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Neukircher Porzellan für die Frauenkirche

Die Töpferei Kannegießer fertigt Erinnerungsstücke für einen besonderen Gottesdienst.

Von Franziska Springer
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„Werte schaffen, Werte leben“ lautet das Motto des sächsischen Handwerkergottesdienstes. Diese Worte zieren auch die limitierten Porzellan-Plaketten, die Silke und Andreas Kannegießer eigens dafür in ihrer Neukircher Produktionsstätte fertigen.
„Werte schaffen, Werte leben“ lautet das Motto des sächsischen Handwerkergottesdienstes. Diese Worte zieren auch die limitierten Porzellan-Plaketten, die Silke und Andreas Kannegießer eigens dafür in ihrer Neukircher Produktionsstätte fertigen. © Steffen Unger

Andreas Kannegießer und seine Frau Silke haben zur Dresdner Frauenkirche eine ganz besondere Verbindung. „Wir haben dort geheiratet“, verrät der Inhaber der Saxonia Feinsteinzeug Manufaktur mit einem verschmitzten Lächeln.

Umso größer war die Freude, als die Handwerkskammer Dresden mit einem besonderen Wunsch an die Keramikexperten aus Neukirch herantrat. Für die Gäste des jährlich stattfindenden sächsischen Handwerkergottesdienstes galt es, ein besonderes Souvenir zu gestalten. Das sollte nicht nur die Erinnerung an das gemeinsame Erlebnis lange lebendig halten, sondern darüber hinaus auch praktisch nutzbar sein. Schnell war die Idee für die blütenweiße Medaille geboren, die versehen mit dem Motto des Gottesdienstes „Werte schaffen, Werte leben“ sowohl als Tassenuntersetzer als auch als Kerzenständer treue Dienste zu leisten verspricht. „Wir haben dafür nach einem regionalen Produzenten gesucht, der über die entsprechenden Kapazitäten und zeitgleich über das Know-how verfügt, um unsere Vorstellung termingerecht umsetzen zu können“, sagt Carolin Schneider von der Handwerkskammer Dresden. „Da landet man ziemlich schnell bei den Kannegießers.“

Gefertigt wird die etwa acht Zentimeter große Plakette in einer limitierten Anzahl von 1 500 Stück. Von der Rohstoffverarbeitung bis zum fertigen Produkt passiert das alles am Neukircher Standort in der Südstraße – zum großen Teil in Handarbeit.

Cremeweißer Alltag

26 Mitarbeiter beschäftigt Andreas Kannegießer aktuell in der Manufaktur. Deren Arbeitsalltag ist vor allem cremeweiß. Auf endlosen Regalen türmen sich in den Werkstätten die monochromen Rohlinge und warten auf ihre Weiterverarbeitung zu liebevoll verzierten Tassen, Tellern oder Butterdosen. Hier, wo allenthalben Maschinen verschiedenster Art pochen, pumpen und hämmern, entstehen auch Stück für Stück die Medaillen für den Handwerkergottesdienst.

Dabei gilt es zunächst, die zähflüssige Porzellanmasse, den sogenannten Schlicker, in Form zu gießen. Die Gussformen dafür stehen feinsäuberlich aufgereiht auf einer Art großem Wagenrad. Bis zu 90 Plaketten können pro Durchlauf gegossen werden. Etwa zwei Stunden müssen die Rohlinge dann in der Form trocknen. In bis zu sechs Durchgängen entstehen so täglich etwa 500 Rohlinge. „Das Rad muss dabei ständig in Bewegung bleiben, sonst würde es festtrocknen“, beschreibt Andreas Kannegießer die Schwierigkeiten bei diesem ersten Arbeitsschritt. Sind die Rohlinge dann endlich trocken, Ränder und Grate entfernt, werden die Plaketten mehrmals gebrannt und zwischendurch lasiert. Kurz vor dem letzten Arbeitsschritt, dem Dekorbrand, bekommen sie ihre prägnante Gestaltung. Auch das passiert in Handarbeit und erinnert in der Herangehensweise an das Prinzip von Abziehbildchen. Elf Arbeitstage dauert es mit Trocknungs- und Brennzeiten, bis aus der Schlicke die glänzendweiße Plakette mit dem charakteristischen Design geworden ist.

Das Prinzip, mit dem die Plaketten von Hand mit Gestaltungselementen versehen werden, entspricht dem klassischer Abziehbildchen. 
Das Prinzip, mit dem die Plaketten von Hand mit Gestaltungselementen versehen werden, entspricht dem klassischer Abziehbildchen.  © Steffen Unger

Für Andreas Kannegießer, der eine von lediglich zwei deutschen Keramikwerkstätten betreibt, in der sowohl Porzellan als auch Steinzeug verarbeitet wird, längst nicht der ungewöhnlichste Auftrag: „Einmal mussten wir innerhalb von zwei Monaten 16 000 Eierbecher produzieren und von Hand anmalen“, erinnert er sich. „Danach konnte niemand von unseren Mitarbeitern mehr Eierbecher sehen.“ Die Porzellanplaketten würden da schon sehr viel leichter von der Hand gehen, ist sich der Manufaktur-Chef sicher, der seine Produkte bis nach Tokio und Kalifornien verkauft.

Die Besucher des Gottesdienstes, der am 12. Mai um 10 Uhr in der Frauenkirche beginnt, bekommen ihr exklusives Souvenir aus Neukirch hingegen gratis mit auf den Weg. Neben Handwerkern aus der Region begrüßen die Handwerkskammer Dresden und die Evangelische Landeskirche Sachsen gern weitere interessierte Gäste. Neben dem Gottesdienst stellen zwei Musikinstrumentenbaumeister ihre Arbeit vor. Außerdem können sich Besucher auf eine Kirchenführung im Sitzen freuen.