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Ohne NPD, aber mit acht AfD-Kandidaten

Die Bewerber zur Zittauer Stadtratswahl am 26. Mai stehen fest - darunter ein Kandidat wider Willen und andere personelle Überraschungen. 

Von Thomas Mielke
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Am 26. Mai wird der neue Zittauer Stadtrat gewählt.
Am 26. Mai wird der neue Zittauer Stadtrat gewählt. © Archivfoto: dpa

Es wird keine dritte Amtsperiode mit NPD-Stadträten in Zittau geben. Die rechtsextremistische Partei hat keine Kandidaten aufgestellt. Auch Antje Hiekisch, die vor fünf Jahren die meisten Stimmen bei der Stadtratswahl sammelte und zwischenzeitlich die Partei im Streit verließ, tritt genau wie Torsten Hiekisch nicht wieder an. Das ist nach der entscheidenden Sitzung des Gemeindewahlausschusses am Dienstag klar. Er hat die eingereichten Wahlvorschläge geprüft, bestätigt oder abgelehnt. 

Beworben haben sich um die 26 Sitze im Stadtrat laut Thomas Mauermann, Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses, 83 Kandidaten von zehn Parteien oder Wählervereinigungen. Die drei Bewerber von "Die Partei" musste der Ausschuss ablehnen, weil sie nicht die nötige Zahl an Unterstützerunterschriften zusammenbekommen hatte. Eine erste Analyse der Listen:

Die CDU: Langjährige Ratsmitglieder treten nicht mehr an

Die Bewerber der Christdemokraten werden am 26. Mai als erste auf den gelben Zetteln für die Stadtratswahl stehen, weil sie 2014 die meisten Stimmen erhielten. Fehlen werden darauf langjährige Ratsmitglieder wie der Fraktionsvorsitzende Andreas Johne sowie die Ortsvorsteher von Schlegel und Wittgendorf, Frank Sieber und Frank Härtelt. Dafür steht unter anderem Klaus Reepen, umtriebiger Bundespolizist, der vor reichlich drei Jahren Oberbürgermeister werden wollte und durch Immobilien-Aktionen öffentlich bekannt wurde, auf der Liste. Doch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der größten deutschen Volkspartei an der Zittauer Basis die Kandidaten ausgehen: Schon zwischen 2009 und 2014 ging die Zahl der Bewerber zurück. Vor fünf Jahren waren es noch zwölf. Jetzt sind es sieben, darunter vier aktuelle Stadträte.

Die Kandidaten (in der Reihenfolge, wie sie auf dem Stimmzettel erscheinen): Thomas Zabel, Oliver Johne, Dietrich Glaubitz, Gerd Witke,  Gerhard Richtert, Martin Thies, Klaus Reepen.

Zittau kann mehr:  Frau des Oberbürgermeisters bewirbt sich

Mit einem Kandidaten weniger als bei ihrer ersten Beteiligung an Stadtratswahlen vor fünf Jahren, aber immer noch mit den meisten von allen tritt die Wählervereinigung "Zittau kann mehr" an. 17 Kandidaten werden auf dem Wahlzettel stehen, darunter drei der vier aktuellen Stadträte. Nur Theaterintendantin Dorotty Szalma fehlt. Und Thomas Krusekopf, der vor rund 3,5 Jahren im OB-Wahlkampf der Vereinigung den Rücken gekehrt und später Chef der Fraktion FUW/FBZ/FDP im Stadtrat geworden war. Er verzichtet auf eine Kandidatur. Dafür treten für Zkm unter anderem Anke Zenker-Hoffmann. die Frau des Oberbürgermeisters, Volkshochschulchef Matthias Weber, Schkola-Chefin Ute Wunderlich und Hans-Dieter Saar, früherer Chef der Oberlausitzer Tafeln, an.  

Die Kandidaten: Thomas Schwitzky, Annekathrin Kluttig, Martina Schröter, Clemens Hauptmann, Ute Wunderlich, Patricia Steege, Andreas Graf, Anke Zenker-Hoffmann, Nadine Linge, René Jäger, Markus Hänsch, Hans-Dieter Saar, Jens Kunze, Cornelia Stange, Matthias Weber, Irmgard Puffe, Andreas Bulcsu.

Die Linke: Harbarth wäre dienstältester Stadtrat

Rainer Harbarth, Jahrgang 1944, will es nochmal wissen und bewirbt sich erneut um ein Stadtratsmandat. Da Andreas Johne (CDU) nicht mehr antritt, wäre er bei seiner Wahl allein dienstältester Stadtrat. Er sitzt seit der Wende ununterbrochen in Zittaus Stadtparlament. Fraktionschef der Linken ist er allerdings schon lange nicht mehr. Den Posten hat er an den Jahrzehnte jüngeren Jens Hentschel-Thöricht abgegeben, der ebenso wieder antritt wie Winfried Bruns. Nach einer Wahlperiode nicht mehr dabei ist Ramona Gehring. Die Linken treten mit insgesamt zehn Kandidaten an.

Die Kandidaten: Jens Hentschel-Thöricht, Elke Koppatsch, Winfried Bruns, Anett Seeliger, Michael Schostek, Susanne Kapron, Dr. Rainer Harbarth, Hartmut Hohlfeld, Jan Roscher, Henrik Lauerwald.

