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Neurechter Kulturchef für Radebeul

Der Autor Jörg Bernig glaubt an einen Plan zum "totalen Umbau" des Volkes. Jetzt wurde er mit den Stimmen von AfD und CDU zum Kulturamtsleiter gewählt.

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Jörg Bernig wird Radebeuls neuer Kulturchef.
Jörg Bernig wird Radebeuls neuer Kulturchef. © André Wirsig

Am Mittwoch wählte der Radebeuler Stadtrat mit den Stimmen von AfD und CDU den Schriftsteller Jörg Bernig zum neuen Leiter des Kulturamtes. Der 1964 in Wurzen geborene Autor wird den Zweiten Bürgermeister Winfried Lehmann ablösen, der das Amt kommissarisch geleitet hat. 

Bernig ist seit 2005 Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und wurde 2010 in die Säch­sische Akademie der Künste berufen. Er hat zahlreiche Romane, Gedichte und Essays veröffentlicht. Für sein literarisches Schaffen erhielt er diverse Auszeichnungen, darunter den Eichendorff-Literaturpreis und den Kamenzer Lessing-Förderpreis.

Neben seiner literarischen Tätigkeit ist Jörg Bernig vor allem als politischer Autor und Aktivist bekannt. Er schreibt unter anderem für das nach eigener Definition neoreaktionäre Tumult-Magazin sowie für die Sezession des rechtsextremen Verlegers Götz Kubitschek und gilt als neurechter Denker.

So wandte er sich im Dezember 2015 im Essay "Zorn allenthalben" in der Sächsische Zeitung erstmals öffentlich gegen die Zuwanderungspolitik der Bundesregierung, die er auch als "nach Deutschland gelenkte Massenmigration" und "massenhaftes Hereinwinken" bezeichnet. Damit sei beabsichtigt, zunächst "die Generation der hier ansässigen 20- bis 30-Jährigen grundlegend zu verändern", mit den entsprechenden Folgen für die deutsche Kultur. Bernig gehört zu den Erstunterzeichnern der "Erklärung 2018", die sich gegen "illegale Masseneinwanderung" wendet.

Merkel als "Feudalherrscher"

2016 hielt er die Kamenzer Lessing-Rede. Darin lobte Jörg Bernig das Engagement vieler Flüchtlingshelfer und wandte sich zugleich gegen "die Systemverantwortlichen in Deutschland und und ihr ignorantes und herablassendes Agieren dem Volk gegenüber". 

Dies kulminiere in der "Selbstherrlichkeit einer Bundeskanzlerin, die gleich einem Feudalherrscher agiert und regiert" und aus dem gleichen "Brunnen des Bösen" schöpfe wie die totalitären Denkformen des 20. Jahrhunderts. "Das politische Milieu und das die veröffentlichte Meinung hervorbringende und – wie es in der Migrationskrise nur zu deutlich zutage tritt – steuernde journalistische Milieu", so Bernig in seiner Rede, "sind in einer ideologischen Kernschmelze eine Verbindung eingegangen". 

Dieses "konzertierte Agieren" zeitige die Folge, "dass diese Akteure ein Klima geschaffen haben, in dem die Demokratie selbst angegriffen wird" mit dem Ziel der "Regulierung der Bevölkerung". Denn laut Bernig geht es "um totalen Umbau, um totale Umgestaltung. Womit ließe sich das wirkungsvoller erreichen als in der Umgestaltung dessen, was sich in einem historischen Überlieferungsfeld und Sinnzusammenhang als Volk bezeichnet?" (SZ/or)