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Herkules wird demontiert

Reichlich 20 Jahre hat kaum jemand einen Fuß in das ehemalige Hotel gesetzt. Einst war es das erste Haus am Platz.

Von Heike Heisig
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Andreas Grabert (links) und Steffen Hecklau von der Firma Lazecky aus Karsdorf haben mit Beräumungen im ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein begonnen. Einige Container müssen auf dem Fußweg stehen. Größere Fahrzeuge passen nicht durch die Toreinfahrt.
Andreas Grabert (links) und Steffen Hecklau von der Firma Lazecky aus Karsdorf haben mit Beräumungen im ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein begonnen. Einige Container müssen auf dem Fußweg stehen. Größere Fahrzeuge passen nicht durch die Toreinfahrt. © André Braun

Roßwein. Wie ein dunkler Schlund mutet die Zufahrt zum ehemaligen Hotel „Herkules“ am Roßweiner Markt in. Dunkelheit und ein muffiger Geruch empfängt denjenigen, der einen vorsichtigen Blick riskiert. Der ist möglich, seitdem die Mitarbeiter der Baufirma von Michael Lazecky aus dem Mannsfelder Land mit den Sicherungen an dem Gebäudekomplex angefangen haben.

Dessen Ausmaße sind von der Straße kaum erkennbar. An das Vordergebäude mit Gaststubenraum und Wohnungen beziehungsweise Hotelzimmern in den oberen Etagen schließt sich ein imposanter Saal an. In die zahlenreichen Anbauten von Toiletten über die Bühne bis hin zu Umkleideräumen für die Künstler wagt sich auch Bauplanerin Kerstin Bauer, die für den Eigentümer aus Brandenburg unterwegs ist, nur mit größter Vorsicht. „Teile sind einsturzgefährdet“, erklärt sie. Dass über die Jahre des Leerstandes viel Nass in die Gemäuer eingedrungen ist, davon zeugen nasse Flecken auf den Fußböden.

Damit die Bausubstanz nicht weiter Schaden nimmt, gehören eine Neueindeckung der Dächer und eine Instandsetzung geschädigter Dachkonstruktionen zu den Sicherungen, die im nächsten Abschnitt folgen. Am Anfang stehen Entkernungen. In den ersten Räumen hacken die Handwerker bereits Putz von den Wänden und tragen Wände ab, die nicht tragend sind. Dadurch wollen die Experten einen Überblick über den Zustand der Statik bekommen. 

