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Kreativer Neuzugang

Benjamin Brunner will in Jesau seinen Dreiseithof öffnen und Bier brauen – und sich auch politisch engagieren.

Von Ina Förster
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Benjamin Brunner hat mit seinen 31 Jahren schon zehn Jahre Kommunalpolitik hinter sich. Diese Erfahrungen aus dem heimatlichen Geyer möchte er nun im Kamenzer Stadtrat sowie im Kreistag nutzen. Und im Jesauer Dreiseithof gibt es viele Pläne.
Benjamin Brunner hat mit seinen 31 Jahren schon zehn Jahre Kommunalpolitik hinter sich. Diese Erfahrungen aus dem heimatlichen Geyer möchte er nun im Kamenzer Stadtrat sowie im Kreistag nutzen. Und im Jesauer Dreiseithof gibt es viele Pläne. © Matthias Schumann

Kamenz. Eigentlich ist Benjamin Brunner waschechter Erzgebirger. Doch seit April 2018 lebt er in Jesau. Und verlor sein Herz schon nach kurzer Zeit an den Ortsteil und die daran hängende Stadt Kamenz. Im Dreiseithof der Familie seiner Frau Anne, fühlt er sich zu Hause. Mit ihrer Mutter zusammen bewohnt das Paar das Haus. Hier geht er auch nicht mehr weg, ist jetzt schon klar. Seine Arbeit in der Dresdner Kreativ-Agentur Cromatics ist bequem mit dem Zug erreichbar. Die Nachbarn sind mega nett. Und die Stadt hat Potenzial.

Vor allem politisch will sich der 31-Jährige engagieren. Das gehört für ihn einfach zum Leben, wie für andere der Gang ins Fitnessstudio. Seitdem er klar denken kann, interessiert er sich dafür. „Ich war schon mit elf Jahren im Schützenverein, fand die Gemeinschaft toll. Und merkte, dass man zusammen mehr bewegen kann, als allein“, sagt er. „Ich habe mit 15 erstmals darüber nachgedacht, politisch aktiv zu werden. Und tat das auch. “ Er trat in die Junge Union der CDU ein. Das Studium der Politikwissenschaft und Philosophie in Jena war später nur noch eine logische Schlussfolgerung. Als er 2009 in seiner Heimatstadt Geyer für den Stadtrat kandidierte, wurde das ein toller Erfolg. Als jüngster Politiker aller Zeiten flogen ihm die Herzen zu. „Ich habe dank meines etwas anderem Wahlkampfes über soziale Medien mehr Stimmen, als meine Mutter bekommen, die ebenfalls kandidierte“, erinnert er sich schmunzelnd.

Benjamin Brunner fährt auch jetzt noch regelmäßig in die alte Heimat. Bis Mai wird er seine zweite Legislaturperiode als gewählter Stadtrat vor Ort ordentlich zu Ende bringen. Seit 2011 ist er zudem stellvertretender Bürgermeister. Das alles verbindet über die Jahre. Doch die Zeichen stehen auf Neuanfang in Kamenz. Auf seinem Facebook-Profil sticht der Hashtag „Kamenz kann mehr“ ins Auge. Und auch wenn der Projektmanager mittlerweile die Partei gewechselt hat und nun für die FDP kandidiert – seine Lust am „Etwasbewirken“ ist ungebrochen. Benjamin Brunner tritt in wenigen Wochen für den Stadtrat Kamenz sowie für den Kreistag Bautzen an. „Gerade hier in Sachsen habe ich den Eindruck, dass die CDU relativ rechtskonservativ ist und so ein bisschen nach der AfD redet, aber gar nicht die wahren Probleme angeht. Wir sollten keine Angst vor der AfD haben, wir sollten viel mehr Angst davor haben, dass wir die Leute nicht mehr erreichen. Ich habe gemerkt, dass in der CDU Sachsen keine innovativen Lösungsansätze vorherrschen“, sagt der 31-Jährige. Und wechselte konsequent die Partei.

Keine Berührungsängste

Zehn Jahre Kommunalpolitik in seiner Heimatstadt haben ihn stark geprägt. „Oft mit harten Diskussionen, mit dem eigenen Grübeln, ob man die richtige Entscheidung getroffen hat oder nicht“, meint er. Auch durch seine Mitarbeit wurde die Pro-Kopf-Verschuldung der Stadt Geyer immerhin von 1 690 Euro auf 573 Euro gesenkt. Dafür gab und gibt es viel Lob zum Abschied.

„Ich habe mir gedacht, man muss sich gesellschaftlich engagieren und eben nicht nur alles den Alten überlassen. Bei meiner Generation finde ich es relativ schwierig, dass die nach dem Abitur sagen, sie gehen in eine große Unistadt und studieren dort und lassen ihre Wurzeln zurück. Ich bin lieber ein Mensch, der anpackt. Der etwas zurückgeben möchte, sei es in meiner Heimat, sei es Dresden, Kamenz oder sonst irgendwo.“ Gerade der ländliche Raum reizt ihn dabei sehr. Als Fachmann im Social Media Bereich großer Agenturen, sieht er freilich vor allem großes Potenzial in der Transparenz von Stadtrat und -verwaltung. Politik hat heute ein anderes Gesicht, als noch vor 20 Jahren. Das muss ankommen in den Köpfen und Herzen derjenigen, die sie ausüben.

Und das geht der Neu-Kamenzer jetzt ganz konkret an. Berührungsängste kennt er dabei nicht. Der Dreiseithof in Jesau verwandelt sich deshalb an jedem Sonnabend im Mai in einen Ort des Aufeinanderzugehens. „Ich möchte alle Neugierigen einladen, sich zu trauen. Es wird Lesungen und Livemusik geben, Gespräche beim Bierchen im Garten hinterm Haus“, macht er neugierig darauf. Und er hat auch sonst einiges vor: Er besucht gerade ein Seminar im Bierbrauen bei diversen kleinen Brauereien wie Lieske. Und würde gern ein eigenes Craft Beer für Kamenz entwickeln. Im Nebengelass des Wohnhauses ist noch Platz dafür. Außerdem ist Brunner begeisterter Chorsänger. Der Jesauer Männergesangsverein dürfte sich freuen …

www.facebook.com/benjamin.brunner.54