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Oldtimer-Fieber in Strahwalde

Bis zu 400 Vier- und Zweiräder werden am Wochenende um die Wette blinken. Dass alles klappt, erfordert einige Disziplin.

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Von Anja Beutler

Thomas Dietz hat es bis zuletzt spannend gemacht. „Ich habe mich diesmal erst kurz vor Schluss zum Oltimer-Treffen angemeldet“, sagt der 53-jährige Freitaler und muss schmunzeln. Denn Siegfried Hertrampf, der Organisator des Strahwalder Treffens, war beim Durchforsten der Anmeldelisten schon nervös geworden. Ausgerechnet Thomas Dietz stand nicht auf der Liste, wo er doch eine Auszeichnung erhalten soll. Eine Auszeichnung, weil er einer von Vieren ist, die seit 20 Jahren ohne Unterbrechung zu dem drei Tage währenden Treffen kommen.

Thomas Dietz kommt natürlich. Morgen reist er an, bis Sonntag bleibt er. Mit seiner Frau. Und mit Victoria – seinem Motorrad Baujahr 1928. Victoria wird wieder ihr einmaliges Blau tragen – so ein Blau, wie es das Blaue Wunder in Dresden hat – sagt Dietz. Aber er wird sein Schmuckstück lieber Huckepack nehmen, nicht selbst fahren: „Dafür sind die Ersatzteile inzwischen zu schwer zu bekommen“, sagt er.

Das Strahwalder Oldtimertreffen, das sich vor 20 Jahren von einem Ein-Tages- in ein Drei-Tage-Treffen auswuchs, ist ein fester Bestandteil im Terminkalender vieler Oldtimer-Fans, wie der Freitaler einer ist. „Das hat einen Namen“, sagt Dietz, der vor seinem ersten Besuch in Strahwalde nicht einmal wusste, wo das eigentlich liegt. Das ist inzwischen anders. „Ich mag die Ecke hier sehr und habe bei den Ausfahrten schon so viel von der Gegend gesehen, das ist wirklich etwas Besonderes“, zollt Dietz den Organisatoren Respekt. Und das ist in seinen Augen auch das Geheimnis des Treffens: „Hier ist nicht alles so kommerziell.“

Genau das ist auch der Kniff, den Siegfried Hertrampf anwendet: Abwechslung. In diesem Jahr wird es für die beiden geplanten Ausfahrten ebenfalls zwei ganz verschiedene Ziele geben: Am Sonnabendvormittag wird sich die Fahrzeugkolonne demnach Richtung Reichenbach bewegen. „Hier besuchen wir die Farbglashütte“, sagt Hertrampf. Und am Sonntagvormittag fahren die Oldies samt ihrer Besitzer ins Kaffeemuseum nach Ebersbach-Neugersdorf. Dass da der ein oder andere Autofahrer auf der Strecke unterwegs ein bisschen Geduld haben muss, weil nicht alle so hohes Tempo fahren können, werde nicht ausbleiben, ist sich Hertrampf sicher. Aber natürlich sei die Kolonne angemeldet bei der Verkehrsbehörde. Bislang konnte er immer auf das Verständnis der anderen setzen – und auf die Neugier der Anwohner in den Orten, wo der illustre Zug durchfährt.

Auf Verständnis hofft der Organisator auch bei den Strahwaldern. Immerhin sind es ja nicht nur Hunderte von Teilnehmern, die an diesem langen Wochenende den kleinen Ort bevölkern. Es kommen auch viele Schaulustige zur Wiese. Und die benötigen meistens einen Parkplatz für ihr eigenes Gefährt. „Wir stellen extra den Parkplatz des Einkaufsmarktes und auch die Wiese beim Strahwalder Eigenheimstandort an der alten B 178 zum Parken zur Verfügung“, sagt Siegfried Hertrampf. Diese Plätze seien auch ausgeschildert. Allerdings haben die vergangenen Jahre gezeigt, dass sich viele Gäste an der B 178 und in Nebenstraßen selbst einen Platz suchen – was eigentlich nicht im Sinne des Erfinders ist.

Bürgermeister Willem Riecke (Herrnhuter Liste) kennt die Lage, gibt sich allerdings entspannt. Bislang sei immer alles ruhig abgegangen. Die Strahwalder hätten viel Verständnis, lobt er. Allerdings sollte man schon darauf achten, dass die parkenden Autos nicht zur Gefahr werden, also Rettungswege versperren oder den Verkehr behindern. Extratouren des städtischen Ordnungsamtes werde es nicht geben, betont Riecke. Das ginge auch gar nicht, schließlich ist der Landkreis – und damit die Polizei – für die Straße zuständig.

Siegfried Hertrampf ist indes optimistisch, dass es ohnehin keinen Grund geben wird, die Polizei vor Ort zu haben. Und was das Fest selbst betrifft, so vertraue man auf den Wachdienst, den man angeheuert habe, sagt er. Dass er sich generell nicht so viel Sorgen macht, liegt auch an der familiären Atmosphäre, die über die Jahre entstanden ist. „Da gibt‘s schon Krach, wenn mal die besten Freunde nicht den Stammplatz nebeneinander auf der Wiese einnehmen können“, sagt Hertrampf lachend. Im vergangenen Jahr war das mal so durch die Sonderschau zur Phänomen- und Robur-Geschichte. Dieses Jahr sei wieder alles im Lot. Vorbereitet hat der Strahwalder auch schon einige Auszeichnungen: Herrnhuts Bürgermeister stiftet einen Pokal für den Oldtimer, der den längsten Anreiseweg auf der eigenen Achse zurückgelegt hat: Da gebe es zum einen einen Teilnehmer aus Malliß aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim, der 450 Kilometer anreist. Und einen aus der Nähe von Bad Pyrmont, der 540 Kilometer bis nach Strahwalde fahren muss.

Die Anreise selbst war und ist auch für Thomas Dietz das erste Highlight des Treffens. „Die Strecke auf der Landstraße ist sehr schön“, schwärmt er. Und auch wenn er sie nicht mehr auf der Victoria fährt, die rund 100 Kilometer Landstraße bis Strahwalde genießt er.

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