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Mit dem Flixbus von Pirna nach Berlin

Der Fernbusanbieter plant, die Sächsische Schweiz anzusteuern. Davon profitiert auch Pirna. Allerdings anders als gedacht.

Von Mareike Huisinga
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Ein Flixbus soll künftig von Berlin über Pirna nach Bad Schandau rollen
Ein Flixbus soll künftig von Berlin über Pirna nach Bad Schandau rollen © imago

Pirna wird ein Stück internationaler. Jetzt soll die Große Kreisstadt an das Fernliniennetz des größten deutschen Busanbieters Flixbus angeschlossen werden. Der Wunsch nach einer solchen Busanbindung war schon mehrfach Thema im Stadtrat. Jetzt wird er erfüllt. Eine Überraschung ist die Entscheidung dennoch.

Welche neue Linie ist konkret geplant?

„Wir bestätigen die Pläne für eine Flixbus-Verbindung von Berlin über Dresden in die Sächsische Schweiz“, sagt Tewe Schefer vom Unternehmen Flixbus auf SZ-Nachfrage. Geplant ist eine Aufnahme von Bad Schandau, der Bastei und Pirna in das europaweite Streckennetz. Start der neuen Linie ist am 11. April, konkretisiert der Sprecher. In Pirna soll der Flixbus nach SZ-Informationen am Busbahnhof halten.

Was ist das Besondere an der neuen Linie?

Ein spontaner Trip von Pirna nach Dresden oder nach Bad Schandau per Flixbus? Das wird nicht möglich sein. Den Hintergrund erklärt Tewe Schefer. Auf gewissen Verbindungen herrsche ein sogenanntes Bedienverbot. Geschützt werden soll mit einem solchen Verbot der regionale öffentliche Nahverkehr. Im Klartext: Liegt das Ziel, das der Flixbus-Kunde ansteuern möchte, weniger als 50 Kilometer von seinem Einsteige-Ort entfernt, darf er nicht einsteigen. Dies gilt aber auch für längere Strecken, wenn diese mit dem Schienennahverkehr in einer Reisezeit von unter einer Stunde erreichbar sind. „Auch die Strecken von Pirna nach Hohnstein, Bad Schandau oder Dresden sind von einem solchen Bedienverbot betroffen, weshalb für diese Verbindungen keine Fahrkarten gebucht werden können“, erläutert der Sprecher.

Die Berliner können also mit der neuen Linie direkt Pirna und die Sächsische Schweiz erreichen, die Pirnaer und Bad Schandauer immerhin ohne Umsteigen nach Berlin fahren. Ein Ticket für die Verbindung Berlin – Bad Schandau kostet laut Flixbus ab 9,99 Euro.

Was sagt das Rathaus zur Berlin-Linie?

Die Stadt Pirna begrüßt den künftigen Stopp des Flixbusses in Pirna. Schon im Sommer 2017 sei die Verwaltung auf das Münchner Busunternehmen zugegangen, mit der Anfrage, ob die Busflotte künftig auch Pirna ansteuern könne. Das teilt Rathaussprecherin Jekaterina Nikitin mit. „Für die Pirnaer ist diese Anbindung eindeutig von Vorteil, weil sie in Zukunft preisgünstig und nachhaltig reisen können“, sagt Nikitin. Außerdem stärke die geplante Integration der Großen Kreisstadt in das Liniennetz von Flixbus die gesamte Region, da Touristen und Gäste künftig direkt aus der Bundeshauptstadt in die Sächsische Schweiz bequem mit dem Bus anreisen könnten. Sollte Flixbus erwägen, sein Linienkonzept via Pirna weiter auszubauen, stünde das Rathaus diesen Ideen positiv entgegen.

Doch auf SZ-Anfrage, ob Flixbus einen weiteren Ausbau des Netzes mit Stopp in Pirna erwägt, schweigt das Unternehmen.

Wie reagieren jene, die sich für eine Flixbus-Anbindung stark machten?

Die Flixbus-Neuigkeiten hört Katrin Lässig von der Wählervereinigung „Freie Wähler – Wir für Pirna“ gerne. Seit Längerem setzt sich die Fraktion im Stadtrat für die Anbindung von Pirna an das Fernnetz von Flixbus ein, hat dazu mehrere Anfragen im Stadtrat gestellt und das Rathaus aufgefordert, mit Flixbus ins Gespräch zu kommen.

„Mit der neuen Verbindung wird der Tourismus in Pirna gestärkt“, freut sich Stadträtin Katrin Lässig. Davon würden Hotellerie, Einzelhandel und Gastronomie profitieren. Allerdings hat auch sie die Perspektive der Pirnaer im Blick. „Die Einwohner können mit der neuen Linie schnell und bequem die Bundeshauptstadt erreichen.“ Dafür den Sammelbus zu nutzen, schone die Umwelt. In diesem Zusammenhang betont sie, dass Flixbus perspektivisch seine Flotte auf Elektrobusse umstellen will. „Es ist ein richtiger Schritt in die richtige Richtung.“

Einen Wermutstropfen gibt es aber doch. Denn eigentlich hatte sich die Wählervereinigung für eine Fernverbindung von Dresden über Pirna nach Prag eingesetzt. Man hoffe nach wie vor, dass Flixbus auf der Route Dresden – Prag einen Stopp in Pirna ins Auge fasse. „Das würden wir natürlich begrüßen, aber diese Entscheidung liegt beim Unternehmen und wir haben kein Einfluss darauf“, sagt Katrin Lässig.

Die Flixmobility GmbH mit Sitz in München ist ein 2013 gegründetes, unter der Marke Flixbus am Markt auftretendes Fernbusunternehmen. Neben Busreisen werden seit März 2018 unter der Marke Flixtrain in Deutschland auf einzelnen Verbindungen auch Bahnreisen angeboten. Flixbus fährt rund 1400 Orte in 28 Ländern und bietet täglich 250000 Verbindungen an (Stand Mai 2018).

Seit der Reform des Personenbeförderungsgesetzes und den damit einhergehenden Wegfall des Wettbewerbsschutzes für das Fernverkehrsangebot der Bahn haben Unternehmen seit dem 1. Januar 2013 die Möglichkeit, Linienverkehr mit Fernbussen anzubieten.

Flixbus verbindet Groß- und Mittelstädte über täglichen Linienverkehr. Flixbus-Tickets werden primär über die eigene Onlineplattform vertrieben, sowie über Reisebüros und in einzelnen Städten auch über eigene Flixbus-Stores, bevorzugt an Busbahnhöfen. Quelle: Wikipedia

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