 4,7 Millionen Euro aus, die für die Sanierung des elbaufwärts liegenden Brückenzugs bezahlt werden müssen.
Das sind 300.000 Euro mehr als für die herkömmliche Bauweise mit Stahlbeton, denn an der Carolabrücke will die Stadt einen vielversprechenden Test wagen. Dort soll Beton mit Carbonnetzen und -stäben verbaut werden. Ein Material, das auch für Karosserieteile bei Formel-1-Autos verwendet wird. Außerdem sollen Basaltstäbe verbaut werden.
Das gabs noch nie, zumindest nicht an einem Bauwerk dieser Größenordnung, ist Schmidt-Lamontain überzeugt. Jetzt soll die TU-Erfindung zum ersten Mal verwendet werden. Mit dem neuen Tragwerk werden die Betonkappen der Geh- und Radwege verstärkt. Das sind die Brückenabschlüsse neben den Geländern.
Koettnitz rechnet mit einem doppelten Effekt: Einerseits rosten Carbon und Basalt nicht, der Beton wird deshalb 25 Jahre und länger intakt bleiben, erwartet der Amtsleiter. Andererseits muss die Betondecke auf den neuen Bewehrungsmaterialien nur etwa halb so dick sein wie bei Stahl. Das macht die Betonkappen leichter, sie können weiter über die Elbe ragen.
Die Gewinner sind Fußgänger und Radfahrer. Sie haben künftig mehr Platz, der Radweg wächst auf die doppelte Breite. An der 300 Meter langen Elbquerung plant die Stadt drei Testfelder mit den drei verschiedenen Bewehrungsmaterialien. 2020 soll die Sanierung erledigt sein. Wenigstens fünf Jahre lang protokollieren TU-Wissenschaftler dann, wie sich die neuen Betonteile entwickeln.
Fraglich ist allerdings noch, ob die Stadt das Geld für die Brückensanierung zusammenbekommt. Der Freistaat hilft dieses Mal nicht, bislang gab’s bei solchen Projekten bis zu 75 Prozent der Summe vom Land. Doch in diesem Jahr steht weniger Geld zur Verfügung, berichtete Schmidt-Lamontain. Deshalb gebe es nichts für die Carolabrücke. Ganz aufgegeben hat er die Hoffnung aber noch nicht, womöglich finde sich noch Geld in einem Fördertopf für Bauinnovationen. Schließlich sei der Carbonbeton eine Dresdner Erfindung, die Brücke könne Vorbild für andere Bauwerke werden.