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Im Zug von Döbeln bis nach Altenberg

Der Roßweiner Eisenbahn-Freundeskreis hat ein erweitertes Konzept vorgelegt. Ist das realistisch?

Von Verena Toth
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Kommen Fahrgäste aus Döbeln bald direkt nach Altenberg?
Kommen Fahrgäste aus Döbeln bald direkt nach Altenberg? © André Braun/Döbelner Anzeiger

Region. Wo ein Wille ist, ist auch eine Bahn – sagt CDU-Lokalpolitiker Rudolf Lehle. Könnte dieser Wille nun sogar so stark werden, um die Döbelner per Schiene nicht nur direkt nach Dresden, sondern nun auch noch bis ins erzgebirgische Altenberg zu bringen?

Eine Gruppe von Eisenbahnexperten und -enthusiasten sieht dafür jetzt eine gute Chance und hat nach der Pleite der „Städtebahn“ im Dresdener Raum und der daraus nötig gewordenen Schnellvergabe des VVO-Dieselnetzes einfach einmal weiter gedacht. Auch detaillierte Fahrpläne wurden erarbeitet und an den Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) weitergeleitet. Nach diesem Konzept könnte es möglich sein, in einem Zug von Leipzig über Grimma, Döbeln, Meißen, Dresden bis nach Altenberg durchzufahren. Und das stündlich, von

5 bis 20 Uhr. Kernstück ist dabei die Wiederinbetriebnahme der Verbindung zwischen Döbeln und Meißen über Roßwein mit direkter Anbindung nach Dresden.

Seit Jahren bemüht sich der Freundeskreis „Rettet die Eisenbahn um Nossen“ darum, die ursprüngliche Zuglinie RB 110 Döbeln–Dresden wieder zu aktivieren, beziehungsweise eine verbesserte und schnelle Verbindung zu schaffen. Mit einem von Verkehrsexperten erarbeiteten Konzept wollen die Eisenbahnenthusiasten die Weichen für die neue Linie mit dem Namen

RB 11 bei Politik und den Verkehrsverbünden Mittelsachsen (VMS) und Oberelbe (VVO) stellen. Dieses Konzept wurde im Vorfeld der Landtagswahl schon öffentlich vorgestellt und liegt seit Monaten in der Staatskanzlei auf dem Tisch, wo sich das Entscheidergremium zu Beratungen trifft.

Dort wurden bereits mehrere Varianten geprüft, aktuell müssen nun die finanziellen Notwendigkeiten und der Sanierungsbedarf für die Strecke ausgelotet werden. Das Gutachten dazu soll Ende März vorliegen. Im sächsischen Doppelhaushalt wurde bis zum Jahr 2023 bereits ein 14-Millionen-Euro-Budget eingeplant, das aber nur als Anschubfinanzierung reicht.

Nach diesem Schema könnte es nach den Vorstellungen des Freundeskreises „Rettet die Eisenbahn um Nossen“ künftig eine direkte Zugverbindung von Döbeln über Dresden bis ins erzgebirgische Altenberg geben. Das Dieselnetz Nordwestsachen (rot) und das VVO-Die
Nach diesem Schema könnte es nach den Vorstellungen des Freundeskreises „Rettet die Eisenbahn um Nossen“ künftig eine direkte Zugverbindung von Döbeln über Dresden bis ins erzgebirgische Altenberg geben. Das Dieselnetz Nordwestsachen (rot) und das VVO-Die © Bildstelle

Nun gehen die Eisenbahnfreunde noch einen Schritt weiter. „Seit der Notvergabe des Schienenpersonenverkehrs im Dresdener Raum an die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) rückte das derzeit noch fehlende Stück Döbeln–Dresden plötzlich in den Fokus unserer Verkehrsplaner, die hier erhebliches Potenzial für Synergien und Angebotsverbesserungen bei gleichzeitiger Kostensenkung sehen. Wir schlagen deshalb vor, die beiden vom gleichen Betreiber der MRB bedienten Dieselnetze durch die Wiederinbetriebnahme der Verbindung Döbeln–Dresden zu koppeln und diese Option in der bevorstehenden Ausschreibung für den Regelbetrieb zu berücksichtigen“, heißt es in dem Konzeptpapier von Torsten Stein, dem Sprecher des Freundeskreises.

Der ehemalige Landtagskandidat und Döbelner Stadtrat Rudolf Lehle (CDU) ist überzeugt: „Realisierbar ist das. Im Grunde könnte man sogar mit sehr hohem – aber nicht realistischem – Personalaufwand schon mit dem nächsten Fahrplanwechsel die Züge wieder fahren lassen. Die Strecke ist als Gelegenheitsverkehr mit den schweren Öltransporten nach Neubodenbach in Betrieb “, so Lehle. Aber wesentlich günstiger sei es, erst den Fahrweg – die Gleise, Unterbau, Brücken – zu untersuchen und für den regelmäßigen Personenverkehr zu ertüchtigen. 

„Zum Zeitbedarf der Ertüchtigung will ich keine Schätzung abgeben. Mir ist wichtig, dass die Linie in dieser Legislaturperiode von 2019 bis 2024 den schnellen Personenverkehr nach Dresden aufnimmt. Das halte ich für realistisch, wenn alle an diesem Ziel arbeiten“, so Lehle. Längere Verbindungen, wie in diesem Fall von Leipzig bis nach Altenberg, halte er grundsätzlich für günstig, weil damit Synergieeffekte möglich sind: „Man braucht für zwei verbundene Streckenäste nur ein Fahrzeug in einer Fahrtrichtung und nur einmal Personal. Günstig sind längere Relationen auch für die Fahrgäste, die dann seltener umsteigen müssen“, erklärt Lehle.

Das neue Konzept und die Fahrpläne würden vom VVO geprüft, teilt Torsten Stein mit. „Entscheidend ist jetzt der politische Wille der neuen Staatsregierung und die daraus folgende Zusammenarbeit auf allen nötigen Ebenen“, sagt Lehle.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Henning Homann, der sich als einer der Hauptinitiatoren für die Wiederaufnahme einer schnellen Zugverbindung Döbeln-Dresden einsetzt und an den Beratungen in der Staatskanzlei teilnimmt, sagt zu dem neuen Konzept: „Alle Varianten werden von uns geprüft. Wichtig ist für mich, dass eine schnelle Zuganbindung von Döbeln über Roßwein nach Dresden gelingt. Diese in ein Gesamtkonzept einzufügen, erscheint sinnvoll.“ Er sei dem Freundeskreis für seine Arbeit sehr dankbar.

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