SZ + Großenhain
Merken

„Ich stehe für den Generationswechsel“

René Venus ist dabei, den Betrieb seines Vaters zu übernehmen. Und bald auch die Amtsgeschäfte des Lampertswalder Bürgermeisters?

 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
René Venus kann fest zupacken. Der Schönborner Metallbauer kandidiert für das Bürgermeisteramt in Lampertswalde.
René Venus kann fest zupacken. Der Schönborner Metallbauer kandidiert für das Bürgermeisteramt in Lampertswalde. ©  Kristin Richter

Lampertswalde. Herr Venus, Sie sind der amtierende stellvertretende Bürgermeister von Lampertswalde. Ist das der Grund, warum Sie sich nun zur Wahl des Bürgermeisters stellen?

Nicht nur das. Mich haben viele Leute angesprochen, ob ich nicht Wolfgang Hoffmanns Nachfolger werden möchte. Das waren unter anderem Eltern aus dem Kindergarten, wo unsere Kinder hingehen, aber auch Sportfreunde aus dem SV Lampertswalde und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr, wo ich seit langem Mitglied bin. Und nicht zu vergessen, die Leute aus meiner Gemeinderatsfraktion.

Warum sollten sich die Bürger der Gemeinde Lampertswalde bei der Bürgermeisterwahl am 1. September für Sie entscheiden?

Ich stehe für einen Generationswechsel in der Gemeindepolitik. Wolfgang Hoffmann hat die Aufgabe rund 30 Jahre gemacht. Da hat sich vieles eingeschliffen. Aber er hat schon seinen eigenen Stil gehabt. Deshalb sollte man diverse Dinge nach so langer Zeit auch mal ändern.

Und wenn da ein Enddreißiger zur Wahl antritt, ist der Generationswechsel garantiert?

Zumindest gibt es junge Leute in Schönborn und Umgebung, die gern in der Gemeinde bleiben möchten und deshalb Hoffnung auf mich setzen. Und diesem Vertrauen möchte ich gern gerecht werden.

Was wären Ihre ersten Projekte?

Wegen der Haushaltssperre muss sich die Gemeinde auf die aktuellen Projekte beschränken. Da ist zum Beispiel der Bau des neuen Feuerwehr-Gerätehauses in Niegeroda. Das wird eine der ersten vordringlichen Aufgaben der neuen Bürgermeisterin oder des neuen Bürgermeisters sein. Am 31. August ist Grundsteinlegung. Aber genauso wichtig ist der Anbau der Grundschule in Lampertswalde.

Sie sind Mitglied in der Feuerwehr und im Sportverein. Sind Sie nicht der Favorit bei dieser Bürgermeisterwahl?

Nein, das sehe ich nicht so. Das werden alle Bürger der Gemeinde Lampertswalde entscheiden, wem sie die nächsten sieben Jahre an der Spitze der Gemeindeverwaltung haben möchten.

Welche Voraussetzungen bringen Sie mit, außer, dass Sie bereits stellvertretender Bürgermeister sind?

Ich kann gut organisieren. Ich war zehn Jahre lang in einem großen Metallbaubetrieb in der Arbeitsvorbereitung tätig, habe 40 Leuten von Sonntagabend bis Freitagabend gesagt, was sie machen sollen. Die Aufgaben lagen jeden Morgen bei mir auf dem Schreibtisch und ich musste sie delegieren.

Delegieren ist ein wichtiges Wort in Zukunft. Denn so wie bisher wird es nicht mehr funktionieren.

Das stimmt. Als ehrenamtlicher Bürgermeister muss man die Aufgaben besser verteilen. So wie es Wolfgang Hoffmann gemacht hat, geht es dann nicht mehr. Auch wenn er die letzten Jahre vom Papier her ehrenamtlicher Bürgermeister war, hat er dieses Amt aber in Wirklichkeit in Vollzeit ausgefüllt. Weil er wahrscheinlich nicht das Vertrauen in uns Gemeinderäte und in die Ortschaftsräte hatte, hat er vieles allein gemacht.

Und das wird es mit Ihnen nicht geben.

Genau. Ich möchte als Bürgermeister mehr Vertrauen in die Verwaltung, die Gemeinde- und Ortschaftsräte sowie in die Leiterinnen der kommunalen Einrichtungen wie Kindergarten, Hort und Schule setzen. Ich möchte ganz einfach die Aufgaben auf mehr Schultern verteilen. Aber wenn wichtige Themen anstehen, muss natürlich der Bürgermeister selber handeln und aktiv werden. Denn er oder sie halten ja den Kopf hin, wenn was schiefgeht. Doch bei solchen Dingen wie Geburtstagen können auch die Ortsvorsteher oder ihre Stellvertreter gratulieren gehen.

Sie sind gerade dabei, die Schmiede von Ihrem Vater zu übernehmen. Arbeiten Sie dann viel auswärts?

Wir arbeiten zu zwei Dritteln in der Werkstatt und zu einem Drittel auf der Baustelle. In der Schmiede fertigen wir also Balkongeländer, Hoftore oder Ähnliches vor und bauen sie dann auf den Baustellen ein.

Werden Sie genügend Zeit haben für das Bürgermeisteramt?

Ja, sogar mehr, als noch in der alten Firma, wo ich zwar angestellt war, aber jeden Tag eine Dreiviertelstunde bis zur Arbeit fahren musste. Jetzt kann ich mir die Zeit besser einteilen. Außerdem bekommen wir ab 1. September einen Arbeiter dazu.

Also wird es nicht so kompliziert sein, wie beim jetzigen Bürgermeister Hoffmann, Sie tagsüber ans Telefon zu bekommen?

In der heutigen Zeit verfügen wir ja über moderne Kommunikationsmöglichkeiten, mit denen es möglich ist, innerhalb kurzer Zeit zurückzurufen. Das sollte kein Problem sein. Bei Wolfgang Hoffmann stand nun mal kein Computer auf dem Bürotisch. Nichtsdestotrotz muss ich sagen: Er hat seine Sache gut gemacht, auch wenn wir Gemeinderäte nicht immer mit ihm einer Meinung waren. Aber er hat die Gemeindepolitik über Jahrzehnte geprägt.

Wie stehen Sie zu Kronospan?

Ich bin ein Befürworter für Industrie und Gewerbe. Denn ohne sie würden wir nicht dort stehen, wo wir jetzt sind. Und daher bin ich auch ein Befürworter von Kronospan und allen anderen hiesigen Betrieben. Falls ich zum Bürgermeister gewählt werde, will ich mich mit allen an den Tisch setzen und sie fragen: Wo drückt der Schuh? Wo kann ich euch helfen? Wo könnt ihr unserer Gemeinde helfen?

Gespräch: Jörg Richter

Zur Person

René Venus ist 38 Jahre alt, wurde in Großenhain geboren und wuchs in Schönborn auf, wo er auch heute mit seiner Frau und seinen beiden Kindern (4 und 1,5 Jahre) lebt. 

Seit seinem siebten Lebensjahr spielt er Fußball im SV Lampertswalde. Vor 13 Jahren trat er in die Freiwillige Feuerwehr Schönborn ein. 2009 wurde der gelernte Metallbauer erstmals in den Gemeinderat Lampertswalde gewählt und ist seit 2014 stellvertretender Bürgermeister. 

Nachdem René Venus jahrelang für einen großen Metallbaubetrieb gearbeitet hat, kehrte er Anfang des Jahres in den Familienbetrieb zurück, um die Schmiede seines Vaters zu übernehmen.