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Humboldt-Tagebuch muss wieder in Tresor

Naturforscher Alexander von Humboldt besuchte 1797 die Festung Königstein. Er deckte dabei einen Irrtum auf. Notizen darüber sind noch bis Mitte Juli zu sehen.

Von Katarina Gust
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Naturforscher Alexander von Humboldt und eines seiner Tagebücher, das auf der Festung Königstein gezeigt wird.
Naturforscher Alexander von Humboldt und eines seiner Tagebücher, das auf der Festung Königstein gezeigt wird. © Festung Königstein gGmbH

Die Festung Königstein zeigt derzeit einen Schatz, den Besucher nicht alle Tage zu Gesicht bekommen. Es handelt sich um ein Tagebuch des bekannten Naturforschers und Weltreisenden Alexander von Humboldt (1769-1859). Humboldt besuchte am 15. Juni 1797 die Festung Königstein, die damals noch eine streng bewachte Militäranlage war. Zusammen mit seinem älteren Bruder Wilhelm und dessen Familie war der damals 27-Jährige auf der Bergfestung zu Gast. 

Für vier Jahre unter Verschluss

Die handschriftlichen Notizen in seinem Tagebuch verraten, dass Humboldt Höhenmessungen auf dem Tafelberg durchführte. Mit einem Barometer ermittelte er zum Beispiel die Höhenlage der Bergfestung und die Tiefe des Festungsbrunnens. Dabei entdeckte er, dass frühere Messungen fehlerhaft waren. Das in Leder gebundene und mit einem Messingverschluss versehene Tagebuch umfasst etwa einhundert Seiten. Eine Seite ist dabei dem Besuch auf der Festung Königstein gewidmet.

Das Tagebuch Humboldts ist Teil der Sonderausstellung "Hohe Gäste auf Sachsens schönster Feste“, die sich um prominenteste Besucher des 18. und 19. Jahrhunderts dreht. Besucher können in dem hinter Glas aufgeschlagenen Buch die Notizen Humboldts nachlesen. „Das Tagebuch ist eine der wertvollsten Leihgaben, die wir für diese Ausstellung beschaffen konnten, allerdings auch eine der sensibelsten“, sagt Kurator Andrej Pawluschkow. Denn Schriftstücke dieser Art würden einer dauerhaften Lichtbestrahlung nicht lange standhalten. Die Tinte würde verblassen. Um das Dokument für die Nachwelt zu erhalten, kann es daher nur kurze Zeit gezeigt werden. Bis zum 15. Juli ist es noch im Original zu sehen – als Leihgabe der Staatsbibliothek zu Berlin. Danach muss es mindestens bis 2024 im Tresormagazin ruhen.

Dresdner Künstler fertigt Kopie an

Auch wenn das Tagebuch bald wieder weggeschlossen wird: Für die Sonderausstellung auf dem Königstein gibt es danach Ersatz. Der Dresdner Künstler Einhart Grotegut hat eine täuschend echte Kopie des Schriftstücks angefertigt, die an gleicher Stelle bis zum Ende der Sonderausstellung zusehen sein wird.

„Hohe Gäste auf Sachsens schönster Feste“ ist bis zum 22. November geöffnet. Die Ausstellung beleuchtet die Anfänge des Fremdenverkehrs auf dem Königstein. Zu den prominentesten Gästen zählen Napoleon I., Zar Peter I., Kaiser Franz Joseph, Carl Gustav Carus und die Malerin Louise-Élisabeth Vigée-Lebrun. Ein Highlight der Ausstellung ist die verschollen geglaubte historische Personenwaage Augusts des Starken. Sie wurde im vergangenen Jahr wiedergefunden und restauriert. Zur Waage existiert eine Abschrift des Wiegebuchs, in dem die Gäste der sächsischen Kurfürsten mit ihrem Gewicht gelistet sind. 

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