Masken aus Meißen

Meißen. Es ist stiller als sonst in den Hallen an der Ziegelstraße: Kein Maschinenlärm in den Bereichen Tischlerei und Metallverarbeitung. Die DRK-Werkstätten im Meißner Gewerbegebiet Ost sind verweist. Die Anordnungen, mit denen der Freistaat seit Wochen schon Infektionen mit dem Coronavirus vermeiden und eindämmen will, haben hier ein sogenanntes Betretungsverbot zur Folge, wie Werkstattleiter Michael Druch erklärt.
Schließlich bedürfen die Mitarbeiter mit körperlichen und geistigen Einschränkungen eines besonderen Schutzes und besonderer Fürsorge. Bis zum 20. Mai – vorerst – müssen sie zu Hause bleiben. Hier in Meißen ist auch geregelt, dass die Mitarbeiter während der Zwangspause keine Einbußen beim Einkommen befürchten müssen.
Für Michael Druch, der Ende 2018 die Leitung der Meißner Werkstätten übernommen hatte, ist der Arbeitsalltag dennoch alles andere als ruhig. Denn ganz still und leer ist es in Hallen und Produktionsräumen nicht geworden. Denn für etwa 50 der Mitarbeiter gelten Ausnahmen vom Betretungsverbot. Zwingend erforderliche wirtschaftliche Tätigkeiten sowie Notbetreuung rechtfertigen diese, wie der Werkstattleiter erklärt.

So werden jetzt Schutzmasken in Meißen genäht. „Dass diese Masken knapp sind, hatte sich doch schon abgezeichnet, als von Einschränkungen wegen der Pandemie noch keine Rede war“, sagt Michael Druch.
Klar, dass es für das DRK auf der Hand lag, sich beim Lösen dieses Problems mit einzubringen. Um die 2.500 Masken sind bislang in Meißen zugeschnitten, genäht und verpackt worden. Etwa 1.000 Stück sollen in den nächsten Tagen hinzukommen. Zu den Abnehmern der Meißner Masken gehören das Gesundheitsamt, das Friedrichstädter Krankenhaus in Dresden sowie Landesgeschäftsstelle und Bildungsstätte des Roten Kreuzes.
Fähigkeiten sollen erhalten bleiben
Für 21 Mitarbeiter wurde eine Notbetreuung in den Werkstätten eingerichtet. Sie kommen wie vor der Schließung jeden Tag zu den gewohnten Arbeitszeiten. Diese Menschen leben zumeist allein. Die Ausnahme vom Betretungsverbot soll ihnen helfen, im Alltag zurechtzukommen – gerade in Krisenzeiten wie diesen.
Die Mitarbeiter erledigen kleinere Arbeiten wie das Komplettieren von einfachen Baugruppen. Ohne großen Zeitdruck und in kleinen Gruppen. „So sollen vor allem erlernte Fähigkeiten erhalten werden“, erklärt der Werkstattleiter. Natürlich mit Maskenpflicht, wenn sich der Mindestabstand von 1,50 Metern nicht einhalten lässt, und regelmäßiger Desinfektion der Hände, fügt er hinzu.
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Anleitung und Aufsicht gehören zu den Aufgaben der etwa 50 Angestellten in den Meißner Werkstätten. Natürlich gilt das Betretungsverbot nicht für Gruppenleiter in den verschiedenen Produktionsbereichen, die von Metallbearbeitung, Montage, Tischlerei über Werbe- und Büroservice bis zur Garten- und Landschaftspflege reichen.
Am meisten beschäftigen sich derzeit damit, den Kontakt zu den Mitarbeitern zu halten – besonders zu denjenigen, die jetzt zu Hause bleiben müssen. Für jeden Mitarbeiter wurde ein Betreuungskonzept erarbeitet.
Neben dem mindestens einmal wöchentlichen Telefonanruf sieht es zum Beispiel das rasche Reagieren vor, wenn sich Probleme zeigen, die sich oft daraus ergeben, wenn es dem Einzelnen an sozialen Kontakten mangelt. Ein Hausbesuch oder ein gemeinsamer Spaziergang können hilfreich sein.
Aber auch ein kleines Büchlein, in dem zwölf Rezepte zum gesunden Selberkochen zusammengestellt sind, wie Michael Druch berichtet. Und diejenigen, die aus dem Berufsbildungsbereich in die Zwangspause geschickt wurden, erhalten in jeder Woche einen neuen „Lernbrief“ mit Aufgaben, mit deren Beschäftigung das Nicht-aus-der-Übung-Kommen erreicht werden soll.
Ein Pilotprojekt, das Anfang dieses Jahres gestartet wurde, kommt nun wie gerufen: Mithilfe einer eigens für die Werkstätten und lange vor dem Ausbruch der Pandemie entwickelten Mitarbeiter-App können die Mitarbeiter untereinander sowie mit ihren Gruppenleitern kommunizieren. „Das funktioniert ähnlich wie Facebook oder Instagram, aber abgeschottet nur für die Werkstätten“, erklärt der Werkstattleiter.
Hoffen auf Lockerungen
Die in diesen Tagen angekündigten Lockerungen lassen hoffen. Das noch bis zum 20. Mai geltende Betretungsverbot werde wohl noch nicht aufgehoben, so Michael Druch. Eher sei die Erweiterung von Ausnahmen möglich, wenn die Infektionszahlen in der Region das zulassen.
In enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt arbeitet die Werkstättenleitung bereits an einem Konzept, wie die Produktion in den einzelnen Bereichen wieder hochgefahren und der Alltag in den Hallen wieder einkehren können. Das wird aber nur Schritt für Schritt und mit Begrenzungen sowie strikter Einhaltung der Hygieneregeln möglich sein, um das Infektionsrisiko beherrschen zu können.
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