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Hilferuf eines Heidenauer Arztes

Patienten sind verunsichert und dennoch ruhig. Sebastian Denzin wird zunehmend unruhiger. Der Mediziner braucht selbst Hilfe.

Von Heike Sabel
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Kostbares Gut: Atemschutzmasken. Ohne sie sind Arztpraxen handlungsunfähig.
Kostbares Gut: Atemschutzmasken. Ohne sie sind Arztpraxen handlungsunfähig. © dpa-Zentralbild

Es ist Woche drei: Anfang März kam der Coronavirus den Heidenauern auf einmal plötzlich sehr nahe. Da war es eine junge, seit mehreren Wochen stark erkältete Frau, die von ihrer Ärztin vorsorglich getestet wurde. Der Test fiel negativ aus, also positiv für die Frau. Allgemeinmediziner Sebastian Denzin plädierte damals für Testen mit Bedacht. Drei Wochen später sind seine Worte eindringlicher. Der Virus kommt immer näher. Aktuell gibt es in Heidenau drei Infizierte.

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Denzins Patienten seien erstaunlich ruhig, wenngleich verunsichert. Es gab in der letzten Woche relativ wenig Anfragen nach Abstrichen auf Corona, sagt Denzin. Sehr viele Patienten wurden bei leichten Infekt-Beschwerden vorsorglich erst einmal zwei Wochen krank geschrieben. Dabei hören Denzin und seine Arzthelferinnen ganz unterschiedliche Begründungen: Keine Arbeit, weil ohnehin keine Aufträge; das Kind schnieft auch; der Chef schickt mich, damit ich krankgeschrieben werde; ein Bekannter vom Kollegen hatte Kontakt mit Covid-19; die Ehefrau ist schwanger; ich hatte mal Asthma ...  "Meine Arzthelferinnen zeigen starke Nerven", sagt Denzin. Nach einigen Tagen hat sich die Arbeitsweise mit Trennen von Infekt- und anderen Patienten, Telefonsprechstunde und Tragen von Mundschutz eingespielt.

Damit die vorderste Front nicht zusammenbricht

Bis hierher klingt es, als sei es einfach mal eine besonders intensive, schwierige Zeit. Doch es ist mehr. Es geht an die Substanz. "Wir haben in fast allen Praxen einen eklatanten Mangel an Atemschutzmasken", sagt Denzin. Eine Lieferung stehe innerhalb der nächsten ein bis zwei Wochen vage in Aussicht, nachdem die Bundesregierung eingekauft hat und nun die Verteilung über die Kassenärztlichen Vereinigungen beginnt. "Aber wann und in welchem Umfang, weiß niemand." 

Denzin und seinen Kollegen geht es darum, die nächsten Wochen mit halbwegs guter Schutzausrüstung zu überstehen, Personal, Patienten und sich selbst so gut es geht zu schützen. "Damit die vorderste Front der Krankenversorgung nicht zusammenbricht." Helfen ist der Job der Ärzte, jetzt brauchen sie selbst Hilfe. Jedem, der einige FF2- oder FFP3-Masken oder Einmal-Schutzkittel den Arztpraxen in seiner Umgebung zu Verfügung stellen kann - gern gegen Rechnung -, wären wir sehr dankbar, sagt Denzin. 

Die wirklich Kranken kommen erst noch

Und dann sagt Sebastian Denzin etwas, womit er nicht Panik machen will, womit er aber auch den Letzten klar machen will, dass dieser Virus eine reale Gefahr ist. "Noch ist Covid-19 nicht in der alten Bevölkerung angekommen, noch sind das alles nur Trockenübungen. Die nächsten Wochen werden wir mit den wirklich Covid-19-Kranken zu tun haben."

Kontakt Arztpraxis: Telefon 03529 512545

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