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Kein Steak mehr am Olbersdorfer See

Das Restaurant im Vier-Sterne-„Haus am See“ steht ab sofort nur noch Hotelgästen offen. Es fehlt am Personal.

Von Mario Sefrin
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© Matthias Weber

Thomas Hauser hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. „Seit Monaten suche ich verzweifelt einen Kellner und finde keinen“, sagt der Inhaber des Hotels „Haus am See“, des bekannten familiengeführten Vier-Sterne-Hotels direkt am Olbersdorfer See. Hauser hat dafür Anzeigen im Internet geschaltet, hat Kontakt zu einer privaten Arbeitsvermittlung aufgenommen, hat Verwandten- und Bekanntenkreise aktiviert – alles ohne Erfolg. Letztlich musste er die schwere Entscheidung aber treffen, wie Thomas Hauser sagt. Am Mittwoch verkündete der Hotelchef im sozialen Netzwerk Facebook, dass das Restaurant im „Haus am See“ ab sofort nur noch für Hotelgäste geöffnet ist. Damit können Einheimische und Gäste der Region nicht mehr an warmen Sommertagen oder stürmischen Winterabenden in dem Restaurant mit Terrasse am Nordufer des Olbersdorfer Sees sitzen, wenn sie nicht zugleich in dem Hotel übernachten.

Drei Kellner hatte Thomas Hauser noch im vergangenen Jahr in der Gaststätte seines Hotels beschäftigt. Doch einer der Kellner habe das Haus zu Jahresanfang aus persönlichen Gründen verlassen. Als dann auch noch einer der verbliebenen Kellner krank wurde, war für Thomas Hauser das Maß voll. „Mit nur einem Kellner ist es uns nicht möglich, die Gäste mit gewohnter Servicequalität zu bedienen“, sagt der Hotelchef. Erst recht nicht bei einem Restaurant, das sieben Tage in der Woche geöffnet ist. Auf seine Bemühungen hin, einen neuen Kellner oder eine neue Kellnerin zu finden, habe sich lediglich eine Frau bei ihm gemeldet, sagt Thomas Hauser. „Doch das hat leider nicht geklappt, sie war nur kurzzeitig bei uns.“ Dass die Bezahlung der Grund dafür ist, dass er keinen Kellner findet, glaubt Hauser nicht. „Wir bezahlen über dem Mindestlohn und haben immer viele Gäste gehabt, sodass für unsere Mitarbeiter auch immer Trinkgeld hereinkam.“

Die jetzige Restaurantschließung hat Thomas Hauser über kurz oder lang kommen sehen. „Wir haben ja auch schon mit drei Kellnern am Limit gearbeitet“, sagt der Hotelchef. Doch der Fachkräftemangel betreffe ja nicht nur ihn: „Diese Entwicklung ist ja deutschlandweit zu beobachten.“ Bereits im vergangenen Jahr berichtete die SZ unter dem Titel „Notstand in der Gastronomie“ über ähnliche Entwicklungen in Zittauer, Oderwitzer und Oybiner Gaststätten. Immer mehr Gaststätten in der Oberlausitz sind gezwungen, ihre Öffnungszeiten zu verkürzen, weil ihnen das Personal fehlt. Doch viele Fachkräfte würden wegen der Arbeitszeiten am Abend, an Wochenenden und Feiertagen in andere Branchen wechseln, hat der Oybiner Hotelier Conrad Siebert, Mitglied im Regionalverband Dresden des Branchenverbandes Dehoga, bereits vor einem Jahr analysiert. Seine damals erhobene Forderung an die Politik, gegenzusteuern und beispielsweise den Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie auf sieben Prozent so wie bei Beherbergungsbetrieben zu senken, hat bislang zu keinem Ergebnis geführt. Doch das hat Siebert auch nicht erwartet: „Eine kurzfristige Lösung wird es nicht geben“, sagte der Oybiner Hotelier bereits vor einem Jahr.

Thomas Hauser vom „Haus am See“ rechnet damit, dass sein Restaurant längere Zeit nur seinen Hotelgästen offen stehen wird. „Bis zum Jahresende wird das sicher so sein“, sagt er. Zumal unklar sei, wann der erkrankte Kellner wieder gesund sei. Thomas Hauser kann der Situation aber auch etwas Gutes abgewinnen: „Wir haben nun mehr Zeit für unsere Hotelgäste. Für sie ist das auf jeden Fall eine Verbesserung.“ Andere Gäste hätten auf die neue Situation gelassen reagiert: „Die haben Verständnis für unsere Lage“, sagt Hotelchef Thomas Hauser.