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Lampertswalde stößt Wasserwerk ab

Für die Einwohner im Hauptort, in Schönborn und Mühlbach ist dann Schluss mit billigem Trinkwasser.

Von Manfred Müller
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Schönborn ist einer von drei Lampertswalder Ortsteilen, für den sich mit dem Wechsel der Zuständigkeit für die Wasserversorgung Einiges ändern wird.
Schönborn ist einer von drei Lampertswalder Ortsteilen, für den sich mit dem Wechsel der Zuständigkeit für die Wasserversorgung Einiges ändern wird. © Kristin Richter

Lampertswalde. Es ist das Letzte seiner Art in der gesamten Elbe-Röder-Region – das kleine, von der Gemeinde betriebene Wasserwerk in Lampertswalde. Mit knapp 200 Kubikmetern Tagesdurchlauf für etwa 400 Haushalte gleicht es eher einer Puppenstube. Lange Zeit war die Wasserversorgung das Aushängeschild für die Lampertswalder Eigenständigkeit. Ex-Bürgermeister Wolfgang Hoffmann verglich sie gerne mit der Schweiz. Wie das Alpenland von den Staaten der Europäischen Union eingezwängt wird, liegt der Einzugsbereich des Wasserwerkes umschlossen vom Versorgungsgebiet der Wasserversorgung Riesa-Großenhain (WRG). Diese liefert ihr Trinkwasser bereits in die anderen Ortsteile – nur der Hauptort Lampertswalde, Schönborn und Mühlbach hängen am kommunalen Netz.

Die WRG soll nach dem Willen des Gemeinderates die Anlagen nun auch schlucken. Der Grund: das Lampertswalder Mini-Wasserwerk arbeitet hart an der Kapazitätsgrenze. Die trockenen Frühjahrs- und Sommermonate der vergangenen Jahre haben für Verbrauchsspitzen gesorgt, die ohne zusätzliche Brunnen nicht mehr leistbar sind. Auch das Gewerbegebiet hängt, mit Ausnahme von Kronospan, am kleinen Versorgungsnetz. Durch die Inbetriebnahme des Amazon-Auslieferungslagers ist der Wasserverbrauch hier ebenfalls gestiegen. Eine umfassende Sanierung und Erweiterung des 1984 gebauten Wasserwerkes kann sich die Gemeinde aber nicht leisten. Deshalb beschlossen die Räte in ihrer Juni-Sitzung, die Trinkwasserversorgung aus der kommunalen Verantwortung auszugliedern und der WRG zu übertragen.

Die Wasserversorgung Riesa-Großenhain verfügt über ein gewaltiges Netz von Leitungen, Brunnen und Wasserwerken. Das Unternehmen versorgt fast 100.000 Einwohner im Gebiet zwischen Mühlberg, Lommatzsch und Tauscha, darunter auch die Städte Riesa und Großenhain. Es bewirtschaftet ein Rohrleitungsnetz von 1.300 Kilometern mit etwa 25.000 Trinkwasseranschlüssen. Die WRG braucht das kleine Lampertswalder Wasserwerk eigentlich nicht. Sie könnte ohne größeren Aufwand eine Leitung von Kronospan zum östlichen Teil des Gewerbegebietes ziehen und die drei Ortschaften mit beliefern.

Die Eingliederung hat für die Anwohner der drei betroffenen Dörfer aber einen unangenehmen Nebeneffekt: Sie müssen in Zukunft für ihr Trinkwasser den WRG-Preis zahlen. Und der liegt ein ganzes Stück über dem Bisherigen. Der monatliche Grundpreis würde von 4,50 auf 13,50 Euro steigen, der Mengenpreis von 1,58 auf 1,80 Euro. Bei einem gängigen Wasserverbrauch von 120 Kubikmetern fielen für einen Vierpersonenhaushalt dann jährliche Mehrkosten von 134 Euro an. Das war auch der Grund, warum es zwei Gegenstimmen gab. Was die Kommune eigentlich mit den Einnahmen gemacht habe, fragte Gemeinderätin Manja Wenzel nach. Wurden Rücklagen gebildet? In der Diskussion stellte sich heraus, dass niemand, außer Ex-Bürgermeister Wolfgang Hoffmann, die finanzielle Seite der Wasserversorgung überblickte. Der habe sich nie wirklich in die Karten gucken lassen, so Amtsnachfolger Venus. Rücklagen gebe es jedenfalls keine. Das ist beim Betrieb einer so kleinen Versorgungseinheit allerdings auch nicht zu erwarten. So war die Gemeinde Tauscha vor einigen Jahren ziemlich froh, als sie ihr Mini-Wasserwerk an die WRG übergeben konnte. Und dort gab es – im Gegensatz zu Lampertswalde – keine Probleme mit der benötigten Wassermenge. „Ich bin als Bürgermeister dafür verantwortlich, dass 24 Stunden am Tag Wasser aus dem Hahn kommt“, sagt René Venus. Wann genau der Schnitt erfolgen soll, ist momentan noch offen. So eine Übertragung könne mit all den zu lösenden technischen Problemen durchaus ein Jahr dauern.