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69-jährige Frau stirbt in Pirnaer Parkhaus

In der "Quartier 1"-Tiefgarage ereignete sich am Mittwoch ein tödlicher Unfall. Die Ursache ist noch unklar, die automatische Anlage gilt generell als sicher.

Von Mareike Huisinga & Thomas Möckel & Marko Förster & Daniel Förster
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Tiefgaragen-Einfahrt an der Langen Straße in Pirna: Hinter der Glaswand geschah der tödliche Unfall.
Tiefgaragen-Einfahrt an der Langen Straße in Pirna: Hinter der Glaswand geschah der tödliche Unfall. © Marko Förster

+++UPDATE+++

Die Tiefgarage wurde am Donnerstag, nachdem die Tatortreinigung die Unglücksstelle gesäubert hatte, wieder freigegeben und ist seitdem auch wieder in Betrieb. (df)


In dem vollautomatischen, unterirdischen Parkhaus des "Quartier 1" an der Langen Straße in Pirnas Altstadt ist am Mittwochabend eine 69-jährige Frau tödlich verunglückt. Der Unfall geschah offenbar bei dem Versuch, ein Auto einzuparken.

Nach ersten Erkenntnissen wollten ein Mann und eine Frau ihren dunklen Seat Altea XL gegen 19.40 Uhr in der Tiefgarage abstellen. Dazu fuhren sie in die dafür vorgesehene Einfahrt und stellten den Wagen wie vorgeschrieben auf die Hubrampe. Der Fahrer stieg aus. Per Knopfdruck fuhr das Auto automatisch in die Tiefe. Dabei passierte das Unglück. Die 69-jährige Frau befand sich zu diesem Zeitpunkt offenbar außerhalb des Wagens und wurde bei der mechanischen Bewegung der Rampe eingeklemmt.

Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr eilten zu dem Parkhaus in der Altstadt. Der Notarzt konnte allerdings nur noch den Tod der Frau feststellen.

In diesem Parkhaus auf der Lange Straße verunglückte die 69-Jährige.
In diesem Parkhaus auf der Lange Straße verunglückte die 69-Jährige. © Marko Förster

Die Unfallstelle wurde daraufhin abgesperrt, an der Einfahrt brachten die Einsatzkräfte einen Sichtschutz an. Die Kriminalpolizei nahm in der Nacht zum Donnerstag ihre Ermittlungen auf, um die Todesumstände zu klären. Ebenfalls in der Nacht wurde die Leiche von der Pirnaer Feuerwehr geborgen und von Mitarbeitern eines Bestattungsunternehmens abgeholt. Der Mann wurde vor Ort vom DRK-Rettungsdienst sowie von einem Kriseninterventionsteam der Johanniter Heidenau betreut.

Polizei hält sich bedeckt

Nach ersten Informationen war die Frau offenbar in oder mit dem Fahrzeug nach unten gefahren, in der Tiefgarage wurde sie dann eingequetscht. Unfall-Gutachter, Polizei und Staatsanwaltschaft waren auch am Donnerstag vor Ort, um die Hintergründe aufzuklären. Die Unfallursache ist aber weiterhin unklar, zu den näheren Umständen gibt die Polizei aktuell keine Auskünfte. Die Ermittlungen dauern weiter an.

Der Tod der 69-jährigen Frau hat viele Pirnaer erschüttert. Unbekannte haben am Donnerstag eine Kerze vor der Tiefgaragen-Einfahrt aufgestellt und Blumen niedergelegt.

"Es ist tragisch", sagt Leon Brandes. Er arbeitet als Koch in dem Restaurant "Felsenbirne" gleich neben der Tiefgarage. Er selbst hat seit einem Jahr einen Platz in dem unterirdischen Parkhaus gemietet. "Bisher hatte ich noch nie Schwierigkeiten mit der Technik, die aus meiner Sicht recht simpel zu bedienen ist", sagt er. Er habe keine Angst, auch nach dem tragischen Unfall sein Auto weiter in der Tiefgarage zu parken.

