SZ + Meißen
Merken

„Ich habe gezeigt, dass ich kämpfen kann“

Der CDU-Vorsitzende des Landkreises Meißen Sebastian Fischer möchte neuer Landrat werden. Er will einiges anders machen als sein Vorgänger.

 5 Min.
Teilen
Folgen
Der Weg ins Landratsamt ist noch lang: CDU-Kreisvorsitzender Sebastian Fischer. Am 26. Juni ist der Nominierungsparteitag der CDU.
Der Weg ins Landratsamt ist noch lang: CDU-Kreisvorsitzender Sebastian Fischer. Am 26. Juni ist der Nominierungsparteitag der CDU. © Claudia Hübschmann

Was ist eigentlich in Radebeul los? Paktiert die CDU mit der AfD, um einen neurechten Kulturamtsleiter durchzusetzen?

Es gab eine geheime Abstimmung im Radebeuler Stadtrat. Sofort danach lief, ausgelöst über soziale Medien, eine Empörungswelle los. Wir stellen uns als CDU im Landkreis Meißen hinter Oberbürgermeister Bert Wendsche und CDU-Fraktionschef Ulrich Reusch. Sie werden das Problem lösen.

Offenbar stehen beide ja in unterschiedlichen Lagern. Einer wollte eine Fachfrau aus dem Erzgebirge durchsetzen, der andere den neurechten Schriftsteller Jörg Bernig, oder?

Woher wissen wir, wer wie abgestimmt hat? Bert Wendsche ist der Oberbürgermeister und muss das große Ganze im Blick haben. Es ist ein sinnvoller Vorschlag von ihm, die Wahl zu wiederholen. Vielleicht sollten alle Beteiligten einmal darüber nachdenken, ob man mit persönlichen Angriffen wie jetzt in Radebeul wirklich etwas durchsetzen kann. Das ist kein guter Geschmack. Statt offene Briefe zu schreiben und persönliche Anwürfe auf Twitter zu formulieren, sollte die Beteiligten sachlich und ruhig nach einem Kompromiss suchen.

Anfang November soll ein neuer Landrat gewählt werden. Die CDU muss noch ihren Kandidaten bestimmen. Wann ist das?

Der Termin steht jetzt fest. Am 26. Juni im Zentralgasthof Weinböhla.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Geert Mackenroth schlägt vor, dass Sie die Moderation der CDU-internen Kandidatenwahl abgeben, weil Sie sich ja selbst zur Wahl stellen und so befangen sind. Hat er da recht?

Die Wahlveranstaltung werde ich nicht moderieren. Ich bin ja befangen. Wir haben dafür Matthias Rößler angefragt. Doch das Verfahren selbst bis zur Wahl ist demokratisch legitimiert, im Kreisvorstand abgestimmt. Ich werde mich auch in den einzelnen Ortsverbänden gern als Kandidat vorstellen.

Es gibt kritische Fragen an Sie, zum Beispiel: Wie wollen Sie ohne Verwaltungserfahrung eine Behörde mit 1.300 Mitarbeitern führen?

Immerhin war ich zehn Jahre Landtagsabgeordneter, habe den Umweltausschuss geführt und mit Verwaltungen eine ganze Menge zu tun gehabt. Natürlich ist die Führung der Landkreis-Behörde eine Herausforderung für mich. Doch sie ist zu bewältigen.

 Als Abgeordneter hatte ich die Verantwortung für 67.000 Bewohner in meinem Wahlkreis. Eine Verwaltung zu führen bedeutet, die notwendigen Instrumente zu kennen. Sie habe ich in meiner Zeit als Landtagsabgeordneter kennengelernt. 

Jedoch empfinde es als noch wichtiger, die Bedürfnisse unserer Bürgerinnen und Bürger zu kennen. Diese Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen in die Verwaltung des Landkreises einzubringen, sehe ich als Kernaufgabe.

So ein Landratswahlkampf kostet pro Kandidaten etwa 60.000 Euro, wird gesagt. Wie wollen Sie das bezahlen?

Es wird nicht ohne eine Kreditaufnahme funktionieren. Vermutlich kann ich auch Sponsoren gewinnen. Es gibt auch Zuschüsse der Landes- und Bundes-CDU. Das ist dann Verhandlungssache.

Sie haben ja auch in den Landtagswahlkampf im Vorjahr einiges investiert und ihn dann doch gegen die AfD verloren.

Ja, sogar recht deutlich. Aber ich habe gezeigt, dass ich kämpfen kann. Das werde ich auch jetzt wieder tun. Meine Art ist es nicht, den Kopf in den Sand zu stecken. Es ist keine Schande hinzufallen, es ist eine Schande, liegenzubleiben.

Sie arbeiten wieder als Mietkoch?

Ja, als Küchenmeister. Das ist im Moment ein schwieriges Geschäft. Doch ich will nicht jammern, denn es geht der ganzen Branche so. Wir müssen anpacken und mit Gottvertrauen in die Zukunft marschieren.

Sie sind verheiratet? Wo wohnen Sie?

Ich bin ledig und wohne in Gävernitz, einem Ortsteil von Priestewitz. Ich habe zum Mittelpunkt des Landkreises Meißen nur sieben Kilometer mit dem Fahrrad.