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Vergammelt das Neustädter "Luftbad"?

Der Löschwasserteich an der Schillerstraße in Neustadt hat eine lange Geschichte. Doch nun sorgen sich die Anwohner um dessen Zustand.

Von Anja Weber
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Der undichte Teich an der Schillerstraße in Neustadt sorgt für Ärger.
Der undichte Teich an der Schillerstraße in Neustadt sorgt für Ärger. © Daniel Schäfer

Alteingesessene Neustädter kennen sicherlich die Tradition des derzeit eher desolaten  Teiches an der Schillerstraße. Hier wurde am 14. Juni  1913 die Luft- und Sonnenbadanlage eingeweiht. Ulrike Köhler, Anwohnerin der Schillerstraße, ärgert sich schon länger über den schlechten Zustand, so wie auch die anderen Anwohner. 

Sie möchten, dass die Anlage schnell wieder in Ordnung gebracht wird und der Teich auch kontinuierlich Wasser führt. Dazu kommt, dass der Teich eine Löschwasserentnahmestelle ist. Und im Brandfall an der Schillerstraße würde das Wasser daraus auch dringend gebraucht werden.

Ursprünglich sollte der Teich schon wieder gut mit Wasser gefüllt sein. Doch das ist eine längere Geschichte. Im Frühjahr letzten Jahres war bei Sturm ein Baum in den Teich gefallen, dieser wurde dann durch den Städtischen Bauhof beseitigt. "Danach stellten wir, die Anwohner und Kleingärtner der Schillerstraße, fest, dass der Wasserstand des Teiches stetig  zurück ging", erzählt Ulrike Köhler. Das Ganze hat sie dann bei der Stadtverwaltung gemeldet. 

Ein Mitarbeiter hatte sich daraufhin alles angesehen und mitgeteilt, dass der Abfluss des Teiches kaputt ist und es würde eine Firma für die Instandsetzung gesucht. Einige Zeit später hatten die Anwohner beobachtet, dass der Teichabfluss wohl repariert wurde. Ohne großen Erfolg. Wieder ein Anruf im Rathaus. "Schon im vergangenen Jahr litt die Natur unter akutem Wassermangel. Und hier beim Teich lässt man das Wasser einfach weglaufen", kritisiert die Neustädterin. Inzwischen ist die Trockenheit noch größer. Also wieder ein Anruf im Rathaus. Die Antwort: Der Teich soll noch 2019 repariert werden. Nichts. Die letzte Aussage zu einem Reparaturtermin lautete dann Ende März 2020. Doch auch der verstrich. 

Inzwischen haben die Anwohner und Kleingärtner wieder beobachtet, dass der Teich weiter an Wasser verliert. Im Neustädter Rathaus sind die Misstände tatsächlich bekannt. Die Baumaßnahme sollte bereits 2019 abgeschlossen sein, bestätigt Bürgermeister Peter Mühle (NfN). Der Auslauf sollte abgedichtet werden. Doch es gibt da ein Problem. 

Eine einfache Abdichtung  ist aufgrund des desolaten Zustandes nicht mehr möglich. Das Auslaufbauwerk muss komplett erneuert werden. Dieses muss speziell angefertigt werden. Der Auftrag sei auch erteilt worden. Eine Lieferung sei aber noch nicht erfolgt, so der Bürgermeister. In den nächsten Tagen soll das Teil nun tatsächlich in Neustadt ankommen. Einen konkreten Termin habe das Rathaus aber auch noch nicht. 

Ist es einmal da, soll es dann umgehend eingebaut werden. "Ich kann die Einwohner verstehen. Seit einem Jahr schauen sie auf den Schandfleck", sagt Peter Mühle. Er habe sich den gesamten Schriftverkehr auch noch einmal angesehen. Die Stadt treffe hier keine Schuld. Auch er hoffe auf eine baldige Erledigung.

Das tun auch die Anwohner und Kleingärtner. Immerhin ist dieser Löschwasserteich Teil der Neustädter Geschichte. Ulrike Köhler hat dazu einige historische Unterlagen. Ursprünglich wurden der Teich  sowie das damalige Gebäude als Licht-, Luft-, Wasser- und Sonnenbad erbaut. Zuständig war der 1896 gegründete Naturheilverein für naturgemäße Lebens - und Heilweise Neustadt. Es war damals der größte ortsansässige Verein. Die  Badeanlage bestand aus einem 1.000 Quadratmeter großen Badeteich, der war in Schwimmer-, Nichtschwimmer- und Kinderplanschbecken eingeteilt. Es gab eine Heilgrotte und einen Springbrunnen. Das große Hallengebäude bot Platz für 300 Personen, die die Aussicht von dort genießen konnten. Das Gelände war damit eines der ersten Naherholungsgebiete für die Neustädter.

 Nach 1945 wurde das Gebäude vielseitig genutzt. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges waren darin Kriegsgefangene untergebracht. Dann wurde es ein Wohnhaus, später dann Annahme- und Ausgabestelle für Waren des täglichen Bedarfs. Im Jahr 1964 wurde dort beispielsweise eine vierte Klasse unterrichtet, weil in der Schillerschule zu wenig Platz war. Zwischen 1968 und 1996 war darin der Betriebskindergarten des  Fortschrittwerks untergebracht. Inzwischen ist das Gebäude abgerissen und es stehen zwei Doppelhäuser auf dem Gelände.

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