SZ + Hoyerswerda
Merken

Futter für über 900 hungrige Mäuler

Die Versorgung der Futterküche im Zoo Hoyerswerda ist mehr als nur Logistik. Vieles kommt aus der Region.

Von Uwe Schulz
 3 Min.
Teilen
Folgen
Faultier Carlo bei seiner Fütterung im Tropenhaus. Er lässt es sich kopfüber schmecken. Fertig zubereitet wird seine Ration in der Futterküche des Zoos.
Faultier Carlo bei seiner Fütterung im Tropenhaus. Er lässt es sich kopfüber schmecken. Fertig zubereitet wird seine Ration in der Futterküche des Zoos. © Foto: Uwe Schulz

Hoyerswerda. Carlo eilt zur Futterstelle. Wie ein Zweifinger-Faultier eben so eilt. Man kann ihm gut dabei zuschauen. Carlo ist jetzt zwei Jahre alt und lebt seit fast einem Jahr im Tropenhaus des Zoos Hoyerswerda. Da weiß er, wann es wo Futter gibt.

Der aktuelle Speiseplan für Carlo steht weiß auf schwarz in der Futterküche des Zoos. Der für andere Tiere daneben. Dass für alle rund 940 Tiere der 129 Arten des Zoos stets das richtige Futter vorrätig ist, gehört zu den Aufgaben von Thomas Arndt. Der 56-Jährige ist Tierinspektor und Futtermeister und ganz nebenbei auch der dienstälteste Mitarbeiter des Zoos. 1981 hat er hier angefangen, zunächst vier Jahre als Tierpfleger, danach wechselte er in die Doppelfunktion und liebt die Abwechslung dieser Konstellation. Arbeit mit Menschen und mit Tieren – das passt.

Die Tiere im Hoyerswerdaer Zoo putzen ordentlich was weg. So werden wöchentlich 300 Kilogramm Möhren, 200 kg Äpfel, 50 kg Kartoffeln und etwa 120 Köpfe Salat benötigt. Dazu kommen Paprika, Tomaten, Pfirsiche, Weintrauben, Chicorée. Obst und Gemüse werden einerseits wöchentlich von einem regionalen Händler aus Cottbus angeliefert. Andererseits können die Zoomitarbeiter laut Thomas Arndt täglich bei Kaufland und Rewe Waren abholen, die nicht mehr für den menschlichen Verzehr geeignet sind bzw. als solche verkauft werden dürfen. Das sind dann so zehn, manchmal auch bis 20 Stiegen a 15-20 Kilogramm Ware. „Das wird dann bei uns nochmals aussortiert und für den nächsten Tag aufbereitet. Denn wenn in der Futterküche am Nachmittag Ruhe einkehrt, ist das Frühstück für den Folgetag schon fertig zubereitet. Auf diese Weise bezieht man auch ein Großteil des benötigten Brotes. Wenn es nicht ausreicht, wird zugekauft. Das Fleisch für die Raubtiere bezieht der Zoo Hoyerswerda vom Schlachthof in Großenhain. Alle zwei Wochen werden Rinder-Viertel geliefert. Der Fleischverbrauch im Zoo ist stark gesunken, seitdem der Zoo keine Löwen und nur noch einen Tiger hat, und zwar von 400 auf 250 kg Fleisch wöchentlich. Andere Fleischfresser bekommen Kaninchen, Ratte, Maus, Huhn – sogenanntes Raufutter.

Der Fischbedarf ist stark zurückgegangen, seitdem die Pinguinkolonie krankheitsbedingt ausgelöscht wurde. Dennoch benötigt man noch 200 kg Süßwasser- und etwa 100 kg Salzwasserfisch monatlich – für Fischotter, Pelikane, Raubkatzen und Bären. Während das Fleisch frisch aber gekühlt geliefert wird, ist der Fisch tiefgefroren und wird im Zoo nach Bedarf aufgetaut. Grillen und Mehlwürmer bekommt man freilich frisch und lebend geliefert. Außer den Stabheuschrecken, die nur Brombeerlaub verzehren, habe man derzeit im Zoo keinen ausgesprochenen Futterspezialisten, sagt Thomas Arndt.

Und doch muss das Team genau schauen, wer was und wie viel bekommt. Da gibt es beispielsweise spezielle Pellets für Kängurus und Galapagos-Schildkröten, andere für Enten und Flamingos, wieder andere für die Ziegen und Trampeltiere, jeweils fertig abgemischt mit Mineralien und Vitaminen.

Aus der näheren Umgebung holt der Zoo in der warmen Jahreszeit drei mal pro Woche frisch gehauenes Gras. Aktuell werden zudem Heu und Stroh eingelagert für den Winter. Beim Heu, immerhin an die 30 Tonnen Jahresbedarf, hat man die Arbeiten so gut wie erledigt, Stroh (15 Tonnen) wird noch geliefert. Hier arbeitet der Zoo Hoyerswerda schon seit Jahrzehnten mit der Agrargenossenschaft Großräschen zusammen. Außerdem bezieht man noch Getreide wie Mais, Weizen, Gerste, Hirse und Leinsaat.

Und in der Futterküche wird tatsächlich auch gekocht, zum Beispiel Nudeln und diverses Gemüse, zum Beispiel für Faultier Carlo. Und dann darf es durchaus mal Tee für die Tigerin bei einer Blasenentzündung sein oder ein Aufguss gegen Fellschädlinge.

https://kulturzoo-hy.de/

Carlos Speiseplan ist bunt und reichhaltig. Das Tropenhaus gehört zum Vogelrevier.
Carlos Speiseplan ist bunt und reichhaltig. Das Tropenhaus gehört zum Vogelrevier. © Foto: Uwe Schulz
Die Schüssel in Wok-Form beinhaltet das Futter für Emu „Hilde“ – eine Mahlzeit.
Die Schüssel in Wok-Form beinhaltet das Futter für Emu „Hilde“ – eine Mahlzeit. © Foto: Uwe Schulz
Pro Woche werden im Zoo 300 Kilogramm Möhren verputzt.
Pro Woche werden im Zoo 300 Kilogramm Möhren verputzt. © Foto: Uwe Schulz
In der Futterküche wird auch richtig gekocht, alles bedarfsgerecht.
In der Futterküche wird auch richtig gekocht, alles bedarfsgerecht. © Foto: Uwe Schulz