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Von barrierearm bis Smart Home

Die WGF will möglichst jedem die passende Wohnung bieten. Dafür gibt sie in diesem Jahr wieder drei Millionen Euro aus.

Von Cathrin Reichelt
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Kameramann Mattias Meinl, Regisseur Patrick Jütte und Tonmeister Richard Schulz (von links) von der Firma Bilderfest München besuchen Lothar Wehner in seiner barrierefreien WGF-Wohnung und drehen dort einen Beitrag für die ARD.
Kameramann Mattias Meinl, Regisseur Patrick Jütte und Tonmeister Richard Schulz (von links) von der Firma Bilderfest München besuchen Lothar Wehner in seiner barrierefreien WGF-Wohnung und drehen dort einen Beitrag für die ARD. © Lars Halbauer

Döbeln. Ein wenig aufregend ist es schon für Lothar Wehner. Zwei Tage vor seinem 82. Geburtstag hat er Gäste. Aber die sind nicht zum vorfristigen Gratulieren gekommen.

Die drei Männer von der Firma Bilderfest in München haben statt Blumen und Geschenke eine Kamera und Tontechnik dabei. Für die Sendung „W wie Wissen“, die in der ARD und dem WDR ausgestrahlt wird, drehen sie einen Beitrag zum altersgerechten Wohnen. Und Lothar Wehner ist der Hauptdarsteller.

Vor zwei Jahren hatte er sich eine Musterwohnung der Wohnungsgenossenschaft Fortschritt (WGF) angesehen und war sofort überzeugt: So will er künftig wohnen.

Und sein Wunsch wurde wahr. Er zog von der dritten Etage ins Hochparterre in eine barrierearme Zweiraumwohnung. Dort waren zuvor die Türen von 60 auf 90 Zentimeter verbreitert, die Schwellen und die Wand zwischen Küche und Wohnzimmer entfernt worden. In dem nun größeren Raum gibt es eine Kochinsel. Im Bad wurde die Wanne gegen eine ebenerdige Dusche getauscht, in der auch ein Duschstuhl Platz hat. Es gibt mehrere Haltegriffe und einen erhöhten Toilettensitz.

Die Lichtschalter sind in der gesamten Wohnung beschriftet und beleuchtet. Ein optisch-akkustischer Klingelverstärker macht auf Besuch aufmerksam. Verlässt Lothar Wehner die Wohnung und schließt zweimal ab, wird ein Wasser- und Stromstopp eingeschaltet. „Ich möchte hier nicht mehr ausziehen“, sagt der Senior.

Aus Verwaltungs- wird Wohngebäude

In  der WGF gibt es inzwischen fast 50 individuell auf die Lebenssituation der Mieter abgestimmte Wohnungen in unterschiedlichen Ausbaustufen. Die reichen von der barrierearmen Ausstattung bis zur Smart Home-Steuerung für Heizung, Licht, Jalousien und Hausnotruf.

Im vergangenen Jahr hat die Genossenschaft rund 2,3 Millionen Euro in die Instandhaltung und Modernisierung von Wohnungen gesteckt und ist dabei ohne Kredite und Fördergeld ausgekommen. 2020 werden es drei Millionen Euro sein.

Größtes Objekt ist dabei das ehemalige Verwaltungsgebäude der WGF an der Blumenstraße. Das sollte eigentlich schon im vergangenen Jahr fertig sein. Doch bei der Planung hat es einige Verzögerungen gegeben. „Die sieht im Erdgeschoss zwei Rollstuhl geeignete Dreiraumwohnungen vor. In der ersten Etage entsteht eine Fünfraumwohnung mit zwei Bädern und darüber eine Dreiraumwohnung sowie eine Maisonettewohnung mit vier Räumen“, erklärt Vorstand Sven Viehrig. Alle Wohnungen bekommen ein bis zwei Balkone. Es gibt ein hausinternes Netzwerk mit Multimediaverteiler und Datenanschlüssen in allen Wohnräumen. Pro Wohnung ist auch ein Pkw-Stellplatz am Haus vorgesehen.

Für Wohnungen in diesem Objekt gibt es bereits erste Interessenten. Derzeit wird das Gebäude entkernt. Deshalb können künftige Mieter bei der Gestaltung der Wohnung in einigen Bereichen auch noch Wünsche äußern. Das betrifft zum Beispiel Art und Farbe von Türen und Bodenbelägen oder den Platz von Steckdosen.

„Im Wohngebiet Döbeln Ost I ist eine Komplexmodernisierung der Blumenstraße 53 und 55 in Planung“, sagt der kaufmännische Vorstand Tino Hütter. Die Gebäude sollen trockengelegt und wärmegedämmt werden, Balkone, neue Haustüren, Briefkastenanlagen und teilweise ein neues Dach erhalten. Auch die Außenanlagen werden neu gestaltet. „Damit passen wir die Häuser der Straße an und schließen die Blumenstraße ab“, so Viehrig.

In Döbeln Nord steht die Sanierung der Heizungsanlage und der Steigleitungen in der Albert-Schweitzer-Straße auf dem Plan. Außerdem sollen leer stehende Wohnungen für die Neuvermietung saniert werden.

Ein Projekt zum Ein- oder Anbau von Fahrstühlen entwickelt die Wohnungsgenossenschaft derzeit für Döbeln Ost II. „Damit wollen wir die dritte, vierte und fünfte Etage für Mieter wieder attraktiver machen“, meint Viehrig. In diesem Jahr würden für das Vorhaben die Weichen gestellt. Voraussichtlich 2021 soll die Umsetzung erfolgen.

Die Mitarbeiter der Wohnungsgenossenschaft Fortschritt kümmern sich um 1.879 Wohnungen in drei Wohngebieten in Döbeln. Der Leerstand war zum Jahresende mit 5,38 Prozent um 0,5 Prozent höher als ein Jahr zuvor. „Aber wir liegen im Vergleich mit anderen Wohnungsgenossenschaften ähnlicher Größe deutlich unter dem Durchschnitt des Verbandes sächsischer Wohnungsgenossenschaften“, sagt Hütter. „Der beträgt 10,75 Prozent.“

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