Ähnlich sieht es eine andere Nutzerin der Parkdecks, die aber anonym bleiben möchte. Auch sie kann sich nicht erklären, wie es zu dem Unfall kam. "Ich habe gehört, dass die Dame im Auto sitzengeblieben ist, als der Aufzug nach unten fuhr. Aber Genaueres weiß ich nicht", sagt die Pirnaerin. Bisher habe die Technik der Anlage bis auf einige Kleinigkeiten problemlos funktioniert. 

Trauernde haben am Donnerstag eine Kerze vor dem unterirdischen Parkhaus aufgestellt.
Trauernde haben am Donnerstag eine Kerze vor dem unterirdischen Parkhaus aufgestellt. © Mareike Huisinga

Ein Computer sortiert die Autos ein

Das sanierte "Quartier 1" an der Ecke Lange Straße/Niedere Burgstraße in der Pirnaer Altstadt war im August 2008 eröffnet worden. Nachdem die unter dem Komplex befindliche Tiefgarage zunächst den Hausbewohnern für deren Autos vorbehalten war, ist das unterirdische Parkhaus mit insgesamt 60 Stellplätzen seit Juni 2009 komplett auch fürs öffentliche Parken freigegeben. Über eine schaufensterähnliche Einfahrt in der Langen Straße gelangen die Pkws in ein zweistöckiges Regalsystem unter der Erde.

Das Parksystem ist vollautomatisch und computergesteuert. Der Fahrer hat mit dem eigentlichen Einpark-Vorgang nichts zu tun. Es funktioniert wie folgt: der Fahrer fährt in die Einfahrt, stellt das Auto auf die sogenannte Hubrampe, steigt aus und verlässt die Anlage. Per Knopfdruck werden die Autos unter den Rädern angehoben, mithilfe des Schlittens in die Tiefe hinab gelassen und dort automatisch ein eine Parkbucht einsortiert.

Die Tiefgarage sollte ursprünglich schon mit der Eröffnung des "Quartiers 1" in Betrieb gehen. Im Vorhinein gab es bereits eine längere Probephase, in der die Anlage umfangreich getestet wurde. Das System erlernte über Monate das Parkverhalten der einzelnen Mieter. Es registriert, wann ein bestimmtes Auto wegfährt, wann es wiederkommt und berechnet so, ob ein reservierter Stellplatz zum Beispiel während der Tagesstunden freigeschaltet werden kann. So lässt sich der Parkraum flexibel nutzen. Und sollte es doch einmal Schwierigkeiten mit dem Computer geben, kann die Technik auch manuell gesteuert werden. 

Vollautomatische Anlage: Mit einem Lift werden die Autos in die Tiefe gelassen und dort in eine Parkbucht einsortiert.
Vollautomatische Anlage: Mit einem Lift werden die Autos in die Tiefe gelassen und dort in eine Parkbucht einsortiert. © Archivfoto Daniel Förster

Im Notfall stoppt das System automatisch

Nach SZ-Informationen ist der Bedienvorgang an der Tiefgarage ausgeschildert, ebenso die Hinweise, dass Fahrgäste aus dem Auto aussteigen und die Anlage verlassen müssen, ehe der Parkvorgang beginnt. Beim Knopfdruck, der das Einparken startet, steht der Fahrer in der Regel auch ein ganzes Stück abseits des Wagens und der Hubrampe. Sollte dennoch eine Person neben dem Auto stehenbleiben, erkennt das System die Person und stoppt automatisch.

In den zurückliegenden elf Jahren seit der Eröffnung ist bislang kein gravierender Unfall in dem unterirdischen Parkdeck geschehen, Menschen kamen bisher nicht zu Schaden.

Wann die Tiefgarage nach dem tödlichen Unfall am Mittwochabend wieder öffnen kann, steht derzeit noch nicht fest.

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