So sieht’s im ehemaligen Hotel aus

Diese ordentlich abgestellten Toilettenartikel haben die Jahrzehnte im ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein überdauert.
Diese ordentlich abgestellten Toilettenartikel haben die Jahrzehnte im ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein überdauert.
Das ehemalige Hotel Herkules in Roßwein ist so weitläufig, dass Orientierungen für Gäste und Personal angebracht waren. 
Das ehemalige Hotel Herkules in Roßwein ist so weitläufig, dass Orientierungen für Gäste und Personal angebracht waren. 
Ein Teil der alten Fliesen des Eingangsbereiches im ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein soll erhalten werden. 
Ein Teil der alten Fliesen des Eingangsbereiches im ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein soll erhalten werden. 
Auf dem Weg zum Saal des ehemaligen Hotels Herkules in Roßwein fällt diese für den Innenbereich eher ungewöhnliche Beleuchtung auf. 
Auf dem Weg zum Saal des ehemaligen Hotels Herkules in Roßwein fällt diese für den Innenbereich eher ungewöhnliche Beleuchtung auf. 
Im Treppenaufgang und an den Decken des früheren Hotels Herkules in Roßwein fallen noch eine Menge Schmuck- und Stuckelemente auf.
Im Treppenaufgang und an den Decken des früheren Hotels Herkules in Roßwein fallen noch eine Menge Schmuck- und Stuckelemente auf.
Der Ausschank neben dem Saal des ehemaligen Hotels Herkules in Roßwein.
Der Ausschank neben dem Saal des ehemaligen Hotels Herkules in Roßwein.
Diese Wendeltreppe führt im Saal des ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein auf die Galerie.
Diese Wendeltreppe führt im Saal des ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein auf die Galerie.
Als es noch keine Lichtschläuche gab, kamen im ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein solche Lampenkonstruktionen zum Einsatz.
Als es noch keine Lichtschläuche gab, kamen im ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein solche Lampenkonstruktionen zum Einsatz.
Verbliebenes Inventar im ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein.
Verbliebenes Inventar im ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein.
Auf diesem Ofen mit Kohleheizung wurden in Spitzenzeiten des ehemaligen Hotels Herkules in Roßwein sicher Mahlzeiten für viele Gäste gekocht.
Auf diesem Ofen mit Kohleheizung wurden in Spitzenzeiten des ehemaligen Hotels Herkules in Roßwein sicher Mahlzeiten für viele Gäste gekocht.
Der frühere Gastraum des ehemaligen Hotels Herkules in Roßwein. 
Der frühere Gastraum des ehemaligen Hotels Herkules in Roßwein. 
Ein Teil des ehemaligen Gastraumes des früheren Hotels Herkules in Roßwein ist inzwischen beräumt.
Ein Teil des ehemaligen Gastraumes des früheren Hotels Herkules in Roßwein ist inzwischen beräumt.
Das ehemalige Hotel Herkules in Roßwein ist so weitläufig, dass Orientierungen für Gäste und Personal angebracht waren. 
Das ehemalige Hotel Herkules in Roßwein ist so weitläufig, dass Orientierungen für Gäste und Personal angebracht waren. 
Verbliebenes Inventar im ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein. Zeitweise waren Räume als Spielhalle genutzt worden.
Verbliebenes Inventar im ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein. Zeitweise waren Räume als Spielhalle genutzt worden.
Verbliebenes Inventar im ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein. 
Verbliebenes Inventar im ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein. 
So sehen die alten Heizkörper im ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein aus. 
So sehen die alten Heizkörper im ehemaligen Hotel Herkules in Roßwein aus. 

Und damit Nässe nicht mehr an den Wänden hochkriecht, bringt Jens Schmidt von der Firma Getifix aus Meißen in den ersten Erdgeschossräumen Horizontalsperren ein. Hinter ihm sind noch Futtertröge in den Wänden eingelassen. „Das war wohl der ehemalige Pferdestall der Ausspanne“, nimmt Kerstin Bauer an. Eher aus Spaß habe sich an der Tür mal ein Schild befunden, das für eingestellte Pferde keine Haftung übernommen wird – wie heutzutage oft für Garderobe in der Gaststätte oder im Wartezimmer des Arztes.

Bis wahrscheinlich im Januar der Abriss von Hinter- und Nebengebäuden beginnt, haben die Handwerker noch viel zu tun. Beinahe in jedem Raum ist altes Inventar verblieben: vom Bett, Badewanne und Waschbecken über Herd, Lampen und abmontierten Antennen auf dem Dach. Außerdem werden kaputte Böden und alte Installationen wie Heizungen entfernt.

Für die Sicherung steht bis 2020 Fördergeld in Höhe von rund 700.000 Euro zur Verfügung. Danach sollte die Bausubstanz wieder genutzt werden. Ein Konzept sieht das Einrichten von zwölf altersgerechten Wohnungen in früherem Hotel und Saal vor. Ein Aufzug sorgt für Komfort. Im Erdgeschoss, also dem Gastraum, könnte eine Sozialstation oder ein Gewerbe einziehen.

Im gesamten Haus befinden sich noch historische Details, auf deren Bewahren Planerin und Denkmalschützer gleichermaßen ein Auge haben. Dazu hören Stuckelemente, bemalte Glasscheiben, die Decke im Saal mit der auffälligen Lampenkonstruktion, eine Wendeltreppe aus Eisen, Holzgeländer und Bodenfliesen. Die heutigen Gebäude dürften aus der Zeit nach 1844 stammen. 1749 wird der Herkules erstmals unter diesem Namen erwähnt.