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Kaum verurteilt, schon wieder vor Gericht

Nach einem Tankstellen-Überfall kam ein junger Neukircher im vorigen Sommer mit einer Bewährungsstrafe davon. Doch er nutzte seine Chance nicht.

Von Theresa Hellwig
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Ein 21-Jähriger aus Neukirch musste sich am Mittwoch in Bautzen wegen Drogenhandels verantworten. Erst im vorigen Sommer war er wegen einer anderen Tat verurteilt worden.
Ein 21-Jähriger aus Neukirch musste sich am Mittwoch in Bautzen wegen Drogenhandels verantworten. Erst im vorigen Sommer war er wegen einer anderen Tat verurteilt worden. © Lausitznews

Bautzen. Noch gar nicht lange ist es her, da saß Dominik D. aus Neukirch schon einmal auf der Anklagebank im Landgericht in Bautzen: Mit einem Kumpel hatte der damals 20-Jährige eine Tankstelle in Schmölln-Putzkau überfallen. Damals, im August 2018, kam er mit einer Bewährungsstrafe davon – doch nicht ohne die Warnung des Richters, diese Chance zu nutzen. Denn „es hätte auch eine Gefängnisstrafe herauskommen können“, gab der Präsident des Landgerichts, Friedrich Graf Stolberg, dem Angeklagten mit auf den Weg. Vergeblich. 

Ein halbes Jahr später sitzt Dominik D. dem Landgerichtspräsidenten erneut gegenüber. Wenig überraschend ist daher auch die erste Frage des Richters: „Wie konnte es dazu kommen?“

Die Liste der Vorwürfe ist lang. Mehrfach soll der heute 21-Jährige Drogen wie Marihuana, Ecstasy und Crystal gekauft und verkauft haben; unter anderem an ein 15 Jahre altes Mädchen. Das fand zum Beispiel in Görlitz und Dresden statt oder auch in Arnsdorf, wo er mit Depressionen eine Zeit in der psychiatrischen Klinik verbrachte. Im Darknet, dem den meisten Nutzern verborgenen Teil des Internets, soll er Falschgeld gekauft haben. Mindestens einmal soll er versucht haben, mit diesem Geld Drogen zu kaufen – doch das flog auf. Auch wird ihm vorgeworfen, einem 35-Jährigen ein Auto überlassen zu haben, der keinen Führerschein hatte.

Früher schon verurteilt

Zwei Stühle weiter sitzt auch dieser Mann an diesem Tag auf der Anklagebank, auch er ist dem Gericht kein Unbekannter. Sein Vorstrafenregister zeigt das: Urteile wegen Diebstahls, gefährlicher Körperverletzung, Raubes oder Betrugs stehen darin zum Beispiel. Auch früher ist der Mann schon verurteilt worden, weil er ohne Fahrerlaubnis mit dem Auto unterwegs war.

Die Vorstrafenliste von Dominik D. ist nicht so lang. Recht behütet wuchs er auf in einem großen Haus. Alles änderte sich, als die Firma seines Vaters bankrott ging und er als Kind mit seiner Mutter in eine Wohnung umziehen musste. Auch in der Ausbildung gab es Probleme; das Klima im Betrieb war nicht gut, so erzählt es der Angeklagte, und in der Berufsschule fühlte er sich gemobbt. Irgendwie scheinen ihm dann die Fäden entglitten zu sein. Es kamen die Drogen, es kamen Depressionen. Es steht die Frage im Raum: Was war zuerst da? Bedingte eines das andere?

Beide Angeklagten geständig

Dominik D. gesteht alles; er lässt kein Detail aus, nach dem er gefragt wird. Ruhig erzählt er, wie er das Falschgeld nutzte, um damit Drogen zu konsumieren oder auch die Scheine verbrannte – um vor seinen Freunden anzugeben. „Das war protzig und kindisch“, sagt er heute darüber.

Weil er und auch der Mitangeklagte gestehen, kommt eine Verfahrensabsprache zur Geltung: Schon zu Beginn des Verhandlungstages hatten sich Verteidigung, Richter und Staatsanwaltschaft geeinigt, dass Dominik D. eine Strafe zwischen drei und dreieinhalb Jahren Haft zu erwarten habe, wenn er alles zugibt. Den Mitangeklagten sollte eine Geldstrafe erwarten. Daran hält sich das Gericht: Tatsächlich kommt Dominik D. dieses Mal weniger glimpflich davon als beim letzten Mal. Er muss für drei Jahre in Haft. Der Mitangeklagte zahlt 80 Tagessätze zu je 30 Euro.

Und wie konnte es also zu dem Rückfall kommen? „Man kommt da nicht so leicht raus“, erklärt Dominik D. Kurz bevor er von der Polizei aufgegriffen wurde, konsumierte er täglich Crystal. Das Urteil jetzt, den Abstand von seinem Umfeld, sehe er als Weg aus der Sucht, als Chance, ein neues Leben zu beginnen – dieses Mal wirklich.