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Rezept für teure Medikamente gefälscht

Ein Bannewitzer lässt sich Wachstumsmittel für 3.000 Euro aushändigen, das manche Bodybuilder illegal nutzen. Jetzt stand er vor Gericht.

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Das Medikament Zomacton ist eigentlich für Kinder mit Wachstumsproblemen gedacht.
Das Medikament Zomacton ist eigentlich für Kinder mit Wachstumsproblemen gedacht. © 123rf

Von Anne Schicht

Angespannt, aber ruhig verfolgt der sportlich wirkende Mann die Gerichtsverhandlung in Dippoldiswalde. Der Deutsche ist angeklagt wegen mehrfachen Fahrens ohne Führerschein und wegen Diebstahls. Und er soll sich mit zwei gefälschten Rezepten Medikamente erschlichen haben. 

Eins löste er in Dresden auf den Namen seines Sohnes ein. Hier handelte es sich um Erkältungsmittel, die nicht verschreibungspflichtig sind. Das andere Rezept lief auf seinen Namen. Das legte er einer Apotheke auf Usedom vor. Hier bekam er im Wert von 3.000 Euro Zomacton ausgehändigt. Das Medikament ist ein Wachstumsmittel und wird normalerweise Kindern verschrieben, die ein entsprechendes gesundheitliches Problem haben. Allerdings wird Zomacton auch in der Bodybuilderszene nachgefragt.

Der heute 42-jährige Bannewitzer ist zu großen Teilen geständig: Ja, er habe im Kaufland das Legospielset „Polizeiverfolgung“ gestohlen. Sein Sohn hätte da bald Geburtstag gehabt und sein Lohn sei nicht gezahlt worden. Zudem gab der Mann zu, tatsächlich ohne Führerschein Auto gefahren zu sein. Das sei passiert, als er einmal morgens verschlafen habe, gerade an einem Tag, da sein Sohn als Vorschulkind unbedingt pünktlich in den Kindergarten gemusst hätte. 

Und die Rezepte? Ja, die habe er eingelöst. Dass er allerdings Blankorezepte vom Allgemeinarzt gestohlen habe, verneint er. Jemand habe sie ihm gegeben, behauptet er, den Namen will der Angeklagte nicht nennen. Er sei gezwungen worden, das teure Medikament zu besorgen.

Der nun schon lange krankgeschriebene Angeklagte erzählt von riesigen Schuldenbergen. Früher arbeitete er bei Messen. Um den dort hohen Arbeitsbelastungen standzuhalten, habe er angefangen, Crystal Meth zu nehmen.

Wiederholtes Fahren ohne Führerschein – der wurde ihm 2013 entzogen -, teilweise unter Betäubungsmitteln und Diebstähle brachten ihm nach vielen Bewährungsmöglichkeiten bereits eine Haftstrafe ein. 2017 wurde er dann mit einem guten Zeugnis aus der Haft entlassen. 

Doch der Tod seiner Mutter und ein Überfall brachten ihn an seelische Belastungsgrenzen. Er ist wegen Depressionen und Suizidgefahr in Behandlung.

„Im Gefängnis wird mein Mandant auch nicht besser.“

Die Staatsanwältin glaubte den Geschichten des Angeklagten nicht. So sei der Geburtstag seines Sohnes erst einen ganzen Monat nach dem Diebstahl gewesen, und dass ein Termin in der Kita schon früh um 7 Uhr beginne, könne sie sich nicht vorstellen. Auch dass er ein Auto besessen habe, obwohl er gar nicht fahren durfte, sieht sie kritisch. Zudem sei er recht bald nach der Haft wieder mit Straftaten auffällig geworden. Er würde zwar einige Taten gestehen, aber nur die , die nachweisbar seien. Die Staatsanwältin plädierte deshalb für ein Jahr und sechs Monate ohne Bewährung.

Die Verteidigerin wies darauf hin, dass die Straftaten für sich genommen eher kleinere Vergehen seien: Die Wegstrecken zum Beispiel, die ihr Mandant ohne Führerschein gefahren sei, seien sehr kurze Strecken gewesen. Zwar habe er die Rezepte eingelöst, aber er habe weder die Blankorezepte gestohlen noch gefälscht. Sicherlich müsse ihr Mandant bestraft werden, das sei nicht in Abrede zu stellen. Doch eindrücklich plädierte die Rechtsanwältin für einen Freiheitsentzug auf Bewährung, denn: „Im Gefängnis wird mein Mandant auch nicht besser.“

Die Richterin sah es wie die Staatsanwältin. Sie verurteilte Rene B. schließlich zu einem Jahr und sechs Monaten ohne Bewährung. Zudem muss er etwas mehr als 3.000 Euro zahlen, die Kosten des Verfahrens übernehmen und er bekommt ein weiteres Fahrverbot von einem Jahr auferlegt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. 

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