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Kamenz und Cunnersdorf sind jetzt Schwestern

Zumindest was die evangelisch-lutherische Kirchgemeinschaft angeht. Am Sonntag gibt es keinen Gottesdienst in der St. Marien – sondern auf dem Lande.

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© M. Schumann

Von Frank Oehl

Schwesterchen, komm tanz mit mir ...“ – auch Kirchenmusikdirektor Michael Pöche ist auf einen ganz besonderen Gottesdienst vorbereitet. Am kommenden Sonntag wird nämlich um 10 Uhr nicht wie sonst in der Hauptkirche St. Marien gesungen und musikalisch zu Präludium und Kommunion gerufen – sondern in der kleinen Dorfkirche in Cunnersdorf.

Beide evangelisch-lutherischen Kirchgemeinden, die große und die kleine, sind seit 1. Januar offiziell ein Schwesternkirchverhältnis eingegangen. Sie existieren beide mit ihren Vorständen weiter, aber unter einer kirchenbürokratischen Leitung. Das muss gefeiert werden. Pfarrer Jörg Naumann: „Wichtig war uns, nicht die etwa 300 Gläubigen aus Cunnersdorf, Biehla. Schönbach und Hausdorf nach Kamenz zu bitten, sondern genau umgekehrt die Kamenzer nach Cunnersdorf.“ Diese gute Geste wird auch dadurch unterstrichen, dass die drei Pfarrer Jörg Naumann, Claudia Wolf und Michael Gärtner im Talar gemeinsam die Messe geben werden – begleitet von Kantor Michael Pöche. „Schwesterchen, komm tanz mit mir ...“

Die Cunnersdorfer gehörten früher jahrhundertelang zu Kamenz, aber um 1900 ließ der Rittergutsbesitzer die kleine Kirche auf die waldbesetzte Anhöhe bauen und beantragte eine eigene Pfarrstelle. Die gibt es nun nicht mehr, dabei war sie mit einer hübschen Anekdote verbunden. Weil es einen Gang vom Pfarrhaus direkt in die Kirche gab, konnte sie der Prediger also quasi in Pantoffeln betreten. „Deshalb nennt man eine solche Kirche auch Pantoffelkirche“, so Pfarrer Naumann. Er und die anderen reisen nun von Kamenz aus an, was mit Hausschuhen schlechterdings nicht möglich sein dürfte.

Auf alle Fälle sind die 2600 Gemeindeglieder aus Kamenz nun für den Sonntag-vormittag sehr gern nach Cunnersdorf eingeladen – zum Familiengottesdienst. Die kleine Dorfkirche wird nicht alle Gläubigen fassen können, aber je voller, desto besser. Der Kantor wird die sanierte und wieder neu in den Dienst gestellte Orgel bedienen, auch sonst verspricht Pfarrer Naumann einen besonders festlichen Rahmen. Seit Sommer haben beide Gemeinden das Zusammengehen übrigens schon mal geübt. Man kennt sich bereits, sodass es keine Probleme geben dürfte, wenn es am Sonntag ab 10 Uhr heißt: „Schwesterchen, komm tanz mit mir ...“