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Karnevalisten vergeht das Lachen

Ein Ausfall des Faschings würde den Lommatzscher Carnevals Club hart treffen. Er hofft auf eine schnelle Entscheidung der Politik.

Von Jürgen Müller
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Rentnerfasching im Schützenhaus im Februar dieses Jahres. Ob das Faschingsvergnügen in dieser Saison stattfinden kann, ist offen.
Rentnerfasching im Schützenhaus im Februar dieses Jahres. Ob das Faschingsvergnügen in dieser Saison stattfinden kann, ist offen. © Gerhard Schlechte

Lommatzsch. So ganz überraschend kam für die Lommatzscher Karnevalisten die Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nicht. Der  fordert, dass der Fasching in dieser Saison wegen Corona-Ansteckungsgefahr komplett ausfallen soll. "Der Fasching findet ja erst im Februar nächsten Jahres statt. Daher finde ich eine Absage ein bisschen früh. Wenn es wirklich so kommt, können wir es nicht ändern. Uns bleibt jetzt nur abzuwarten", sagt Steffen Richter vom Lommatzscher Carnevals Club (LCC).  

Den Verein, der in diesem Jahr in seine 49. Saison gehen würde, träfe eine solche Absage schwer. "Wir sind ein gemeinnütziger Verein, finanzieren uns vor allem durch die Veranstaltungen. Dadurch haben wir immer ein bisschen Geld in der Kasse. Ein Ausfall würde mächtig ins Kontor schlagen. 

Uns gingen ein paar Tausend Euro durch die Lappen", sagt Steffen Richter. Einbußen durch Corona hatte der Verein in diesem Jahr schon. Er musste den traditionellen Sommernachtsball, der zwar nichts mit Fasching zu tun hat, aber vom Verein veranstaltet wird, absagen. 

Doch es ist nicht nur die finanzielle Einbuße.  Derzeit treffen sich die Vereinsmitglieder alle zwei bis drei Wochen, aber September dann wieder jede Woche. Schließlich muss das Programm erarbeitet und geprobt, die Büttenrede geschrieben werden. Und die Funkengarden müssen ihre Tänze einüben.

 "Diese Tänze kann man auch bei späteren Veranstaltungen zeigen.  Programm und Büttenrede, die sich ja mit  aktuellen Probleme beschäftigen, können wir im Fall einer Absage in den Papierkorb schmeißen", so der Karnevalist. 

Verschieben ist keine Option

Dennoch wollen er und seine Mitstreiter erst mal mehr oder weniger fröhlich weitermachen. "Wir arbeiten ins Blaue hinein, kann  sein, dass am Ende alles ins Leere läuft, umsonst war", sagt er. Und wünscht  sich eine schnelle Entscheidung der Politik. Spätestens im November müsse feststehen, ob im Februar Fasching gefeiert werden dürfe oder nicht. 

Vor zwei Jahren fielen in einigen Städten im Rheinland Faschingsumzüge wegen Sturmes aus. Diese Umzüge wurden dann im Frühsommer nachgeholt. Fasching zu einem späteren Zeitpunkt zu feiern, ist für Steffen Richter aber keine Option.  "Das widerspräche sämtlichen Richtlinien und Traditionen. Fasching darf nur zwischen dem 11. November und Aschermittwoch stattfinden", sagt er. Dass Faschingsumzüge im Rheinland nachgeholt wurden, liege daran, dass vor allem riesige finanzielle Interessen an diesen Umzügen hingen.  Für Sachsen wäre das nicht denkbar. 

Doch zuerst gibt es den Faschingsauftakt am 11.11. Darüber haben sich die Lommatzscher schon Gedanken gemacht, lange vor Spahns Ankündigung. Eine öffentliche Schlüsselübergabe wie sonst habe man sich schon abgeschminkt.

 "Je nachdem, wie die Corona-Lage bis dahin ist, werden wir die Schlüsselübergabe wahrscheinlich nur intern mit der Bürgermeisterin", so Steffen Richter. Eine Veranstaltung danach werde es in diesem Falle auch nicht geben.  Der Verein sei dann in der Bredouille. 

 Ein Hygienekonzept sei nicht kontrollierbar, sobald ein paar Bier flössen, fielen jede Hemmungen. "Wenn dann irgendetwas passiert, sind wir als Verein in der Haftung. Das können wir uns nicht leisten", so der  Karnevalist.  

Auch Weihnachtsmarkt auf der Kippe

Nicht nur den Lommatzscher Carnevalsclub trifft Corona. Auch der"Lummscher Krautmarkt", das traditionelle Lommatzscher Erntedankfest, wurde abgesagt. Zu früh, wie sich herausstellte, denn Märkte sind wieder erlaubt.  Die Stadt begründete im Frühsommer ihre Absage damit, dass es wegen der ungewissen Situation an Vorbereitungszeit fehle. 

Stattfinden soll der Weihnachtsmarkt zum ersten Mal wieder nach vielen Jahren von der Stadt organisiert und auf dem neu gestalteten Marktplatz stattfinden.  Allerdings wird wegen steigender Infektionszahlen bereits darüber diskutiert, Weihnachtsmärkte deutschlandweit in diesem Jahr zu verbieten.

Für den Februar hat der LCC derzeit vier Veranstaltungen im Schützenhaus geplant. Neben der Abendveranstaltung sind das Kinderfasching, Rentnerfasching und Weiberfasching. Außerdem gibt es für Vereinsmitglieder und geladene Gäste den Kehraus. 

Ob diese Veranstaltungen stattfinden, steht noch in der Sternen. Steffen Richter ist zwar erst einmal das Lachen vergangen, seinen Humor und seinen Optimismus hat er aber behalten. "Wir lassen uns nicht ins Bockshorn jagen. Oder wie meine Oma immer sagte: Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist." 

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