Diesen Termin wollte sich Dr. Matthias Faensen nicht nehmen lassen. Der Beiratsvorsitzende des von Berlin aus agierenden Pflegedienstes Advita ist an diesem Freitag vor dem vierten Advent extra nach Kesselsdorf gekommen, um den Grundstein für ein neues Pflegewohnheim zu legen. Der Gebäudekomplex soll das in den 1990er-Jahren konzipierte Ortszentrum vollenden.
Bevor er mit dem Bauleiter und dem Architekten eine aktuelle Ausgabe der Sächsischen Zeitung, die Bauunterlagen, ein Unternehmens-Magazin und ein paar Cent in der Schatulle versenkte, erinnerte er kurz an die ungewöhnliche Vorgeschichte dieser neun Millionen Euro teuren Investition. Es war eine Familie, die die Initialzündung dafür gegeben haben, nämlich Pia und Jörg Lehmann.
Die Kesselsdorfer Familie hat einen behinderten Sohn, der von der Stiftung EDDI Assistenz bekommt. Damit der 36-jährige Edgar auch künftig in Kesselsdorf wohnen und sich hier wohlfühlen kann, sind sie aktiv geworden. Sie suchten in Kesselsdorf nach freien Bauflächen für Wohnheim, in dem Behinderte und Senioren später wohnen und auch betreut werden können. Am Kesselsdorfer Markt wurden sie fündig.
Freie Fläche am Markt gefunden
Hier gab es noch eine freie Fläche. Eigentlich sollte hier ein großes Wohnhaus entstehen. So wollte es der Bebauungsplan Nummer eins. Doch der potenzielle Bauherr kam in finanzielle Schwierigkeiten und konnte sein Projekt nicht verwirklichen. Den Lehmanns ist es indes gelungen, den Grundstücksbesitzer zu ermitteln und ihn für einen Verkauf dieses Baugrundstückes zu gewinnen. "Unterstützt wurden wir von der Stadt Wilsdruff und Bürgermeister Ralf Rother", sagte Jörg Lehmann am Rande der Grundsteinlegung.
Vor drei Jahren begann der Pflegedienst mit der Planung des Wohnheimes. In Kesselsdorf erläuterte Architekt Dr. Peter Fürll, wie der Gebäudekomplex nach der Fertigstellung aussehen soll. Demnach werden zwei Häuer gebaut, die mit einem Zwischenbau miteinander verbunden werden. Beide Häuser werden sechs Ebenen haben. Diese werden ganz unterschiedlich genutzt:
Es sei nicht einfach gewesen, eine Baufirma zu finden, die den Gebäudekomplex zu annehmbaren Preisen und in einer überschaubaren Bauzeit errichten wollte, so Architekt Fürll. Letztlich habe man mit der Firma Fuchs-Bau ein Unternehmen gefunden, das die Erwartungen des Bauherren erfüllen sollte.
Der Pflegedienst möchte in dem neuen Haus seine Philosophie verwirklichen und dem Bewohner all das geben, was sie erwarten: Sie sollen hier selbstbestimmt leben können und trotzdem eine Gemeinschaft um sich haben, erläuterte Faensen. Vor allem den älteren Bewohnern wolle man Sicherheit und Komfort geben. Deshalb werde rund um die Uhr Pflegepersonal im Haus sein. In einer hauseigenen Küche wird täglich frisch gekocht, die Bewohner können zwischen Mittagessen, Voll- oder Halbpension wählen.
Rathauschef möchte bald wiederkommen
Bürgermeister Ralf Rother (CDU) lobte das "tolle Konzept" des Pflegedienstes, der seit vielen Jahren bereits in Wilsdruff aktiv ist. Er wünschte, dass der Bau unfallfrei verläuft man sich bald schon wieder zum Richtfest und zur Einweihung treffen kann.
Die Bauarbeiten am neuen Wohn- und Pflegeheim haben bereits im September begonnen und sollen im Frühjahr 2021 abgeschlossen sein.