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Nieskyer helfen Brandopfern

Der Eine-Welt-Laden verkauft Rooibos-Produkte aus Südafrika. Deren Erlöse unterstützen den Wiederaufbau in Wupperthal – eine Herrnhuter Gründung.

Von Frank-Uwe Michel
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Helga Westphal zeigt die Rooibos-Produkte aus dem südafrikanischen Wupperthal, das einst von Missionaren gegründet wurde.
Helga Westphal zeigt die Rooibos-Produkte aus dem südafrikanischen Wupperthal, das einst von Missionaren gegründet wurde. © André Schulze

Fair Trade – gerechter Handel, im Eine-Welt-Laden in der Bautzener Straße gibt es nur Produkte, die mit diesem Anspruch nach Deutschland gekommen sind. Einigen davon droht jetzt allerdings das Aus. Nicht weil sie keinen Zuspruch mehr hätten, sondern weil es die Produktionsstätte, in der sie hergestellt wurden, schlichtweg nicht mehr gibt. Die lag in einer kleinen südafrikanischen Stadt mit dem deutsch klingenden Namen Wupperthal. Was durchaus historische Gründe hat. Rund 150 Kilometer von Kapstadt entfernt, wurde die Siedlung 1829 von Missionaren gegründet. 1865 übernahmen die Herrnhuter die Anwesen, die heute zur Moravian Church in South Africa gehören.

In der Nacht vom 30. zum 31. Dezember 2018 fegte jedoch ein Feuer über die Stadt und zerstörte nahezu den gesamten historischen Innenbereich der Missionssiedlung. Mit unter gingen auch die Gebäude der Kooperation Red Cedar (rote Zeder), von der der Nieskyer Eine-Welt-Laden Rooibos-Produkte unterschiedlichster Art bezieht. „Andreas Tasche, der in Niesky früher als Vikar tätig war, hat uns vor 15 Jahren mit zwei Frauen besucht, deren Lebensgeschichte uns zu Herzen ging“, erinnert sich Helga Westphal an die Anfänge der Fair-Trade-Verbindung mit dem kleinen südafrikanischen Ort. „Eine erzählte uns, dass sie jeden Morgen 20 Kilometer zur Arbeit läuft, um dann am Nachmittag den gleichen Fußmarsch auf sich zu nehmen, weil sie ihre alte Mutter pflegen musste. Ihr größter Wunsch war ein Fahrrad. Den wollte sie sich durch ihre Arbeit in der Kooperation erfüllen.“ Seitdem steht nicht nur Rooibos-Tee in den Regalen des Eine-Welt-Ladens, auch Babypflege und Cremes zur Behandlung von Hautproblemen, Körperlotion, Dusch- und Badegels finden immer wieder ihre Abnehmer. „Rooibos wächst nur in dieser Region und ist als hochwertiger Naturgrundstoff seit vielen Generationen in Südafrika bekannt“, erzählt die Frau vom Vorstand des Nieskyer Vereins Eine Welt für alle, die sich mit ihren Kollegen ehrenamtlich in die Öffnungszeiten des Ladens in der Bautzener Straße teilt.

„Als wir von dem verheerenden Feuer erfahren haben, war uns klar, dass wir helfen müssen“, so Helga Westphal. Und das auf vereinstypische Art und Weise, indem der erzielte Gewinn wieder an Projekte in der Dritten Welt ausgeschüttet wird – in jedem Jahr kommen fünf davon in den Genuss. Dieses Mal sollten die Behindertenarbeit in Äthiopien, ein Projekt zur Essensversorgung älterer Menschen in El Salvador, Waisenkinder in Bolivien, das Krankenhaus im tansanischen Mbosi und eine Schule im Grenzgebiet von Syrien davon profitieren. Doch die Schule sei wegen der unsicheren Lage in dem Bürgerkriegsland geschlossen worden. „Deshalb wurden die Mittel für Wupperthal frei. Ich denke, dass wir die Richtigen damit getroffen haben.“ Jeweils 500 Euro wurden ausgereicht. Die Summe ändere sich jedes Jahr, je nach Höhe des erzielten Überschusses, erklärt das Vorstandsmitglied des Eine-Welt-Vereins.

Helga Westphal selbst war zwar noch nicht im südafrikanischen Wupperthal, hat sich aber über den erneuten Besuch gefreut, der 2017 in Niesky eintraf und mehr über die Herkunft der Missionare, deren Stadt und auch den Eine-Welt-Laden erfahren wollte. „Unsere Gäste erzählten von der Produktionsstätte, die Frauen dort seit 2005 gemeinsam betreiben. Und davon, wie wichtig ihnen dieser Broterwerb ist, da es in dem abgelegenen Tal im Zedergebirge sonst kaum Arbeitsmöglichkeiten gibt“, kann sich Vereinsmitglied Roswitha Garve noch gut an die Begegnung mit den Rooibos-Veredlerinnen erinnern, deren Produkte von der Herrnhuter Missionshilfe vertrieben werden. Die Leute hätten mit dem Brand nun ihre Existenzgrundlage verloren. Um so nötiger sei es, ihnen zu helfen. Im Eine-Welt-Laden kann man das über eine Spendenbox tun. Die Missionshilfe hat darüber hinaus ein separates Spendenkonto eingerichtet.

Hilfsgeld für den Wiederaufbau der Kooperation Red Cedar kann auf dieses Konto der Herrnhuter Missionshilfe bei der Evangelischen Bank Kassel eingezahlt werden: IBAN: DE25 5206 0410 0000 4151 03

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