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Görlitzer Straße in Rothenburg ist nun offiziell frei

Beim Straßenbau gab es Termindruck und Überraschungen. Nun sind die Anwohner trotz mancher Stresssituation rundum zufrieden.

Von Frank-Uwe Michel
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Bürgermeisterin Heike Böhm, Vertreter der Stadtverwaltung und des Stadtrates, der Stadtwerke und der Baufirma schneiden das Band zur Eröffnung der Görlitzer Straße durch.
Bürgermeisterin Heike Böhm, Vertreter der Stadtverwaltung und des Stadtrates, der Stadtwerke und der Baufirma schneiden das Band zur Eröffnung der Görlitzer Straße durch. © André Schulze

Auch wenn die Görlitzer Straße schon seit ein paar Tagen befahrbar ist, eine offizielle Straßenfreigabe muss diesmal ganz einfach sein. Dafür ist man in Rothenburg viel zu stolz auf das, was hier in den vergangenen Monaten geleistet wurde. Bürgermeisterin Heike Böhm bringt es im Beisein von Vertretern der Baufirma, des Stadtrates, der Stadtwerke und einigen Anwohnern auf den Punkt: „Die Sanierung der Görlitzer Straße war eine sehr erfreuliche Baumaßnahme, wenngleich es auch ein paar Zwischenfälle gab.“ Alle Seiten hätten außergewöhnliches Engagement an den Tag gelegt, um den eng gestrickten Terminkalender einzuhalten.

Das hebt auch Ronald Scholz hervor. Er ist Angestellter der Firma STB See und hat die Umsetzung der Maßnahme als Bauleiter verantwortet. „Trotz der anspruchsvollen Aufgabe hat alles reibungslos geklappt. Außerdem hatten wir Glück mit dem Wetter. Hätte es pausenlos geregnet, hätten wir den Termin des ersten Bauabschnitts – Fertigstellung vor dem Sommerfest – nicht halten können.“ So aber legten seine Leute auch bei 40 Grad im Schatten noch mal eine Schippe drauf. „Bewundernswert“, meint Heike Böhm. „Mir fiel da das Laufen schon nicht leicht. Wie viel schwerer muss es sein, bei dieser Hitze noch zu arbeiten.“

Stephan Lehmann vom Nieskyer Ingenieurbüro für Straßen- und Tiefbauplanung hat die Sanierung der Görlitzer Straße vorbereitet und betreut. „Die Sache war natürlich sehr speziell. Maßgabe war, dass – weil der Festumzug beim Sommerfest diesen Weg nehmen muss – wir zuvor unbedingt den ersten Bauabschnitt fertigstellen sollten.“ Und auch die Arbeiten am zweiten Abschnitt seien unter strengen Terminabsprachen erfolgt, weil der Zugang zum Weihnachtsmarkt nicht versperrt sein durfte.

Insgesamt ging es bei der Baumaßnahme um 275 Meter Görlitzer Straße und 50 Meter Scheunenstraße. Zudem wurde eine 90 Meter lange Stützmauer abgebrochen und wieder neu aufgebaut. Entstanden ist eine sechs Meter breite Piste mit Gehwegen auf beiden Seiten, von denen der eine mit seinen Ausmaßen auch für Rollstuhlfahrer und Familien mit Kinderwagen geeignet ist. Erneuert wurde zudem die Straßenbeleuchtung, mehr als 400 Meter Kabel wurden dafür verlegt. Gleichzeitig kamen 750 Meter Leerrohre in die Erde, die für den Breitbandausbau gebraucht werden, ohne dass dann der Straßenbelag noch einmal aufgerissen werden muss. Die Regenentwässerung umfasste 270 Meter Kanäle, zudem mussten neun Schächte neu errichtet werden. Auch 400 Meter Trinkwasserleitungen wurden mit verlegt, einschließlich der zugehörigen Hausanschlüsse. Wobei Stadtwerke-Chef Ulrich Engelmann auf eine besondere Schwierigkeit verweist: „Wir mussten zwei Systeme parallel betreiben – das alte wurde weggerissen, das andere neu installiert. Insgesamt musste jedoch die Versorgung funktionieren. Und es war genau einzutakten, wann von Vergangenheit auf Zukunft umgestellt werden kann.“

Als „sehr erfreulich“ empfindet Stephan Lehmann die Entscheidung der Stadt, statt des vorher hier befindlichen Asphalts den größten Teil der Görlitzer Straße mit Natursteinpflaster zu belegen. „Das macht im Zusammenspiel mit dem historischen Marktplatz einen sehr guten, stimmigen Eindruck.“ Obwohl sich für die Bauleute damit einige Schwierigkeiten ergaben, da das Material aus China und Polen importiert wird, in diesen Ländern aber einige Steinbrüche geschlossen wurden und dadurch international eine verstärkte Nachfrage besteht. Als Überraschung entpuppten sich auch die beiden Brunnen, die man im Laufe des Baugeschehens entdeckte und die jetzt nur provisorisch abgedeckt wurden. Die Stadt will sich Gedanken machen, wie man diese Zeugnisse der Vergangenheit der Öffentlichkeit präsentieren kann.

Für die Anwohner war das Baugeschehen nicht nur interessant, sondern auch mit manchen Misslichkeiten verbunden. Trotzdem: „Ich bin sehr zufrieden. Es ist alles geworden, was ich schon lange machen wollte“, freut sich Reinhard Gramsch und zählt die Regenwasserableitung, Trinkwasser- und Gasanschluss sowie den neuen Hausanschlusskasten auf. Roland Blümel lobt besonders die Einwohnerversammlung vor dem Baubeginn. Und dass mit der STB See eine einheimische Firma den Zuschlag bekam. „Obwohl es vom Frühjahr bis in den Winter ein sehr langer Zeitraum war, hatten wir doch immer Ansprechpartner.“ Das Ergebnis der vergangenen Monate sei für ihn „sehr zufriedenstellend“. Ähnlich sieht man das auch beim Pflegedienst Preuß, der seinen Stammsitz direkt an der Görlitzer Straße hat. „Anfangs hatten wir schon ein paar Ängste. Aber die Arbeiter waren absolut hilfsbereit, wenn mal ein Rollstuhl hin und her zu tragen war“, lobt Heike Preuß. Zwar sei die Stromleitung dreimal angebaggert worden, für die Gespräche mit der Stadtverwaltung zur Schadensregulierung findet sie jedoch nur ein Wort: „Top!“