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Mit Krokodil und Python im Schulkeller

Der neue Vorsitzende ist seit 20 Jahren Mitglied bei Osiris. Damals mussten sie ein Krokodil aus einer Lagerhalle retten.

Von Marvin Graewert
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Von Zentralafrika bis Südostasien: Rene Zaspel ist umgeben von Tieren aus aller Welt.
Von Zentralafrika bis Südostasien: Rene Zaspel ist umgeben von Tieren aus aller Welt. © Dietmar Thomas

Roßwein. Noch sei alles etwas chaotisch, entschuldigt sich Rene Zaspel, während er sich mit einem Wasserschlauch in der Hand an einer herumstehenden Leiter vorbeidrückt. „Als kleiner Verein haben wir uns einfach einen relativ großen Umbau vorgenommen“, erklärt der neue Vorsitzende des Aquarien- und Terrarienvereins Osiris. So wird in den Kellerräumen der Geschwister-Scholl-Oberschule immer noch kräftig an der Vergrößerung der Terrarien für die exotischen Tiere gearbeitet.

Der über zwanzig Jahre alte Tigerpython wird sich über den zusätzlichen Platz freuen. „Damals war der noch ein kleiner Wurm, der über die Jahre ziemlich gewachsen ist.“ Mittlerweile misst der „Wurm“ knapp fünf Meter, sein Terrarium musste vergrößert werden. Und auch das Krokodil im Klub bekommt ein größeres Terrarium. Soweit es geht, nimmt der Verein den Umbau selbst in die Hand.

Während die Baustelle noch im vollen Gange ist, wird bereits am nächste Projekt geplant. Ein großes Amazonas-Aquarium soll entstehen, das mit Schwertpflanzen und größeren Fischen bevölkert wird. An Ideen mangelt es schon mal nicht, im Gegensatz zum Nachwuchs – der Verein schrumpft. Nach dem Ausscheiden von Robby und Marita Riedel musste auch ein neuer Vorsitzender gefunden werden. Mit Zaspel hat sich jemand gefunden, der schon im Verein war, als es noch keinen Riesenpython gab.

„Damals bin ich dazugestoßen, weil ich den persönlichen Austausch gesucht habe und für mein Hobby nicht alleine im stillen Kämmerlein bleiben wollte“, erinnert sich Zaspel. Während es da noch um Tipps für eine Schildkröte ging, sind es heute mindestens fünf verschiedene Reptilien. „Ich bin mir allerdings sicher, dass noch viel mehr Menschen ein Aquarium zuhause haben“, sagt Zaspel. Trotzdem zähle der Verein nicht einmal 20 Mitglieder. Zaspel kann sich das nur mit der diffusen Angst erklären, dass sich niemand zu irgend etwas verpflichten möchte. „Das muss aber auch niemand, jeder kann hier ganz im Rahmen seiner Möglichkeiten mitarbeiten.“

Im einzigen Terrarienverein Sachsens, der seine Anlage ganzjährig betreibt, sei jede helfende Hand wichtig. „Doch egal, was passiert, wir halten weiterhin die Fahne hoch“, zeigt sich Zaspel zuversichtlich. Denn in so einem Verein gehe es um mehr als den bloßen Austausch: „Im letzten Jahr konnten wir zum Beispiel einen Blick hinter die Kulissen des Leipziger Zoos werfen – da kommt sonst keiner hin.“ Und ein Krokodil lasse sich eben nicht zuhause halten.

Dass die 1,70 Meter große Panzerechse im Schulkeller herumschwimmt, sei keineswegs geplant gewesen. Ursprünglich habe sie einem Künstler gehört, der fünf Krokodile in einem Plastikteich gehalten hatte. Damit rechnete natürlich keiner und so gerieten die Krokodile in der Lagerhalle in Vergessenheit. Als sie gefunden wurden, waren drei, ohne Futter und Wärme, bereits verstorben. Die anderen beiden konnten im Aquarienverein in Roßwein Unterschlupf finden. Damit bei der Haltung keine Fehler gemacht werden, arbeite der Verein eng mit einem Amtstierarzt zusammen. Trotzdem ist im letzten Jahr eines der Krokodile gestorben.

Bei so vielen verschiedenen Fischen und Reptilien, die Zaspel schon zuhause oder im Verein pflegte, hat er sich eine neue Herausforderung gesucht. Mittlerweile züchtet er das Futter für die Reptilien – also Grillen und Heuschrecken – selbst. „Das darf man allerdings nicht unterschätzen: Das bereitet mehr Arbeit als die Pflege der eigentlichen Tiere.“

„Osiris“ trifft sich jeden Freitag zwischen 16 und 18 Uhr und steht gerne mit Rat zum Erhalt von Reptilien zur Seite.