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OB kassiert 2 000 Euro in einer Stunde

Die Neueröffnungen von dm und Aldi in Weißwasser waren besucht wie ein Volksfest. Davon profitiert die Stadt.

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Kassiererin Silke Grünert (li.) und Projektbetreuerin Sandra Wendrock (re.) standen Oberbürgermeister Torsten Pötzsch bei seinem Einsatz an der Kasse zur Seite und halfen auch den Kunden. Beispielsweise beim Einpacken.
Kassiererin Silke Grünert (li.) und Projektbetreuerin Sandra Wendrock (re.) standen Oberbürgermeister Torsten Pötzsch bei seinem Einsatz an der Kasse zur Seite und halfen auch den Kunden. Beispielsweise beim Einpacken. © Foto: Joachim Rehle

Von Sabine Larbig

Weißwasser. Eine Stunde vor der gestrigen offiziellen Eröffnung waren die 115 Parkplätze bereits voll belegt und eine Menschenschlange reihte sich von den Geschäftstüren bis hin zur Berliner Straße. Davon, dass noch kurz zuvor die Stadtwerke auf dem Parkplatzbereich im Einsatz waren, merkten die Einkäufer nichts.

Dabei wäre die große Neueröffnung von Aldi und dm kurzfristig fast ins sprichwörtliche Wasser gefallen. Denn durch die starken Niederschläge am Mittwochabend hatten sich Reste von Baumaterial in den Regenwasserabflüssen und Entwässerungsrohren gesammelt, sodass der Parkplatz in kürzester Zeit unter Wasser stand. Da Mitarbeiter der Stadtwerke noch Mittwochabend und in den frühen Morgenstunden des Donnerstags vor Ort waren, um Abflüsse zu reinigen und Rohre durchzuspülen, blieben eventuelle Schäden am Neubau und eine verschobene Neueröffnung aus.

Freude und riesiger Andrang

Als um 8 Uhr die Geschäftstüren öffneten, strömten nicht nur die bereits Wartenden in die neuen Läden. „Es ist schön zu sehen, wie die Kunden sich über den neuen Markt freuen und ihn bestaunen. Es ist übrigens der modernste Markt im Bereich unserer Zentrale, zu der große Teile in Brandenburg und Sachsen gehören. Abgesehen davon sind Neueröffnungen immer gut besucht. Aber die hier in Weißwasser ist schon ziemlich cool“, sagt Daniel Bechtold, Leiter Verkauf der zuständigen Aldi-Zentrale Mittenwalde. Wie er weiter informierte, habe Aldi Nord in den Neubau in Weißwasser „einen mittleren siebenstelligen Millionenbetrag investiert“ und beschäftige vor Ort 12 Mitarbeiter. Da die einst zwei Filialen in der Stadt zu einer Filiale zusammengelegt wurden, so Bechtold weiter, habe es zwar Umsetzungen, aber keine Entlassungen gegeben. Toll findet er auch die Kassierer-Aktion von Oberbürgermeister (OB) Torsten Pötzsch für einen guten Zweck. Der hatte seitens der Stadt zwecks Sponsoring für städtische Projekte angefragt. „Wir waren dafür offen, aber mit Gegenleistung, und schlugen den Kassierereinsatz vor. Der OB sagte spontan zu. Für mich ist es das erste Mal, dass ich so was erlebe“, bekennt Daniel Bechtold.

Für den guten Zweck

Ein Stadtoberhaupt als Kassierer – das hatte Weißwasser bislang auch noch nicht erlebt. Viele Kunden stellten sich daher zielgerichtet an der OB-Kasse an, um mal vom Stadtchef „abkassiert“ zu werden. Zum anderen aber auch, um mit ihrem Einkauf etwas Gutes in und für Weißwasser zu tun. Immerhin war bekannt, dass die Einnahmen der einstündigen Kassiereraktion zu gleichen Teilen der Neugestaltung des städtischen Spielplatzes am Kohlestauplatz sowie der Arbeit der Caritas-Tafel in Weißwasser zugutekommen. Und natürlich waren die Leute neugierig, ob und wie der Stadtchef an einer Ladenkasse klar kommt.

„Viele Menschen haben die Gelegenheit genutzt und Handyfotos gemacht. Klar, wann wird man schon mal vom OB bedient?“, erzählt Torsten Pötzsch schmunzelnd, während er Lebensmittel oder sperrige und schwere Waren über den Scanner zieht, Artikelnummern eingibt, Geld wechselt und die Kunden mit „Danke. Und einen schönen Tag!“ verabschiedet. Zwar stehen dem „Aushilfskassierer“ Pötzsch die Kassiererin Silke Grünert und Projektbetreuerin Sandra Wendrock zur Seite. „Aber Herr Pötzsch machte das sehr gut. Er hatte nach nur sehr kurzer Einweisung sogar einige Artikelnummern im Kopf“, lobt Silke Grünert die Arbeit ihres Kollegen auf Zeit.

