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Leubas sprudelnde Quelle

Der Kellbrunnen wird 350 Jahre alt und daher restauriert. Für den Ort ist das am Wochenende auch ein Grund zum Feiern.

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Von Elke Schmidt

Restaurator Hans Herbig ist jetzt sozusagen im Endspurt. Er und seine Mitarbeiter haben bereits das Sandsteinrelief am Kellbrunnen gereinigt und die Schrift nachgezogen. Jetzt fehlt nur noch die neue Farbfassung und der alte Brunnen ist wieder wie neu. Er hofft, dass er bis zum Wochenende damit fertig ist. Dann feiert der Heimatverein Leuba nämlich mit den Einwohnern und seinen Gästen drei Tage lang das Kellbrunnenfest.

Der Brunnen hat vor 350 Jahren sein Schutzhäuschen bekommen. Wigand von Uechtritz auf Steinkirch, der Herr von Niederleuba, ließ 1664 die dort sprudelnde Quelle einfassen. Als Hinweis darauf ließ der Erbauer seine Initialen und dazwischen sein Familienwappen anbringen. Bekannt war der Born am Nordende des Dorfes für sein vorzügliches Trinkwasser. Weil dort auch eine Trinkkelle angebracht war, erhielt er den Namen „Kellbrunnen“. Die namensgebende Kelle blieb allerdings nicht lange an ihrem Platz, berichtet Ortschronist Gottfried Kittelmann. Denn, so heißt es in der Leubaer Chronik, „ein Reisender war so unhöflich die Kelle mit fortzunehmen“. Erst im 19. Jahrhundert wurde eine neue angeschafft, „welche angeblich 1866 von vorüber marschierenden Soldaten mitgenommen wurde.“

Der Kellbrunnen hat im Laufe der Zeit nicht nur die Kelle verloren, sondern auch Farbe und Putz. Auf alten Postkarten und Privatfotos lässt sich erkennen, dass er oft in einen sehr erbärmlichen Zustand war. Die beiden Sandsteinfiguren ließen 1830, als die Königliche Chaussee ausgebaut wurde, die Herrschaft und der Kellhauswirt auf ihre Kosten restaurieren und das gesamte Brunnenhaus erneuern. Vor gut 20 Jahren brachte die Firma Herbig einen neuen Putz dran. „Damals mussten noch Stücke des Sandsteins ergänzt werden“, sagt der Chef. Das war diesmal nicht notwendig. Doch die Farbe verblasste und der Schmutz setzte sich im Sandstein fest. „Dagegen wollte der Heimatverein Leuba etwas tun“, sagt Vereinsmitglied Lenz Ritter. „Wir wollten unseren Gästen wieder ein ansehnliches Bild bieten.“ Zwei Jahre dauerte es, bis dieser Plan umgesetzt werden konnte, doch dann ging alles sehr schnell. Anfang diesen Jahres nahm der Heimatverein das baldige Jubiläum zum Anlass und bat um Spenden. Nur ein halbes Jahr später ist Lenz Ritter regelrecht überwältigt: Schon im Frühjahr war das nötige Geld zusammen. „Niemand von uns hätte diese riesengroße Spendenbereitschaft für möglich gehalten“, sagt er und bedankt sich im Namen aller Beteiligten bei den Spendern.

Das Geld reicht für sämtliche geplanten Maßnahmen. Neben dem Restaurieren von Relief und Figuren wird auch das Pflaster und das Schnittgerinne vor dem Brunnen erneuert, der Einlauf geändert und eine neue Blechabdeckung gebaut. Vielleicht bleibt sogar etwas übrig. Davon sollen zwei neue Bäume gepflanzt werden, denn schon früher standen hinter dem Brunnen drei Kastanien. Der Ort war also recht idyllisch und da er an der Königlichen Chaussee lag, wurde bald nach dem Brunnenhäuschen gegenüber ein Gasthaus errichtet, das sogenannte „Kellhaus“. Später entstand dort eine Art Biergarten mit Sitzgelegenheiten.

„Große Bedeutung hatte die Quelle für die Bewohner der umliegenden Häuser“, erzählt Gottfried Kittelmann. Auf dem Berg ließen sich schwer Brunnen graben, also holten sich die Leute das Wasser aus dem Kellbrunnen. Die entstandenen Eigenheime am Querweg nutzten ihn bis zum Bau der zentralen Wasserversorgung für ihr Trinkwasser. Und bis heute holen die Leute von dort Wasser.

Der Brunnen war und ist nicht nur praktisch, sondern erzählt auch eine Geschichte. Die Figuren zeigen eine Frau mit Wasserkrug in der Hand (das Samariterweib) und den Heiland Jesus Christus. Zusammen mit der Inschrift erinnern sie an eine Szene aus der Bibel. Im Johannesevangelium wird erzählt, wie Jesus sich am Jakobsbrunnen bei Sychar ausruht. Dort begegnet er einer samaritanischen Frau. Jesus unterhielt sich mit ihr und bat sie um Wasser. Das war damals sehr ungewöhnlich. Ein Jude, der etwas auf sich hielt, gab sich nicht mit den Samaritanern ab, den die galten als heidnisch. Dass der Brunnen ausgerechnet diese Begebenheit zeigt, könnte heißen, dass er für alle Menschen gedacht war, egal wer sie waren.

Beim Fest am Wochenende braucht jedoch niemand Brunnenwasser zu trinken, denn dann gibt es sicher ausreichend Alternativen.