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Junge Nerze gedeihen prächtig

Um stark bedrohte Tierarten zu retten, arbeitet der Tierpark Weißwasser in europäischen Programmen mit. Und Steinkäuze werden ausgewildert.

Von Constanze Knappe
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Die im Juni geborenen Nerze sind putzmunter und flink wie die Wiesel.
Die im Juni geborenen Nerze sind putzmunter und flink wie die Wiesel. © Foto: Joachim Rehle

Weißwasser. Einfach niedlich sind sie – und quicklebendig. Die drei Jungtiere im Nerz-Gehege im Tierpark Weißwasser. Seit dem Jahr 2000 beteiligt sich der Zoo an einem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm für den stark vom Aussterben bedrohten europäischen Nerz. 

Jedes Jahr im Frühjahr bekommt der Tierpark eine trächtige Fähe aus der Verpaarungsstation Osnabrück des Vereins Euronerz. Das Tier bringt in Weißwasser in aller Ruhe seinen Nachwuchs zur Welt. Im Herbst gehen die Jungtiere dann zurück nach Osnabrück, von wo aus sie ausgewildert oder auf zoologische Gärten europaweit verteilt werden. Im Gegenzug kommt meist ein männliches Tier zum Überwintern nach Weißwasser, beispielsweise wenn der Rüde wegen seiner Blutlinie für eine Zucht nicht geeignet ist. Im vorigen Jahr sei das nicht der Fall gewesen, weil offenbar keine Notwendigkeit dazu bestand, so Tierparkleiter Gert Emmrich.

Wer die kleinen Nerze beobachten möchte, muss schon etwas genauer hinschauen. Flink und putzmunter flitzen sie in dem Gehege herum und nutzen natürlich auch die vielfältigen Möglichkeiten, sich verstecken zu können. Vermutlich handelt es sich um einen kleinen Rüden mit zwei Schwestern. Genauer sei das aus der Ferne nicht zu sagen, so Gert Emmrich. „Für uns ist das auch weniger interessant. Es genau festzustellen, das überlassen wir den Kollegen von Euronerz“, fügt er hinzu. Die Jungtiere wurden Anfang Juni geboren und sind schon fast ausgewachsen. Wann sie den Tierpark Weißwasser verlassen, das steht noch nicht fest. Es gab schon Beißereien. Denn eigentlich sind die europäischen Nerze Einzelgänger. Sollten die Kämpfe verstärkt auftreten, müssen die Geschwister so schnell wie möglich getrennt werden. Ihre Mutter hat den Tierpark Weißwasser schon vor vier Wochen verlassen. „Die Jungtiere haben sie ziemlich genervt, sodass das Muttertier sehr gestresst war“, begründet Gert Emmrich.

Leider ohne Nachwuchs blieb auch in diesem Jahr das Pärchen Balistare. Da ist der Tierpark Weißwasser ebenfalls an einem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm beteiligt. Derzeit gebe es weltweit mehr von diesen Vögeln in menschlicher Obhut als in freier Wildbahn.

DNA-Test für regionale Eignung

Seit mehr als 15 Jahren arbeitet der Tierpark in einem Auswilderungsprojekt für Steinkäuze in Sachsen-Anhalt mit. An die 20 Jungtiere wurden bereits dahin geliefert und zum großen Teil auch ausgewildert. Wie Gert Emmrich berichtet, sei zusammen mit der Vogelschutzwarte in Nesch-witz ein regionales Auswilderungsprogramm in Vorbereitung. Daran wollen sich neben Weißwasser und Hoyerswerda auch andere Tiergärten beteiligen, um gemeinsam etwas für den Artenschutz in der Region zu tun. Dazu müsse jedoch erst einmal per DNA-Test bestimmt werden, ob das Erbmaterial der Steinkäuze im Tierpark Weißwasser dem mitteleuropäischen Raum zuzuordnen ist. Die Käuze sind europaweit verbreitet, deshalb müsse geprüft werden, ob sie überhaupt hierher passen. Andernfalls werde sich der Tierpark weiterhin an dem Projekt in Sachsen-Anhalt beteiligen. Nachwuchs gab es bei Familie Steinkauz in diesem Jahr nicht. Die Vögel haben zwar Eier gelegt, sich aber nicht darum gekümmert. „Wir haben die Eier auch nicht künstlich ausgebrütet, weil Handaufzuchten für die spätere Auswilderung nicht sinnvoll sind“, erklärt Gert Emmrich.

Mit anderen Nachzuchten wie bei den Uhus trägt der Tierpark Weißwasser dazu bei, dass die genetische Breite der Tierart erhalten bleibt. Mit der Weitergabe der Jungtiere an andere Zoos wird es unnötig, Tiere aus freier Wildbahn zu entnehmen.

Die Luchsdame hat bereits ein stolzes Alter von 22 Jahren. Nach ihrem Tod, so ist es geplant, wird sich der Zoo mit neuen Luchsen am Europäischen Zuchtbuch beteiligen. Dabei geht es auch um den Artenschutz, jedoch eine Stufe tiefer als in den Erhaltungszuchtprogrammen, weil die Arten nicht so bedroht sind wie zum Beispiel die europäischen Nerze oder die Balistare.

Als Zootier des Jahres steht 2019 der Gelbwangengibbon im Mittelpunkt. Diese Art hat der Zoo Weißwasser zwar nicht, dafür Weißhandgibbons. Im Rahmen einer großen Artenschutzkampagne werden Gelder für zwei Schutzprojekte in Südostasien gesammelt. Auch im Tierpark Weißwasser steht dafür ein Spendentrichter bereit.

Kleine Igel überwintern im Zoo

Der Artenschutz ist in der Auffangstation des Tierparks ebenfalls ein großes Thema. Es werden immer wieder Tiere gebracht, die unter Naturschutz stehen. Die Erfolgsquote beträgt 65 Prozent. Nur in Ausnahmefällen dürfen die Tiere bleiben. Etwa wenn ein Greifvogel einen kaputten, zum Teil amputierten Fuß hat. „Damit könnte er nicht mehr jagen, das wäre in freier Wildbahn sein Todesurteil“, erklärt Gert Emmrich. Zurzeit befinden sich sieben kleine Igel in Pflege. Bei dieser Tierart gelingt es, 80 Prozent über den Winter zu bringen und dann auszuwildern.

Bei Führungen durch den Zoo Weißwasser wird den Besuchern immer auch die Bedeutung der Einrichtung für den Artenschutz vermittelt. Auf neuen Schildern soll der Bedrohungsstatus noch besser kenntlich gemacht werden. Vor allem beim europäischen Nerz und dem Balistar, die beide vom Aussterben bedroht sind.

Tierpark Weißwasser, Teichstraße 56. Geöffnet ist in der Saison täglich 9 bis 18 Uhr. Tel. 03576 208366. web www.tierpark-weisswasser.de