Positiv sieht auch das Stadtoberhaupt seinen Einsatz. „Es hat wirklich Spaß gemacht. Außerdem erhält man durch so einen Jobtausch auch mal einen Blick auf andere Berufe und Tätigkeiten, die man dadurch ganz anders wertschätzt“, erklärt Torsten Pötzsch, der bei seinem Einsatz immerhin 2 000 Euro für die beiden städtischen Projekte einnehmen konnte.

Engagement in der Stadt geplant

Für die seit Langem von Bürgern gewünschte Ausstattung des Spielplatzes mit mehr und neuen Spielgeräten ist somit ein Grundstock gelegt. Große Freude herrschte zudem bei Ursula Grus, Koordinatorin der Caritas-Tafel in Weißwasser. „Erst einmal finde ich es toll, dass der OB so was macht. Was den Erlös betrifft, den die Tafel anteilig bekommt, so hilft er uns sehr. Wir haben täglich zwei Autos zwischen regionalen Unterstützern und Ausgabestelle im Einsatz, die nicht mit Luft fahren. Abgesehen davon geht auch mal was kaputt, wie beispielsweise Kühlschränke. Für diese Dinge werden wir das Geld einsetzen“, so Grus. Dass der Discounter sich nicht nur am Eröffnungstag seiner neuen Filiale in Weißwasser gesellschaftlich in der Stadt engagiert, steht bereits fest. Seit drei Jahren unterstützt er bereits die Tafel, was fortgeführt wird. Offen zeigten sich die Vertreter der Lebensmittelkette ebenfalls für weitere mögliche Kooperationen oder Sponsoring.

Dies trifft auch auf den Nachbarmarkt an der Berliner Straße, die Filiale der Drogeriekette dm, zu. „Verheimatung ist auch in Weißwasser unser Motto und Ziel. Das bedeutet, dass wir beispielsweise mit örtlichen Kitas und Hebammen oder Vereinen kooperieren wollen und werden. Schließlich ist alles ein gegenseitiges Geben und Nehmen“, erklärt die dm-Gebietsverantwortliche Heike Hentschke.

Für die Drogeriekette ist die Filiale in Weißwasser die erste im Altkreis.

Drei Jahre Standortsuche beendet

„Ja, es hat etwa drei Jahre gedauert, bis es so weit war, weil die Standortfrage schwierig war. Doch nun ergab sich die richtige Chance“, so Hentschke weiter. In der Filiale mit rund 650 Quadratmetern Verkaufsfläche sind aktuell zehn Mitarbeiter beschäftigt. „Es gab Umsetzungen aus der geschlossenen Filiale in Spremberg und aus Cottbus. Dort waren bisher Mitarbeiterinnen aus Weißwasser tätig, die nun keine weiten Arbeitswege mehr haben. Außerdem gab es Neueinstellungen“, weiß Filialleiter Manuel Rieß. „Unser Ziel ist es zudem, zwei bis drei weitere Mitarbeiter einzustellen. Außerdem werden wir jährlich einen Ausbildungsplatz in der Filiale Weißwasser besetzen. Für beide Stellenangebote nehmen wir ab sofort Bewerbungen an.“ Über den großen Kundenandrang bei der Neueröffnung freuten sich Rieß und Hentschke, die schon einige Neueröffnungen erlebten, natürlich ebenfalls. „Vor allem fiel uns positiv auf, dass die Menschen in Weißwasser sehr freundlich, hilfsbereit und offen sind“, sagt die Gebietsleiterin.

Fazit: Der Tag der Neueröffnungen samt Rahmenprogramm, Gewinnspielen und Hüpfburg hatte nicht nur Volksfest-Charakter, sondern sorgte auch dafür, dass Weißwasser und seine Bürger langfristig davon profitieren!

Auch bei dm gab es für Klein und Groß Geschenke und Überraschungen.
Auch bei dm gab es für Klein und Groß Geschenke und Überraschungen. © Foto: Joachim Rehle
Bereits vor der Eröffnung um 8 Uhr standen die Kunden in Schlangen an.
Bereits vor der Eröffnung um 8 Uhr standen die Kunden in Schlangen an. © Foto: Joachim Rehle