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"Manchmal fehlt ein bisschen die Puste"

Gunder Zschörper hört nach 37 Jahren als Radballer auf. Seine Spielerlizenz behält er aber. Man kann ja schließlich nie wissen.

Von Thomas Riemer
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Gunder Zschörper absolvierte am Sonnabend sein voraussichtlich letztes Oldie-Turnier als Radballer. Ob es ein endgültiger Abschied ist? „Es kribbelt noch“, sagt der 60-Jährige und lacht.
Gunder Zschörper absolvierte am Sonnabend sein voraussichtlich letztes Oldie-Turnier als Radballer. Ob es ein endgültiger Abschied ist? „Es kribbelt noch“, sagt der 60-Jährige und lacht. © Matthias Kost

Großenhain. Radball wurde in Großenhain nachweislich schon vor 1939 gespielt. Nach dem Krieg fanden sich Mädchen und Jungen zum sogenannten Reigenfahren, einer Vorstufe des Kunstradfahrens, zusammen. 1956 begann der richtige Radballsport, vor allem mit Vergleichen gegen Mannschaften aus dem Ebersbacher Ortsteil Naunhof. 1964 ging der regelmäßige Wettkampfbetrieb richtig los.

Ganz so lange ist Gunder Zschörper noch nicht dabei. Doch er gehört längst zu den Legenden des Großenhainer Radballs. Über den Fußball fand der heute 60-Jährige vor mittlerweile 37 Jahren zu der rasanten Sportart mit dem kleinen Ball. „Ich habe erst mit 23 angefangen“, sagt Gunder Zschörper. Über Kreis- und Bezirksklasse schaffte er es mit verschiedenen Spielpartnern bis in die Bezirksliga. Noch bis 60 war er auf der dortigen Spielerliste zu finden.

Doch jetzt soll Schluss sein. Gemeinsam mit Matthias Schönert trat Gunder Zschörper am Sonnabend letztmals bei einem Turnier an. Noch einmal ließ das Duo in der Trainings- und Wettkampfhalle der Großenhainer Radballer im Gymnasium die Bälle und auch die Fahrräder fliegen. Unverändert sind der Jubel beim Torerfolg, aber auch das böse Wort mit „Sch“, wenn mal etwas danebengeht. „Der Körper hat gesagt, dass es genug ist“, sagt Gunder Zschörper und lacht. Tatsächlich habe er gemerkt, „dass manchmal die Puste ein bisschen fehlt“. Und eine Sportart fürs zarte Gemüt ist Radball ohnehin nicht. Da geht es im Zweikampf schon recht rasant und für den Außenstehenden nicht immer „fein“ zu. Stürze vom Rad, Kopftreffer des Balls – das erspart man sich besser. Bei Freischlägen zum Beispiel, etwa einem Vier-Meter-Ball – kann das runde Streitobjekt Geschwindigkeiten bis zu 70 oder 80 Kilometer je Stunde erreichen. Gunder Zschörper hat das alles erlebt. Aber: „Wegen einer Verletzung beim Radball war ich nie krankgeschrieben. Da bin ich immer zu ehrgeizig gewesen. Dass er in der Bezirksliga einer der ältesten Akteure war, konnte er mit viel Routine wettmachen, auch wenn die jungen Leute nach oben drängen. „Es ist eine langwierige Sache, um in die Spitze zu kommen“, entgegnet der Routinier. Über all die Jahre sei ihm zudem entgegengekommen, dass er zuverlässige Mitspieler an seiner Seite hatte. Eine wichtige Voraussetzung, wie er findet: „Die Charaktere müssen schon zusammenpassen.“

Während sein Mannschaftspartner Matthias Schönert das Rad generell an den berühmten Nagel hängen will, hat Zschörper für die bevorstehende Saison noch einmal die Lizenz beantragt. „Es kribbelt noch. Ich habe immer noch Spaß“, sagt er. Als Reservespieler können die Mannen vom Großenhainer SV also wohl weiter auf ihn zählen.

Langweilig wird dem Tischlermeister aus Zschauitz so oder so nicht werden. Seine große Leidenschaft ist die Kletterei. Gemeinsam mit seiner Frau hat er schon viele großartige Touren erlebt, aber auch noch Einiges vor. Auf dem Fahrrad indes werde man in höchstens mal im Urlaub sehen. Oder eben als „Springer“ für den Großenhainer Radball.

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