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Neuer Ratschef macht Druck auf Vorgänger

Christian Naumann ist jetzt offiziell Bürgermeister in Gohrisch. Zum Amtsantritt stellte er klare Forderungen.

Von Katarina Gust
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Soll die Amtsgeschäfte geordnet übergeben: Gohrischs ehemaliger Bürgermeister Heiko Eggert (li.) und sein Nachfolger Christian Naumann.
Soll die Amtsgeschäfte geordnet übergeben: Gohrischs ehemaliger Bürgermeister Heiko Eggert (li.) und sein Nachfolger Christian Naumann. © Marko Förster

In Gohrisch regiert ein neuer Bürgermeister. Christian Naumann (parteilos) hat die Amtsgeschäfte übernommen. Und zwar etwas früher als vorgesehen. Der 70-Jährige sollte ursprünglich in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend vereidigt und verpflichtet werden. Da der bisherige Bürgermeister Heiko Eggert (parteilos) jedoch krankheitsbedingt ausfiel und die Sitzung deshalb nicht leiten konnte, ließ sich Naumann schon am Vormittag vom Landratsamt die Amtsübernahme bescheinigen. Christian Naumann leitete die Sitzung daher von Anfang an. Zwischendurch wurde er - wie es das Protokoll verlangt - formal vereidigt.

Nicht nur das war eine Premiere. Wegen der Corona-Situation und der verhängten Ausgangsbeschränkung blieben die Zuschauerreihen leer. Auch der Gemeinderat selbst war ausgedünnt. Statt elf waren nur acht Räte dabei. Sie mussten wegen einer möglichen Ansteckungsgefahr mit dem neuartigen Coronavirus genügend Abstand zueinander halten. Die Sitzordnung wurde deshalb gelockert. Platz im Gemeindesaal war da. Nur einmal wurde es eng, als die Räte Christian Naumann geschlossen gratulierten, Blumen und Geschenke überreichten. Auf einen Handschlag wurde jedoch verzichtet. 

Getrübte Vorfreude auf die Amtszeit

Naumann bedankte sich. "Ich freue mich auf das Amt", sagte er. Da er im Vorfeld erlebt habe, wie schwer die Arbeit ist, sei die Freude jedoch nicht riesengroß. Naumann meinte damit seine langjährige Tätigkeit im Gemeinderat. In dem Gremium flogen immer wieder die Fetzen. Das will der neue ehrenamtliche Bürgermeister ändern. "Mein Ziel ist, den Gemeinderat als Einheit zu bilden", kündigte er an. Man könne unterschiedlicher Meinung sein und diskutieren. Alles jedoch sachlich und zielorientiert. 

In der ersten Gemeinderatssitzung unter Naumann hat das funktioniert. Wegen der Corona-Situation musste die Tagesordnung, auf der ursprünglich zehn Beschlüsse geplant waren, stark gekürzt werden. Nur die dringendsten Themen wurden besprochen. Verschoben wurde beispielsweise der Vorstoß der Fraktion "Alternative Zukunft Gohrisch" sowie der Gemeinderäte Uwe Börner (Grüne) und Mike Herrmann (AfD). Sie hatten den Antrag gestellt, dass Gohrisch den Vertrag mit dem Tourismusverband Sächsischen Schweiz kündigt. Eine Entscheidung dazu wurde vertagt. Der Gemeinderat setzte dafür ein anderes Thema ganz oben auf die Agenda. Dieses hat mit dem ehemaligen Bürgermeister Heiko Eggert zu tun. 

Die Räte fordern von ihm eine geordnete Übergabe der Amtsgeschäfte. Die überparteiliche Fraktion, zu der Vertreter aus CDU, Grünen und der AfD gehören, stellte dazu einen Antrag. "Nur einen Schlüssel in die Hand zu drücken, das ist zu wenig", kritisierte Uwe Börner (Grüne). Eggert soll für eine geordnete Übergabe sorgen, sodass der neue Bürgermeister nicht erst im Dunkeln tappen muss.

Eggert soll für saubere Übergabe sorgen

Eine Nachfrage beim Landratsamt hatte ergeben, dass es keine Regularien für eine solche Amtsübergabe gibt. Niemand könne demnach Eggert zwingen, alle wichtigen Informationen zu teilen und weiterzugeben. Christian Naumann sei bereits persönlich bei seinem Vorgänger gewesen, begleitet von einigen Gemeinderäten. Seitdem hat er die Schlüssel für die Gemeindeverwaltung. Auch Passwörter für die Computertechnik an Eggerts Schreibtisch wurden dabei abgefragt. "Auf dem Schreibtisch stapeln sich die Ordner", beschreibt Naumann die Situation. 

Er will sich Zeit nehmen, um sich langsam einzuarbeiten. Welche Akten sind wichtig, welche Dinge veraltet? Inwieweit ihn Eggert dabei unterstützen kann, diese Frage stellt sich Naumann. "Denn er weiß ja selbst nicht so richtig, wo was steht", sagte er. Naumann habe dies in zahlreichen Sitzungen selbst erlebt, wenn es um wichtige Themen ging. Eggert hätte oft keine Unterlagen zu den Beschlüssen zur Verfügung gestellt. 

So eine Arbeitsweise lehnt Christian Naumann ab. Es soll wieder geordnet zugehen, wünscht er sich. Und hat dabei den Gemeinderat hinter sich. Denn dieser stimmte einstimmig für den Antrag der überparteilichen Fraktion. In dem Beschluss geht es darum, dass Eggert unter anderem Vertragsunterlagen weiterreicht und den Brief- beziehungsweise E-Mail-Verkehr mit Behörden und Bürgern offen legt - nach Jahren geordnet. Das alles soll in einem Protokoll dokumentiert werden. Eggert wird - je nach seinem Gesundheitszustand - bis Mitte April Zeit gegeben, eine saubere Übergabe zu organisieren. In der nächsten Gemeinderatssitzung, die für Ende April vorgesehen ist, soll das Protokoll vorgelegt werden.

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