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„Laufen gibt mir Kraft“

Kerstin Wonde aus Krauschwitz läuft Marathon – zum Spaß und als Job-Ausgleich. Dabei kommt sie durch die ganze Welt.

Von Sabine Larbig
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Für Kerstin Wonde aus Krauschwitz war die Teilnahme am diesjährigen Seychellen-Marathon der bisher schönste Marathon. Wegen der tollen Umgebung, wie sie sagt. Kurz nach ihrer Rückankunft ereilte Corona die Welt, legte auch die Sportwelt lahm.
Für Kerstin Wonde aus Krauschwitz war die Teilnahme am diesjährigen Seychellen-Marathon der bisher schönste Marathon. Wegen der tollen Umgebung, wie sie sagt. Kurz nach ihrer Rückankunft ereilte Corona die Welt, legte auch die Sportwelt lahm. © privat

Sie ist Frühaufsteher und ein Draußen-Mensch, liebt gutes Essen, die Natur und das Dorfleben. Sie mag Katzen und Hunde, isst gerne Eis und Kuchen. Und sie läuft mit Leidenschaft: an sechs Tagen in der Woche, immer vor Arbeitsbeginn und etwa 80 Kilometer in der Woche. Dabei ist der Krauschwitzerin das Wetter egal.
„Wichtig ist für mich mein Wohlfühltempo. So kann ich die Umgebung genießen, den Kopf frei bekommen, nachdenken, meine vielen Ideen sortieren“, erzählt Kerstin Wonde. Wer die Friseurmeisterin in ihrem Salon in Bad Muskau erlebt, traut der zierlichen Frau kaum zu, dass sie Marathon (42,2 Kilometer) und Ultramarathon (bis 75 Kilometer) läuft. Meist sogar vier bis fünf pro Jahr. Berlin und London mit bis zu 40.000 Teilnehmern gehören ebenso dazu wie Läufe im Erzgebirge, über den zugefrorenen Baikalsee mit nur 50 Teilnehmern bei Minus 20 Grad oder in Südafrika, Griechenland und entlang der Küste der Seychellen. Dort war Kerstin Wonde erst im Februar 2020. „Bei 40 Grad Wärme und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit rinnt der Schweiß schon, ohne sich zu bewegen. Trotzdem war es mein bisher tollster Marathon, weil ich einfach die Umgebung genossen habe.“ Begleitet hat sie, wie oft im In- und Ausland, ihr Mann Steffen. „Wir buchen unseren Urlaub meist so, dass ich einen Tag einen Marathon mitlaufen kann. Zum Glück gibt es Spezialanbieter für solche Reisen.“

Kerstin Wonde aus Krauschwitz beim Sachsen-Trail 2020: Er war einer der ersten richtigen Läufe nach Corona.
Kerstin Wonde aus Krauschwitz beim Sachsen-Trail 2020: Er war einer der ersten richtigen Läufe nach Corona. © privat

Laufen statt Viertausender

Zum Laufen kam Kerstin Wonde zufällig. „Steffen und ich hatten irgendwann die Idee, gemeinsam auf Wandertouren zu gehen. Daraus wurden dann Bergtouren und schließlich erklommen wir gemeinsam Viertausender in den Alpen und im Himalaya.“ Doch während Steffen sich ausschließlich dieser Leidenschaft verschrieb, wollte Kerstin „einfach mal einen Marathon ausprobieren“. Das war vor zehn Jahren. „Da meldete ich mich kurzentschlossen für den Oberelbe-Marathon an.“ Kurz vorm Ziel habe sie schon gewusst, dass es nicht der Letzte sein würde. „Seitdem laufe ich aus Spaß und Hobby weltweit Marathons und Ultra-Marathons.“ Das entspräche ihrem Bewegungsdrang, den sie schon als Kind gehabt habe, begründet sie. Außerdem sei es „irgendwie gar nicht anstrengend“ und ein Ausgleich für das Stehen im Job. „Weil mir das Laufen mehr Kraft gibt, als es nimmt, mache ich jährlich mehrere Läufe mit.“
In diesem Jahr gehörten die Seychellen ebenso dazu wie geplante Teilnahmen an Läufen auf der Start- und Landebahn des neuen Berliner Flughafens und im Herbst in Namibia. Doch dann kam Corona. „Ich konnte nicht mehr arbeiten und alle Läufe wurden abgesagt. Also konzentrierte ich mich aufs Laufen zwischen Bad Muskau und dem Bärwalder See und auf virtuelle Rennen.“

Kerstin Wonde aus Krauschwitz 2018: Baikal-Marathon. Doch der Lauf wurde wettertechnisch abgebrochen.
Kerstin Wonde aus Krauschwitz 2018: Baikal-Marathon. Doch der Lauf wurde wettertechnisch abgebrochen. © privat

Freude über Neustart nach Corona

Positiver Nebeneffekt der virtuellen Läufe: Kerstin Wonde kam nicht aus der Übung und erhielt, zu den fast 80 Teilnehmer- und Erinnerungsmedaillen, darunter 23 Marathon-Plaketten, auch welche aus Tokio und Helsinki. „Das ist zwar toll. Doch die Atmosphäre richtiger Rennen, der Kontakt zu anderen Teilnehmern und die anfeuernden Menschen an den Straßen fehlten mir. Aber nun ist es endlich wieder losgegangen“, so die 51-Jährige, die inzwischen in Hoyerwerda und beim Sachsen-Trail lief. „Klar musste bei Start und Ziel auf Abstand und Mundschutz geachtet werden, gab es keine Zuschauer, konnte man nach dem Lauf nicht duschen. Dafür fand ich es große Klasse und sehr ergreifend, dass die Organisatoren in Hoyerswerda im Stadion eigens ein Publikum aus Pappmaschee und liebevoll gedeckte Verpflegungstische aufgestellt hatten. Und beim Sachsen-Trail fiel Steffen sofort auf, wie gut mir das alles tut. Nach dem Zieleinlauf sagte er: Du siehst so glücklich aus! Aber so war es ja auch.“
Da der Alltag mittlerweile wieder fast normal ist, plant Kerstin Wonde bereits ihre nächsten Läufe. In den kommenden drei Jahren will sie mit befreundeten Läufern in sechs Tagen eine 250 Kilometer lange Wüstenetappe durch die Namib absolvieren – „Ich weiß, dass ich das kann“ – sowie die letzten zehn Tage beim Trans-Europa-Marathon mitmachen. „Mehr traue ich mir da nicht zu, weil er 2.247 Kilometer und 41 Tage lang ist.“ Ehemann Steffen wird sie bei diesen Events nicht begleiten. „Die ganze Zeit allein verbringen müssen ist nicht sein Ding“, weiß Kerstin. Er wird dafür mal wieder auf Himalaya-Bergtour gehen.

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