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Kulturpalast-Heizung made in Großenhain

Die Brockmann Klima GmbH arbeitet seit vielen Jahren mit Studenten der Berufsakademie. Das hat für beide Vorteile.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Susanne Plecher

Großenhain/Dresden. Jan Kschiwan und Andreas Feige beugen sich über einen riesigen Plan. Es ist der Grundriss des Dresdner Kulturpalastes. Die Firma, für die die beiden Männer arbeiten – der eine als Geschäftsbereichsleiter und Prokurist, der andere als BA-Student – ist für die gesamte Heizungsanlage des Prestigeobjektes verantwortlich. Sie baut dort Heizkörper und Konvektoren ein und übernimmt die komplette Verrohrung. Kschiwan erklärt, Feige hört zu. So ist die Aufteilung – noch. Denn Feige ist gekommen, um zu bleiben. Um das langfristig zu dürfen, muss er sich allerdings qualifizieren. Das tut er innerhalb der nächsten drei Jahre.

So wird der modernisierte Kulturpalast in Dresden aussehen. Im März 2017 soll er eröffnet werden. Die Heizungsanlagen bauen Großenhainer ein.
So wird der modernisierte Kulturpalast in Dresden aussehen. Im März 2017 soll er eröffnet werden. Die Heizungsanlagen bauen Großenhainer ein. © Entwurf: M. von Gerkan, S. Schütz, N. Pomränke

Von der Uni zur Berufsakademie

Andreas Feige hat sich für ein duales Studium an der Berufsakademie Sachsen (BA) entschieden. Das beinhaltet neben einer fundierten theoretischen Ausbildung auch mehrmonatige Praxisphasen. „Ungefähr die Hälfte des Jahres bin ich an der BA, die andere Zeit hier“, sagt er. Dann betreut ihn sein Mentor Ronald Eichhorn. Der Diplomingenieur ist Feiges Ausbilder im Unternehmen. Er sorgt für die anwendungsorientierte Wissensvermittlung, nimmt ihn mit auf Baustellen und bringt ihm die wesentlichen Arbeitsabläufe bei. Auch die Diplomarbeit, mit der der junge Mann das Studium abschließen will, wird Eichhorn betreuen. „Ich habe vorher Maschinenbau an der Technischen Uni in Dresden studiert. Aber das Studium ist mir zu trocken geworden, mir hat die Praxis gefehlt“, sagt der Südbrandenburger.

Mit seinem Wechsel zur BA hat sich aber nicht nur der Praxisanteil geändert. Die Studenten lernen dort in Klassenverbänden von 25 bis 30 Personen. „Der Bezug zum Lehrpersonal ist dadurch enger und der Stoff kann besser vermittelt werden als in einem großen Hörsaal“, so Feige. Vergleichbar mit einem Uni-Abschluss ist der Ingenieurstitel der BA zwar nicht. Aber die verkürzte Ausbildung hat dennoch ihre Fans. Denn die enge Verzahnung von Theorie und Praxis bringt auch den Ausbildungsunternehmen viele Vorteile. Schließlich können sie direkt auf Inhalte einwirken und sich ihr höher qualifiziertes Fachpersonal quasi selbst maßschneidern. Jan Kschiwan ist überzeugt von dem Modell. „Nach den drei Jahren Studium kennen wir die Studenten sehr gut. Wir wissen, was sie können und ob sie zu uns passen. Wenn sie sich gut anstellen, können sie direkt nach dem Abschluss als Bau- oder Projektleiter bei uns starten“, erklärt er.

Sehr gute Vermittlungschancen

Die Firma hat gute Erfahrungen damit gemacht. Feige ist bereits der vierte BA-Student, den Brockmann Klima unter Vertrag genommen hat. Der Erste hat 2013 sein Studium erfolgreich beendet und konnte direkt als Bauleiter im Unternehmen beginnen. Das war ein Glücksfall mit Ansage, sowohl für den Absolventen als auch für den Mittelständler.

„Durch die enge Bindung an die Praxispartner haben die Studierenden exzellente Arbeitsmarktchancen. Die Vermittlungsquoten der Berufsakademie Sachsen liegen bei etwa 90 Prozent“, sagt Eva-Maria Stange. Auch die sächsische Wirtschaftsministerin macht sich für das duale Studium stark.

Kein Wunder, denn der Markt saugt die Absolventen förmlich auf. „Es wird immer schwerer, Mitarbeiter zu finden. Uns fehlen richtig gute Fachleute.“ Kschiwan plagen die gleichen Probleme wie viele andere Geschäftsführer von Handwerksbetrieben. „Junge Leute zu begeistern, ist schwierig“, weiß er. In seinem Betrieb warten zwei Ausbildungsstellen auf Lehrlinge, fünf Monteursstellen auf gestandene Facharbeiter. „Die wollen wir dringend besetzen“, sagt der Prokurist. Da in absehbarer Zeit einige altgediente Mitarbeiter in den Ruhestand gehen werden, erhöht sich der Druck. „Auch darauf müssen wir uns vorbereiten“, so Kschiwan. Genau wie er besinnen sich deshalb andere Arbeitgeber der Region auf die BA-Studenten. Der Großenhainer Metallbaubetrieb von Götz Lamm zum Beispiel, die Elbland Philharmonie Sachsen oder die Elbe-Stahlwerke Feralpi, die Große Kreisstadt Riesa genauso wie die Kulturlandschaft Moritzburg und die Meißner Umwelttechnik.

Andreas Feige hat sich Brockmann Klima als Praxispartner für seine Ausbildung nicht zufällig ausgesucht. Schließlich bietet das mittelständische Unternehmen einige Möglichkeiten. Ansässig ist die Firma eigentlich in Dresden mit Geschäftsbereichen in Großenhain und Freital. Insgesamt arbeiten 100 Menschen in dem Betrieb, 43 davon in der Röderstadt. Die Großenhainer sind für den Einbau von Heizung und Sanitäranlagen zuständig. In alle Ecken Sachsens strömen sie aus. Den Rest der Aufträge, rund 30 Prozent des Volumens, führen sie in einem Radius bis Berlin aus. Krankenhäuser, Seniorenheime, Schulen und Kindergärten gehören zu ihren Kunden. Aber auch die CG-Gruppe, die am Dresdner Postplatz viele neue Wohnungen schafft. Auch am Prager Carrée, das das ehemalige Wiener Loch in der Landeshauptstadt füllt, sind die Großenhainer Monteure zugange.

Bald ist Probebetrieb der Anlage

Noch bis Jahresende werden zehn von ihnen am Kulturpalast bauen und für die Behaglichkeit künftiger Künstler und Konzertbesucher sorgen. „Wir schweißen dort gerade die Rohrleitungen und stellen die Anbindungen zu den Heizkörpern her“, sagt Kschiwan. Seit Mai 2015 haben seine Mitarbeiter dort zu tun. Ab Januar geht die komplexe Anlage, die zentral per Computer gesteuert wird, dann in den Probebetrieb, um zur Eröffnung im März 2017 reibungslos zu funktionieren. Aber auch danach ist die Arbeit der Großenhainer nicht beendet. Fünf Jahre lang werden sie die Heizung im Kulturpalast warten, bis die Stadt Dresden den Auftrag neu ausschreibt.