Freie Bürger Zittau: Ehemalige Stadträte wollen wieder in den Bürgersaal

Mit dem zweitstärksten Bewerberfeld gehen die Freien Bürger Zittaus ins Rennen. Sie haben zwölf Kandidaten aufgestellt. Einziger aktueller Stadtrat, der wieder für sie antritt ist Thomas Kurze. Der zweite, Andreas Mannschott, stellt sich zwar auch zur Wiederwahl - allerdings bei Dietrich Thieles Freien Unabhängigen Wählern. Stattdessen wollen unter anderem Thorsten Walkstein und Heiko Firle für die FBZ wieder ins Stadtparlament, in dem sie schon einmal saßen.

Die Kandidaten: Dr. Thomas Kurze, Thorsten Walkstein, Heiko Firle, Jens Zöllner, Vivien Müller-Seelig, Michael Walter, Matthias Tirsch, Thomas Müller, Heidi Schröter, Christoph  Rosploch, Andreas Rösner, Wolfgang Hannemann.

Freie Unabhängige Wähler: Mannschott wechselt Liste

Dietrich Thiele, Jahrgang 1943, hat noch nicht genug vom Stadtrat und führt seine FUW auch in diesem Wahlkampf. Für die Wählervereinigung gehen weitere neun Kandidaten ins Rennen - mehr als 2014, allerdings ohne den aktuellen Stadtrat Sven Ehrig. Der Eichgrabener Ortsvorsteher war in der Wahlperiode der FDP beigetreten und tritt nun für sie an. Öffentlich bekannt auf der Liste sind auf alle Fälle Andreas Mannschott, früherer Sparkassenchef und aktueller Stadtrat für die Freien Bürger Zittaus, Tafel-Chef Frank Grübe und Wolfgang Wauer, der als DJ unterwegs ist und in mehreren Facebook-Gruppen mit umstrittenen Meinungsäußerungen aufgefallen ist.

Die Kandidaten: Dietrich Thiele, Andreas Mannschott, Wolfgang Wauer, Frank Grübe, Alexander Lurtz, Susanne Wauer, Ingrid Thiele, Alexander Sterz, Roy Kleint, Karin Sagstetter.

Die SPD: Lange möglicher Alterspräsident

Die Genossen hatten im Vorfeld sogar öffentlich nach Kandidaten gesucht. Auf der Liste stehen nun zwei:  der aktuelle Stadtrat Christian Lange, Jahrgang 1940, der bei seiner Wiederwahl voraussichtlich Alterspräsident werden würde, und Yvonne Bay. Nicht mehr dabei ist die Fraktionsvorsitzende  Rosemarie Hannemann.

Kandidaten: Yvonne Bay, Christian Lange.

Die FDP: Ehemaliger Hochschulkanzler will in den Stadtrat

Die FDP hat zwei aktuelle Stadträte in ihrer Bewerberreihe: Jörg Gullus und der früher bei den Freien Unabhängigen Wählern gelistete Eichgrabener Ortsvorsteher Sven Ehrig. Angeführt wird die Liste vom Hans Grüner, Zittauer Rechtsanwalt und Chef des Südoberlausitzer Ortsverbandes. Auch beworben hat sich erneut der ehemalige Kanzler der Hochschule, Dr. Peter Reinhold, Jahrgang 1941. Die FDP tritt genau wie 2014 mit sechs Kandidaten an.

Kandidaten: Hans Grüner, Sven Ehrig, Christoph Schmidt, Jörg Gullus, Steffen Ridder, Dr. Peter Reinhold. 

Bündnis 90/Die Grünen: Schiermeyer will von der Verwaltung in den Rat wechseln

Die Grünen sind seit einiger Zeit deutschlandweit im Aufwind. So wundert es nicht, dass sie mit mehr Kandidaten als 2014 antreten. Auf Platz 1 der Kandidatenliste steht der aktuelle und einzige Stadtrat der Partei, Matthias Böhm. Öffentlich am bekanntesten unter den anderen Kandidaten dürfte Horst Schiermeyer sein. Er ist als Stadtjustiziar in der Verwaltung tätig, geht aber demnächst in den Ruhestand. Bisher konnte er nicht antreten, weil  Stadtverwaltungsangestellte prinzipiell nicht für den Stadtrat kandidieren dürfen. 

Die Kandidaten: Matthias Böhm, Karin Kayser, Horst Schiermeyer, Maxi Israel, Philipp  Schwarzbach, Martin Herling, Frank Dingeldey, Lukas Stöckmann.

Die AfD: Dittmann muss wider Willen antreten

Die Alternative für Deutschland wird als letzte auf dem Wahlzettel auftauchen, weil sie im Gegensatz zu den anderen Parteien und Wählervereinigungen das erste Mal an den Start geht - gezwungenermaßen. Vor fünf Jahren waren die Rechtspopulisten ebenfalls angetreten, hatten aber Fehler bei der Nominierung ihrer Kandidaten gemacht und damit die Stadtratswahl gesprengt. Bei der Nachwahl waren sie nicht mehr zugelassen worden. Einer ihrer Kandidaten wollte laut Wahlleiter Thomas Mauermann seine Kandidatur für die Wahl im  kommenden Mai aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen. Das konnte der Gemeindewahlausschuss aber nach umfangreicher Prüfung nicht zulassen, denn nur das selbe AfD-Gremium, das Bernd Dittmann nominiert hat, hätte die Aufstellung auch wieder aufheben können. Das ist aber nicht geschehen. Insgesamt stehen auf der Liste acht Bewerber, auf Platz 1 der zumindest in politischen Kreisen bekannte Jörg Domsgen.

Die Kandidaten: Jörg Domsgen, Andreas Wiesner,  Sabine Fiedler, Janine Dölle, Steffen Kern, Bernd Dittmann, Rudolf Fraedrich, Frank Figula.

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