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Frust am Geldautomat

Die Sparkasse hat in Pirna neue Geräte installiert, die nun keine Kontoauszüge mehr drucken – zum Ärger vieler Senioren.

Von Thomas Möckel
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Geldautomat am Pirnaer Einkaufszentrum an der Rottwerndorfer Straße: Neues Gerät, weniger Service.
Geldautomat am Pirnaer Einkaufszentrum an der Rottwerndorfer Straße: Neues Gerät, weniger Service. © Daniel Schäfer

Hans-Dieter Scholz, Rentner, wohnhaft an der Pillnitzer Straße in Pirna, stand kürzlich etwas ratlos vor dem Geldautomaten im Copitzer Kaufland. Wie schon oft an dieser Stelle wollte er Kontoauszüge ausdrucken. Bislang funktionierte es immer einwandfrei. Diesmal nicht, das Gerät verweigerte die auf Papier verewigte Geldübersicht. Scholz dachte erst, das Papier sei alle und probierte es erneut. Wieder nichts. Vielleicht war ja das Gerät defekt, mutmaßte der Senior und rief bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden (OSD) an, dem Institut gehört dieser Automat. Am Telefon offenbarte man ihm eine aus seiner Sicht wenig erfreuliche Nachricht: Die Funktion, Kontoauszüge auszudrucken, gebe es an diesem Automaten nicht mehr.

Der geschrumpfte Service ist in Pirna inzwischen kein Einzelfall mehr. Mehrere modernisierte Geldautomaten der Sparkasse verfügen nicht mehr über diese Drucker. Beispielsweise lassen sich auch am Gerät am Pirnaer Einkaufszentrum (PEZ) an der Rottwerndorfer Straße keine Kontostände mehr auf Papier drucken.

Der Service-Verlust verärgert vor allem Senioren, die die papiernen Geldübersichten nach wie vor akribisch abheften, weil ihnen Online-Bankgeschäfte zu kompliziert sind. „Das ist ein Schlag gegen uns Ältere“, klagt Scholz. Für ihn und viele seiner Bekannten sei diese Druckfunktion immens wichtig, weil sie es einerseits seit Jahren so gewohnt sind, andererseits kaum einer von ihnen kontotechnisch im Internet unterwegs ist. „Dass man uns nun diesen Service wegnimmt, ist nicht in Ordnung“, sagt Scholz.

Und es kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: Der Geldautomat im Copitzer Kaufland lässt sich für Scholz und andere, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, relativ bequem und hindernisfrei erreichen. Es gibt keine Barrieren, Behindertenparkplätze sind unmittelbar vor dem Eingang, die Bushaltestelle befindet sich direkt am Supermarkt. Ebenso verhält es sich mit dem Automaten am PEZ, auch hier gibt es reichlich Parkplätze, das Zentrum lässt sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichen, die Bushaltestelle liegt nahe am Einkaufszentrum. Nun werden die Wege weiter und umständlicher.

Die OSD räumt ein, dass sich einige Kunden nun sicher umstellen müssten. Für den Service-Wegfall gäbe es allerdings wirtschaftliche Gründe. Das Nutzungsverhalten der Mehrzahl der Kunden, sagt Marcus Herrmann, stellvertretender Unternehmenssprecher der OSD, lasse das Geldinstitut zwischen betriebswirtschaftlichen Anforderungen einerseits und einem kundenorientierten Serviceangebot anderseits abwägen. Heißt: Was weniger nachgefragt wird, wird an einigen Stellen nicht mehr angeboten, um auf diese Weise Geld zu sparen.

Die OSD, sagt Herrmann, biete ihren Kunden mehrere Möglichkeiten, ihre Kontoumsätze im Blick zu behalten. Neben dem Ausdruck nutze mittlerweile gut die Hälfte der Kontoinhaber das elektronische Postfach für Auszüge. Für die Kunden sei das sehr bequem, weil die Kontoauszüge automatisch im elektronischen Postfach im Online-Banking hinterlegt und dort für zehn Jahre archiviert werden. Zudem sei es nachhaltig, weil die Unterlagen papierfrei gespeichert werden.

Welche Funktionen die Selbstbedienungsautomaten an den einzelnen Standorten vorweisen, bestimme sich laut Herrmann danach, auf welche Weise Kunden die Geräte nutzen. Auch in Pirna erhalte die Hälfte der OSD-Kunden inzwischen regelmäßig elektronische Kontoauszüge. Damit werde die Kontoauszugs-Druckfunktion heute 50 Prozent weniger genutzt als noch vor fünf Jahren. Ein Großteil der Kunden, sagt Herrmann, die noch Kontoumsätze drucken, suche dafür hauptsächlich die Filialen auf. Wer nach wie vor Auszüge drucken möchte, könne diese in den Filialen Südvorstadt am Robert-Schumann-Platz, in der Innenstadt an der Gartenstraße, in Copitz an der Hauptstraße, auf dem Sonnenstein an der Herbert-Liebsch-Straße sowie in Graupa am Tschaikowskiplatz tun.

Für Scholz ist das nur ein schwacher Trost. Die für ihn nächstgelegene Filiale befindet sich an der Copitzer Hauptstraße, die sich jedoch aus seiner Sicht nicht besonders gut erreichen lässt: Parkplätze in der Nähe sind rar, der Weg ist nicht ganz barrierefrei, die nächste Bushaltestelle ist recht weit entfernt. Auch Kunden von der Rottwerndorfer Straße empfinden es als Zumutung, dass sie nun ins Zentrum oder ins Musikerviertel fahren müssen – nur um Kontoauszüge zu drucken. „Dass die Sparkasse mit dem Service-Einschnitt gerade uns Älteren derart vor den Kopf stößt“, sagt Scholz, „ ist sehr ärgerlich.“

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