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Hier sind Fußgänger künftig Nummer eins

Für 1,2 Millionen Euro macht Cunewalde die  Albert-Schweitzer-Siedlung attraktiver. Vor allem durch zwei Veränderungen.

Von Katja Schäfer
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In der Albert-Schweitzer-Siedlung in Weigsdorf-Köblitz werden Straßen und Wege so umgestaltet, dass Barrieren – zum Beispiel Höhenunterschiede – verschwinden. Außerdem entstehen neue Plätze, die zu Treffpunkten werden sollen.
In der Albert-Schweitzer-Siedlung in Weigsdorf-Köblitz werden Straßen und Wege so umgestaltet, dass Barrieren – zum Beispiel Höhenunterschiede – verschwinden. Außerdem entstehen neue Plätze, die zu Treffpunkten werden sollen. © SZ/Uwe Soeder

Cunewalde. Bagger und Rüttelplatten lärmen. Große Laster fahren hin und her. Die Bewohner der Albert-Schweitzer-Siedlung in Weigsdorf-Köblitz müssen derzeit allerhand Krach und Unruhe aushalten sowie Umwege in Kauf nehmen. In dem Wohngebiet mit Blöcken, die zum einen Teil Ende der 60er Jahre, zum anderen Teil Mitte der 80er Jahre entstanden, wird an mehreren Stellen gleichzeitig gebaut. Jedoch nicht an den Häusern, sondern an den öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen.

Die Siedlung, in der reichlich 700 Menschen leben, soll attraktiver werden, die Wohnqualität steigen. Und zwar für alle Altersgruppen. Die Überschrift dabei lautet „Insel der Generationen. 1,2 Millionen Euro investiert die Gemeinde Cunewalde. 900 000 Euro davon sind Fördermittel aus dem Landesprogramm „Vitale Dorfkerne und Ortszentren im ländlichen Raum“. Ziel dabei ist es, den Leerstand in der Siedlung zu verringern, in der rund 60 der 600 Wohnungen nicht genutzt werden.

Barrieren verschwinden

Bisher bestehen die Straßen im Wohngebiet aus einem oder zwei Fahrstreifen und daneben verlaufenden Gehwegen, die durch Borde abgegrenzt sind. „Künftig sind Gehen und Fahren nicht mehr voneinander getrennt. Stattdessen gibt es verkehrsberuhigte Zonen, die von kleinen Plätzen unterbrochen werden“, sagt Andrea Richter, die das Bauamt der Gemeinde Cunewalde leitet. Sie betont: „Dabei handelt es sich um Wohnwege, auf denen das Fahren zugelassen ist, aber die Fußgänger Vorrang haben.“ Die geltende Regelung, dass die meisten Strecken Einbahnstraßen sind, wird erhalten bleiben. Durch die Beseitigung von Höhenunterschieden, Borden und anderen Hindernissen wird das Wohngebiet barrierefrei – zum Vorteil für ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, aber auch für junge Leute mit Kinderwagen, Kinder mit Rollern und anderen Fahrzeugen, Jugendliche und Erwachsene mit Fahrrädern. Auf den neu entstehenden kleinen Plätzen sind Bänke vorgesehen. Sie sollen sich zu Treffpunkten für Jung und Alt entwickeln.

Autos werden aber ganz bewusst nicht aus den Bereichen zwischen den Blöcken verbannt. Denn die Bewohner sollen bequem bis zu ihren Eingängen fahren können. Auch für Liefer-, Pflege- und andere Dienste ist eine gute Erreichbarkeit der Häuser wichtig. Deshalb bleiben auch die vorhandenen Parkflächen erhalten, werden aber teilweise anders angeordnet.

Gebaut wird an zwei Stellen gleichzeitig

Gebaut wird jetzt an zwei Stellen gleichzeitig: im Bereich der Albert-Schweitzer-Siedlung 10 bis 18 und auch vor den Hausnummern 36 bis 53. Die Leistungen waren separat ausgeschrieben. Den Zuschlag hat jeweils die Firma SSB Schmidt Straßenbau aus Neusalza-Spremberg erhalten. In beiden Baubereichen ist der alte Asphalt schon heraus gerissen. Derzeit wird der Unterbau erneuert. Anschließend bringen die Arbeiter auf die Wohnwege Asphalt auf. Die Plätze werden mit gelb gefärbtem Straßenbeton befestigt. Damit die Bewohner während der Bauarbeiten zu ihren Häusern kommen, wurden provisorische Wege angelegt. „Wir danken den Leuten für ihr Verständnis und ihr Entgegenkommen. Es sorgt dafür, dass alles reibungslos läuft“, betont Andrea Richter.

Park statt Bauhof?

Die beiden Bereiche, in denen jetzt gearbeitet wird, sollen bis Ende August dieses Jahres fertig werden. Gleich im Anschluss will die Gemeinde einen dritten Abschnitt in Angriff nehmen. Er betrifft die Albert-Schweitzer-Siedlung 19 bis 30. Danach bleiben noch zwei Bauabschnitte übrig, unter anderem die zweispurige Zufahrtsstraße in der Mitte des Wohngebietes. „Weil die Baupreise stark gestiegen sind, müssen wir dafür noch mal Fördermittel beantragen“, berichtet die Bauamtsleiterin.

Was mit dem vom Bauhof der Gemeinde genutzten Gelände am Rande des Wohngebietes passiert, ist noch nicht entschieden. Es gibt Überlegungen, die alten Gebäude abzureißen und stattdessen einen kleinen Park anzulegen. „Aber da müssen wir erstmal für den Bauhof eine Alternative schaffen“, sagt Andrea Richter. Der Bau von neuen Spielplätzen ist gegenwärtig nicht geplant, denn zwischen den Blöcken gibt es mehrere kleine. Die Wohnungsgenossenschaft und die Eigentümergemeinschaft, denen die Häuser gehören, haben laut Bauamtsleiterin in den vergangenen Jahren in dieser Beziehung schon einiges investiert. Die Straßenbeleuchtung im Wohngebiet wurde durch die Gemeinde Cunewalde bereits vor einiger Zeit auf stromsparende LED-Technik umgerüstet.